Original geschrieben von uLti
2. Euer Menschenbild ist abseits der Realität. Auch wenn ich es als Axiom für Euer Gedankenmodell gerne zugrunde lege, darf nicht vergessen werden, dass Eure Gesellschaft schon allein deshalb nicht funktionieren kann. Hier gibt es übrigens eine Parallele zu anderen Utopien (z.B. Kommunismus).
Mein Menschenbild ist, dass der Mensch einen freien Willen hat und dazu in der Lage ist, die Welt objektiv wahrzunehmen (Anm.: Zu etwas in der Lage sein heißt nicht, dass man es auch immer tut!).
Desweiten (und hier wiederhole ich mich) propagiere ich das System nicht für andere Menschen, sondern für mich. Ich möchte in einer solchen Gesellschaft leben. Wenn ich genügend andere finde, kann ich mich zu so einer Gesellschaft zusammenschließen.
3. Euer Gesellschaftssystem ist nicht gewaltfrei. ...
Siehe weiter oben. Es geht nicht um Gewalt sondern um die Initiation von Gewalt. Es gibt einen wesentlichen Unterschied zwischen einem Mörder und einem Polizisten, der den Mörder festnimmt.
4. Der einzige abgeschaffte Zwang ist derjenige, den Staat über Steuern zu finanzieren. Aber auch dieses Problem wird nicht komplett gelöst, da der Staat nicht entfallen soll. Er soll lediglich über Spenden finanziert werden. Gibt es keine Spenden, funktioniert in Eurem System nichts. Keine Polizei, kein Recht, kein Staat. Ohne Spenden würde Anarchie herrschen. Da das auch in Eurem Staat kein Bürger will, herrscht ein faktischer Zwang zur Spende.
Wenn man etwas möchte, muss man etwas tun. Keioe besondere Erkenntnis. Was du hier aber übersiehst, ist die Differenzierung. Staat ist nicht gleich Staat. Wenn der Staat lauter Fehlurteile spricht und selbst als Verbrecher im In- und Ausland agiert, weshalb wollte man diesen unterstützen? Da spart man sich das Geld lieber und gründet einen eigenen Staat.
Desweiteren muss das gespendete Geld nicht unbedingt in einen großen Topf kommen. Inwieweit das im Einzelnen praktikabel ist, müsste man sehen, aber ich könnte mir vorstellen, dass man Spenden beispielsweise in Justiz, Polizei und Militär aufteilen könnte. Oder man spendet es einem Experten (z.B. einem Abgeordneten), der dann darüber verfügen kann.
Und was generelle Zwänge betrifft: Ja und? Hauptaugenmerk ist, dass ich keine Gewalt gegen andere initiieren möchte. Es geht darum, die von Menschenhand gemachten Zwänge zu beseitigen, nicht ein zwangloses Utopia zu gründen. Ein (*patriotische Musik*) friedliches, brüderliches Beisammensein muss doch möglich sein, das ist zumindest meine feste Überzeugung
5. Absolute Freiheit gibt es auch in Eurer Gesellschaft nicht.
Stimmt, habe ich aber auch nicht behauptet.
Ihr versucht zwar händeringend, mit der Privatautonomie zu argumentieren. Aber auch Ihr konntet keine eigenen Klauseln mit Eurem Mobilfunkanbieter aushandeln. Am Ende ist Freiheit nämlich doch diejenige des freien Fuchses im freien Hühnerstall. Der Stärkere und Mächtigere setzt seine Verträge durch. Friss oder stirb.
?
Kann dir hier nicht folgen. Erstens kann man natürlich Klauseln mit dem Anbieter aushandeln, sofern man im Gegenzug bereit ist, auch selbst Zugeständnisse zu machen (z.B. im Preis). Zweitens gilt das doch für beide Seiten. Wenn niemand mehr sein Handy kauft, dann kann das Unternehmen auch dicht machen.
6. Eure Gesellschaft schützt Minderheiten nicht. Es ist nie im Interesse der Erfolgreichen gewesen, die weniger Erfolgreichen an ihrem Glück teilhaben zu lassen. Gute Beispiele gibt es dafür in der Geschichte der Menschheit unzählige, von Rom über den Feudalismus bis zum Merkantilismus.
Es schützt das Individuum, die kleinste Minderheit auf dem Planeten. Oder was meinst du mit "die Gesellschaft schützt ..."? Dass sie Geld bezahlt? Dass es vom System unabhängig ist, ob Geld bezahlt wird, habe ich oben schon erläutert. Ich glaube du stösst dich einfach an der fehlenden Gleichmachung aller Menschen.
7. In Eurer Gesellschaft herrscht dauerhaft kein Frieden.
Die Vergangenheit hat gezeigt, dass es in einer Gesellschaft immer besonders Leistungsfähige und besonders Schwache gibt. In Eurer Gesellschaft gibt es keine Schranken für die Starken und keine Netze für die Schwachen.
Es gibt keine
staatlichen Netze, das ist richtig.
Warum es Schranken geben sollte weiß ich beim besten Willen nicht.
Neid und Verzweiflung der Schwachen führen automatisch zu einem Bürgerkrieg. Diese würden allerdings entgegen Claws Behauptung ganz sicher kein libertäres System einsetzen.
"Tell you a story about my grandfathers view after emigrating from Europe. He said, In Europe when some drive by in a fancy car some say he shouldnt have it; in North America they say, Hey Im going to get one like that."
Große Neider wird man unter den Unterstützern eines freiheitlichen Systems nicht finden.
Im Übrigen frage ich mich, warum du mit "Bürgerkrieg" argumentierst. Wo ist denn der Unterschied zwischen einem offenen Bürgerkrieg und einem Bürgerkrieg der über die Politik stattfindet? Dass die Leute statt mit Masken und Steinen mit Anzügen und Aktentaschen herumlaufen? Ergebnis ist doch dasselbe.
8. In Eurer Gesellschaft gibt es keine Chancengleichheit. Staatliche Bildungssysteme werden nicht zur Verfügung gestellt. Eine Informationsdisproportionalität ist die Folge. Dadurch wird viel volkswirtschaftliches Potential verschwendet, da die Egoisten immer an ihr Leben im hier und jetzt denken.
Ich bin vom Gegenteil überzeugt, der Staat verschwendet viel mehr. Aber volkswirtschaftliche Überlegungen werde ich zur Begründung meiner Position nicht benutzen. Selbst wenn bewiesen wäre, dass es den Leuten (egal ob insgesamt oder individuell) wirtschaftlich schlechter ginge, würde ich mein System befürworten, da Freiheit (von der Gewaltinitiation anderer) selbst einen Wert darstellt.
Im Volksmund: Jeder ist seines Glückes Schmied. Schade nur, dass manche ohne Arme geboren werden. Dann schmiedet es sich schlecht.
Welchem Teil meines Arguments bezüglich Behinderter stimmst du denn nicht zu? Es hängt nicht vom System ab, inwiefern Leute mit Behinderungen unterstützt werden.
Im Übrigen gefällt mir deine Verwendung von "Chancengleichheit" nicht. Chancen sind auf die Zukunft bezogen. Da du Umverteilung befürwortest, möchtest du, dass jeder *am Ende* gleich dasteht, nicht am Anfang!
9. Ein objektives Gesetz gibt es nicht. Meine These konnte nicht widerlegt werden. Deshalb gibt es keine absolute Rechtsklarheit. Rechtssicherheit gibt es nicht, da die Geschworenengerichte bestechlich sind. Eine Verquickung von Spendern und Empfängern ist nicht abzuwenden.
Mit objektivem Gesetz meinte ich genau das, das niedergeschriebene Gesetz. Inwiefern die
Justiz objektiv auf Basis dieses Gesetzes Urteile fällt, das hängt - wie in jedem System - von den direkt beteiligten Leuten und der darüber wachenden Bevölkerung ab. Wenn sich die Bevölkerung nicht mehr für eine gerechte Gesetzgebung oder Justiz interessiert, wird früher oder später auch Unrecht gesprochen. Kein System kann das verhindern.
10. In Eurer Gesellschaft gibt es einen viel schlimmeren Zwang. Es ist der Zwang, erfolgreich zu sein. Jeder versucht, so produktiv (gemessen alleine in Eigentum) wie möglich zu sein. Sich für die Gesellschaft aufzureiben, kann in Eurem Gesellschaftsmodell kein Wert sein (Salus populi suprema lex).
Warum kann das kein Wert sein und woraus folgt, dass alleine Eigentum einen Wert darstellen kann? Für mich wäre z.B. ein niedriger Level von Rassismus ein Wert, weil weniger rassistische Menschen für sich bessere Entscheidungen treffen, welche früher oder später auch mir nutzen können.
Original geschrieben von Dekonstruktion
Fraglich ist hier allerdings, was mit Bürgern passiert, die nur einer Teilmenge der gesellschaftlichen Vertragpunkte zustimmen, bspw. wenn sie ihren eigenen Interessen widerstreben. Kommt diesen Personen dann nur ein begrenzter rechtlicher Status zu und wie soll ich wissen, welchen Vertragspunkten mein Gegenüber zugestimmt hat?
Meinst du während der Transitionsphase vom Kollektivismus zum Kapitalismus oder wenn das System besteht?
Eine vernünftige Verfassung beschreibt, was der Staat alles *nicht* machen darf, es bedarf also nicht die Zustimmung des Einzelnen.
Vielleicht bist du auch einfach mal ein Beispiel an ^_^