Ich habe nicht gesagt, dass ich mit allem, was Claw sagt inhaltlich übereinstimme, obwohl ich gern zugebe, dass meine Ansichten im Groben den seinen sehr ähneln.
Hier ging es mir aber mehr um den Diskussionsstil. Und ich habe auch gar nichts gegen harsche Worte, persönliche Spitzen und hier und da mal einen Seitenhieb, das kann auch belebend wirken und ich halte mich da selbst desöfteren nicht zurück. Aber man sollte dann auch den Anspruch haben, solche Schlagworte bei Bedarf versachlichen zu können, statt auf diesem Niveau zu verharren.
Das nur mal dazu.
Zur Sache:
Natürlich ist Fortbildung nicht für jeden aus eigener Kraft möglich und hier allein auf persönliche Verantwortung zu schauen ist zu kurz gedacht. Fort- und Weiterbildung hat drei Säulen: die Wirtschaft, also die Unternehmen, die Eigeninitiative der Betroffenen und den Staat. Ja ganz recht, den Staat. Denn in Bildung zu investieren heißt für mich nicht nur, in Jugendbildung zu investieren. Wo Potential vorhanden ist und wo durch sinnvolle Investitionen eine Verbesserung nicht nur für die Betroffenen, sondern auch gesamtwirtschaftlich erreicht werden kann, da sollten diese Möglichkeiten auch genutzt werden.
Wir haben in Deutschland leider eine eine unterentwickelte Kultur der beruflichen Weiterbildung und des lebenslangen Lernens. Dem abzuhelfen ist sogar Bestandteil des Koalitionsvertrags. Bis auf einige Analysen und konkrete Vorschläge von unterschiedlichen Seiten hat sich auf dem Gebiet aber, soweit ich weiß, bisher nicht viel getan.
Dennoch ist es wichtig, die individuelle Antwortung hervorzuheben, denn ohne den persönlichen Ehrgeiz der Betroffenen, in dieser Hinsicht etwas für sich zu erreichen und auch sich selbst ein Stück Lebenssicherheit und nicht zuletzt ja auch Erfüllung zu verschaffen, wird keine staatliche Maßnahme Früchte tragen. Wenn wir natürlich einen Menschen haben, der über die Ambition verfügt und in aller Redlichkeit die ihm verfügbaren Mittel nach besten Kräften zur persönlichen Weiterbildung und Weiterentwicklung einsetzt, aber aufgrund seiner misslichen ökonomischen Lage daran gehindert wird, gibt es Möglichkeiten der staatlichen Förderung, die man wahrnehmen sollte.
Das ist auch nicht nur eine Frage der Möglichkeit, sondern der puren Notwendigkeit. Denn wir werden in Zukunft gar nicht drum herumkommen, erheblich flexiblere berufliche Laufbahnen zu ermöglichen, weil es einem Industriearbeiter natürlich niemals möglich sein wird, seinen Beruf bis zur, demnächst ja noch steigenden Rentengrenze nachzugehen. Da müssen Möglichkeiten einer Umqualifizierung geschaffen werden.
Aber wie immer gilt, dass der Staat nur Türen öffnen und Angebote schaffen kann. Wer diese dann nicht wahrnimmt, verwirkt zu einem erheblichen Teil den Anspruch auf spätere Hilfe, wenn er dann mit leeren Händen dasteht.
Zusammenfassung: Wir brauchen beides, zunächst einmal viel Eigeninitiative, dann aber auch staatlich geförderte Angebote, um diese Initiative in die Tat umsetzen zu können, wo es ohne Hilfe nicht geht.
Am liebsten wäre mir übrigens, und auch das sei noch gesagt, wenn der Staat den Menschen passiv die bessere Möglichkeit gäbe, ihre Ambitionen zu verwirklichen, indem er ihnen z.B. von vornherein mehr von ihrem selbstverdienten Einkommen ließe, statt es erst durch Steuern und Abgaben abzuschöpfen und dann wieder, durch die Mühlen der Bürokratie verlangsamt und in der Wirkung gemindert, zurückzuzahlen.
Original geschrieben von tic0r
Ein Fabrikarbeiter hat diese tollen Möglichkeiten der Absicherung nicht und möchte trotzdem ein Leben führen, in dem er seine Zukunft planen und gestalten kann.
Nun seid ihr der Meinung er habe Pech und könne es mit seiner fehlenden Ausbildung eben nicht bzw. sollte es auch nicht können.
Wir, sowie ein großer, wachsender Teil der Bevölkerung, sind da anderer Ansicht.
Es ist schön, dass du und soviele andere Menschen in diesem Land dieser Ansicht sind, weil ja schließlich nicht sein kann, was nicht sein darf.
Aber wir leben nun mal in der Welt, wie sie ist, nicht wie wir sie gerne hätten.
Wir verteilen seit 50 Jahren mehr Kuchen, als wir backen und verklären uns die Welt so zurecht, dass sie mit unseren scheinfrommen Vorstellungen von sozialer Gerechtigkeit vereinbar ist.
Wenn wir nicht endlich aufwachen und anfangen, den Tatsachen ins Auge zu sehen, wird es bald nichts mehr zu verteilen geben. Und dann kriegen die da unten es noch mehr ab, als sie jetzt schon darunter leiden, dass wir offenbar vergessen haben, wie schnell sich die Erde dreht, statt Schritt zu halten.