Sozialstaat Deutschland Quo vaids?

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Hier ist mal eine Studie aus 2012 zum Thema Altersarbeitslosigkeit (ist ein PDF):
http://www.dgb.de/themen/++co++2dafaa02-c5c3-11e1-7ba0-00188b4dc422

Das würde das ganze noch viel krasser darstellen, als ich das gesehen habe. Ich kann mir nicht wirklich vorstellen, dass wirklich nur 10% der Arbeitnehmer, die mit über 50 noch versicherungspflichtig beschäftigt waren, nahtlos in die Altersrente übergehen.

Mal ein paar Quotes:
"(Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung) geht um das 60. Lebensjahr deutlich zurück. Nur ein gutes Viertel der Bevölkerung
dieser Altersgruppe hat noch einen sozialversicherten Job. In der Altersgruppe der 50- bis 54-Jährigen gingen noch 58,5 Prozent einer sozialversicherten Beschäftigung nach und in der Altersgruppe der 55- bis 59-Jährigen waren es 51 Prozent."

"Die Arbeitslosigkeit der 55- bis unter 65-Jährigen hat sich seit 2007 vervierfacht. Demgegenüber
ist die Zahl der Arbeitslosen im Alter zwischen 50 und unter 55 Jahren im gleichen Zeitraum
um ein Viertel gesunken."

"Die Chancen der beruflichen Wiedereingliederung sind damit nur etwas mehr als halb so hoch wie für Arbeitslose
insgesamt."

Ich les das gleich mal weiter, aber falls sich daran nicht signifikant was geändert hat, ist fraglich ob ein höheres Renteneintrittsalter tatsächlich noch sinnvoll wäre.
 
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Ich les das gleich mal weiter, aber falls sich daran nicht signifikant was geändert hat, ist fraglich ob ein höheres Renteneintrittsalter tatsächlich noch sinnvoll wäre.

Der Sinn hinter einer Erhöhung des Renteneintrittsalters ist eine reale Verringerung des Rentenniveaus. Niemand geht davon aus, dass die Menschen flächendeckend bis 70 arbeiten. Es ist die einzige Stellschraube, die sich halbwegs drehen lässt. Wir werden immer älter (schau einfach mal, um wie viele Jahre die durchschnittliche Lebenserwartung in den letzten 50 Jahre gestiegen ist), sind immer länger in Ausbildung (durch Studium, Weiterbildung, ...) und die Demographie lässt immer weniger Erwerbstätige immer mehr Rentner finanzieren. Renten unterliegen einem gewissen Bestandsschutz und lassen sich real nur durch mehr Inflation wie Rentenanpassung senken.
Wie willst du denn sonst verhindern, dass die Renten unbezahlbar werden?

€: 1950 war die Lebenserwartung laut Statista noch ca. 67 Jahre, für 2060 geht man von 87 Jahren aus (momentan stehen wir bei 82,5 Jahren). Versicherungen rechnen in ihren Sterbetabellen teilweise schon mit 100+, damit der Gewinn weiterhin stimmt.
 
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Verhindern lässt sich das mMn nicht mehr. Wenn man das Alter hochsetzt, führt das zu noch mehr Frühverrentungen, die dann wieder mehr Leute in die Grundsicherung treiben. Du sagst ja selbst, dass keiner davon ausgeht, dass dann allgemein bis 70 gearbeitet wird. Ich gehe jedenfalls nicht davon aus, dass das derzeitige Rentensystem ohne einschneidende Veränderungen noch 50 Jahre bestehen bleiben kann, sondern nach und nach durch immer stärkere private Vorsorge ersetzt wird.

Edit: In den letzten 70 Jahren hat sich die Lebenserwartung also um über 15 Jahre erhöht, die Lebensarbeitszeit scheint (hat jemand eine Statistik dazu?) allerdings nicht signifikant gestiegen zu sein. Das kann ja nicht ewig gut gehen.

Die Frage ist jetzt, wer sich da an eine echte Reform trauen soll? Das wäre ja politischer Selbstmord. In den nächsten 15-20 Jahren rechne ich erstmal damit, dass zunächst das Rentenniveau gesenkt wird und die Beiträge gleichzeitig steigen, bis irgendwann das Renteneintrittsalter weiter gesteigert wird. Nur kann man das ja nicht endlos so weiter treiben.
 
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Der Ziegentobi

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langfristig wird man nicht ohne ein UBI auskommen, und geburten kontrolle. da wir mehr menschen haben als gebraucht werden.
 

Gelöschtes Mitglied 137386

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und wie waere es wenn hartz4 bis zum monats ende reicht, oder geld dafuer da ist um gebrauchsgegenstaende zu ersetzen? ich spreche jetzt nicht davon dass es jeden tag der sonntagsbraten sein sollte, jedoch fuer einen schleck sollte es reichen. falls kinder vorhanden sind sollten diese unbedingt zugang zum internet haben mit einem laptop/smartphone. diese beiden sind heutzutage nicht mehr luxus sondern notwendig fuer die teilnahme an der gesellschaft.

Und deswegen ist das auch von Hartz4 abgedeckt. Internet gehört seit kA wievielen Jahren nach ständiger Rspr. zu den abzudeckenden Grundbedürfnissen. Für Kinder gibt es nochmal eigene Bildungszuwendungen und falls Haushaltsgerät kaputt gehen, werden diese auch vom Amt ersetzt. Ich hab so ein bisschen den Eindruck hier wissen viele gar nicht, wie großzügig und umfangreich die staatliche Fürsorge ausfällt und fallen so ein bisschen auf die linke "armes Deutschland" Propaganda rein.

@Schlemmer
Deine Studie ist vor allem eine Studie vom DGB. Es ist auch ohne zu lesen völlig klar, was diese "Studie" ergeben wird. "Alle sind viel zu arm, plz Staat giev allen ganz viel Moneys aber ohne irgendwas dafür zu fordern. Freibier für alle! Wie das finanziert wird? Völlig egal, "die Reichen"tm oder "die Wirtschaft".

Genau so langweilig wie eine Studie des Arbeitgeberverbandes, die wird immer sagen "alles viel zu teuer, viel zu hohe Sozialkosten, plz alles wegkürzen und uns alles Geld geben, wir können damit umgehen".

Das sind völlig undifferenzierte Lobbyorgansiationen ohne jeden wissenschaftlichen Anspruch.
 
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Ich dachte immer, für Haushaltsgeräte und andere Anschaffungen gibt es zinsfreie Darlehen, die dann über eine Kürzung des Regelsatzes zurückgezahlt werden? Hat sich das geändert?

Auch zu Coronazeiten liest man doch immer von Schülern, die keinen PC haben und wo das Amt dann auf ein im Haushalt existierendes Smartphone verweist. Klar, man kann sich vielleicht durch die Instanzen klagen und hat vielleicht gute Chancen, aber so ein Automatismus wie du das jetzt darstellst scheint das auch nicht zu sein.

Edit: http://doku.iab.de/kurzber/2018/kb1118.pdf
IAB Studie, die ein ähnliches Bild zeichnet.
 
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Also für eine Waschmaschine o.ä. gibt es meines Wissens konkrete Zuschüsse. In der Regel sind eben nur die sparsameren die Deppen. Wenn du z.B. 2000 € auf dem Konto hast (vielleicht für den Familienurlaub) könnte es passieren, dass das erst angegangen werden muss. Aber das Amt gibt dir diese Dinge, ganz einfach weil das unter "menschenwürdiges Leben" fällt.

Problematisch sind da eben Fälle wie alleinerziehend 3 Kinder. Ich denke mehr wie einen Laptop / PC für die ganze Familie stellt das Amt nicht. Wenn der ganze Unterricht nur online ist, wird das knapp mit einem Rechner. Bei Druckern etc. (um das Material auszudrucken) bin ich mir auch unsicher.
Engpässe durch Krisenzeiten sind einfach nicht wirklich mit bedacht (da abseits der normalen Norm). Und das kostenlose Mittagessen in der Betreuung entfällt eben auch, wenn die Einrichtung zu hat. Die Krisenzeit ist schon kacke, aber da sind Menschen in Hartz4 nicht alleine...
 
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Scheint so ein Fall zu sein, wo ein Zuschuss regelmäßig eingeklagt werden muss, zumindestens findet man recht viele Fälle, wo das der Fall ist. Anscheinend ist es so, dass man die Erstausstattung einer Wohnung mit Haushaltsgeräten auf jeden Fall bekommt, danach wäre das wohl über Darlehen geregelt.
Besagt zumindestens auch das entsprechende Gesetz: https://www.gesetze-im-internet.de/sgb_2/__24.html
 

Gelöschtes Mitglied 137386

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Darlehen ist nach dem von dir zitierten Gesetz nur eine Alternative. Da steht ODER. Das Amt kann die Zuwendung auch als Geldleistung oder Sachleistung erbringen. Was auch völlig logisch und vernünftig ist, wenn einer keine Waschmaschine bedienen kann und deshalb 2 pro Jahr verschleißt, wäre es wohl kaum angemessen ihm jedes Jahr 2 neue Maschinen hinzustellen. Dann gibts halt nur noch Darlehen.
 
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Nein, zwischen Geld/Sachleistung und Darlehen steht kein ODER sondern ein UND. D.h. man erhält eine Waschmaschine oder das Geld dafür und zwar als Darlehen. Siehe auch "Bei Sachleistungen wird das Darlehen in Höhe des für die Agentur für Arbeit entstandenen Anschaffungswertes gewährt"
 

Gelöschtes Mitglied 137386

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Nein, zwischen Geld/Sachleistung und Darlehen steht kein ODER sondern ein UND. D.h. man erhält eine Waschmaschine oder das Geld dafür und zwar als Darlehen. Siehe auch "Bei Sachleistungen wird das Darlehen in Höhe des für die Agentur für Arbeit entstandenen Anschaffungswertes gewährt"

Oh stimmt, da habe ich zu flüchtig gelesen. Andererseits ist die Tilgung der Darlehen ja nach §42 a Abs.4 - 6 SGB II abschließend geregelt und erfolgt durch Aufrechnung auf den ALG II Anspruch, der widerum nach unten durch die Pfändungsfreigrenze gedeckelt ist. D.h. solange die Person weiter Hartz4 bezieht, kann da gar nicht besonders viel abgezogen werden (wenn überhaupt, bin mir grad nicht sicher wie sich der Regelsatz mit dem Pfändungsfreibetrag verhält).
 
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Maximal 10% des Regelsatzes als Tilgung hab ich bei einer kurzen Googlesuche gefunden. Soweit ich das verstehe, gilt das für alle Darlehen zusammen, also nicht 10% für die Waschmaschine und 10% für den Kühlschrank oder so.
 

parats'

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Verhindern lässt sich das mMn nicht mehr. Wenn man das Alter hochsetzt, führt das zu noch mehr Frühverrentungen, die dann wieder mehr Leute in die Grundsicherung treiben. Du sagst ja selbst, dass keiner davon ausgeht, dass dann allgemein bis 70 gearbeitet wird. Ich gehe jedenfalls nicht davon aus, dass das derzeitige Rentensystem ohne einschneidende Veränderungen noch 50 Jahre bestehen bleiben kann, sondern nach und nach durch immer stärkere private Vorsorge ersetzt wird.

Edit: In den letzten 70 Jahren hat sich die Lebenserwartung also um über 15 Jahre erhöht, die Lebensarbeitszeit scheint (hat jemand eine Statistik dazu?) allerdings nicht signifikant gestiegen zu sein. Das kann ja nicht ewig gut gehen.

Die Frage ist jetzt, wer sich da an eine echte Reform trauen soll? Das wäre ja politischer Selbstmord. In den nächsten 15-20 Jahren rechne ich erstmal damit, dass zunächst das Rentenniveau gesenkt wird und die Beiträge gleichzeitig steigen, bis irgendwann das Renteneintrittsalter weiter gesteigert wird. Nur kann man das ja nicht endlos so weiter treiben.

Auf die Gefahr meinen Post auf Seite 1 zu wiederholen. Es gibt nur drei grundlegende Stellschrauben um jetzt politisch etwas zu bewirken (das Beispiel von SFJunky zur Produktivität ist zwar super und richtig, aber der Einfluss der Politik ist gering).
Beitragshöhe und Niveau sind ein politischer Selbstmord, mir fällt keine Story ein um das der Bevölkerung zu verkaufen. Das Eintrittsalter geht mit steigender Lebenserwartung in der Tat auf, denn pro 12 Monate zusätzlicher Lebenszeit die Arbeitszeit um 8 Monate zu verlängern ist nur fair.
 
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Mehr Sozialleistungen zu fordern ist auch immer einfach, ich fände es ja auch geil, wenn jeder nen Auto geschenkt bekommen würde. Aber irgendwo muss das Geld ja herkommen. Also woher? Auf Kosten der Bildung? Oder des Gesundheitssystems?
Meist kommt dann "die Reichen sollen mehr abdrücken!" Bin ich prinzipiell sogar dafür, vor allem sollten alle in die Sozialsysteme einzahlen müssen. Nur leider fehlt es dann doch meist an einem realistischen Konzept, wie man das umsetzen kann.

Man könnte natürlich die Bundeswehr abschaffen :deliver:
 
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Das blendet aber aus, dass Menschen nicht unbedingt deutlich länger die Anforderungen des Arbeitsmarkts erfüllen, nur weil sie länger leben. In vielen Branchen scheint mit Ü60 einfach Schluss zu sein, dann ist das Arbeitsleben eben zu Ende. Das sind gleichzeitig auch die Branchen, die eher niedrigere Löhne zahlen. Ob man Leute die 45 Jahre in einem Job verbracht haben dann noch in einen Job mit möglicherweise höherem Qualifikationsbedarf vermittelt bekommt, bezweifle ich.

Ich sehe es jedenfalls nicht als Lösung, das Renteneintrittsalter pauschal immer weiter nach oben zu korrigieren, wenn klar scheint, dass der Anteil der Leute die bis zu diesem Alter auch tatsächlich arbeiten können immer weiter sinken wird. 70 kann man außerhalb von körperlich sehr anstrengenden Jobs vielleicht noch vertreten, aber ich sehe nicht, wie man das Renteineintrittsalter dann noch viel weiter hochziehen will.

Um "mehr Sozialleistungen" geht es mir auch nicht unbedingt. Mir geht es viel eher darum, dass wir versuchen ein Rentensystem zu stützen, das auf lange Sicht Aufgrund des demographischen Wandels und immer weiter steigender Automatisierung so nicht zu halten sein wird. Ein besseres Konzept fällt mir allerdings spontan auch nicht ein.
 

Gelöschtes Mitglied 137386

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Das blendet aber aus, dass Menschen nicht unbedingt deutlich länger die Anforderungen des Arbeitsmarkts erfüllen, nur weil sie länger leben. In vielen Branchen scheint mit Ü60 einfach Schluss zu sein, dann ist das Arbeitsleben eben zu Ende.

Das dürfte überwiegend für Branchen mit körperlicher Arbeit zutreffen und diese sind ja bekanntlich im Zuge der Automatisierung stark rückläufig.

Momentan arbeiten etwa 75% der Werktätigen im teritären Sektor, 1990 waren es noch 59% und 1980 gar nur knapp die Hälfte. Insofern ist dein Einwand nicht falsch, aber eben ein Randproblem. Natürlich wäre es hier richtig zu differenzieren. Ich finde auch, dass das gesetzliche Renteneintrittsalter für einen Bergwerksarbeiter deutlich anders sein sollte als für einen Anwalt.

Das ist aber aufgrund der o.g. Zahlen kein Gegenargument um das Renteneintrittsalter für die absolute Mehrheit von 3/4 der Werkttätigen nicht zu erhöhen.
 

parats'

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Das blendet aber aus, dass Menschen nicht unbedingt deutlich länger die Anforderungen des Arbeitsmarkts erfüllen, nur weil sie länger leben. In vielen Branchen scheint mit Ü60 einfach Schluss zu sein, dann ist das Arbeitsleben eben zu Ende. Das sind gleichzeitig auch die Branchen, die eher niedrigere Löhne zahlen. Ob man Leute die 45 Jahre in einem Job verbracht haben dann noch in einen Job mit möglicherweise höherem Qualifikationsbedarf vermittelt bekommt, bezweifle ich.

Ich sehe es jedenfalls nicht als Lösung, das Renteneintrittsalter pauschal immer weiter nach oben zu korrigieren, wenn klar scheint, dass der Anteil der Leute die bis zu diesem Alter auch tatsächlich arbeiten können immer weiter sinken wird. 70 kann man außerhalb von körperlich sehr anstrengenden Jobs vielleicht noch vertreten, aber ich sehe nicht, wie man das Renteineintrittsalter dann noch viel weiter hochziehen will.

Um "mehr Sozialleistungen" geht es mir auch nicht unbedingt. Mir geht es viel eher darum, dass wir versuchen ein Rentensystem zu stützen, das auf lange Sicht Aufgrund des demographischen Wandels und immer weiter steigender Automatisierung so nicht zu halten sein wird. Ein besseres Konzept fällt mir allerdings spontan auch nicht ein.

Der demografische Wandel hat ein Ende, Mitte der 40er sollte sich die Kurve afaik entspannen.
Die Alternative zum Renteneintritt sind eine Absenkung des Niveaus oder höhere Beiträge.
Hey stell die vor, gehst du früher in Rente gibt es einen Abschlag und dein Niveau sinkt. Da ist heute schon so, aber da wird auch immer nur gejammert. Unser System lässt keine Abschlagsfreie Rente bei früherem Eintritt dazu, das gibt das Konzept nicht her. Zuwanderung wird zudem dieses Problem niemals endgültig lösen, da auch Zuwanderer Anwartschaften aufbauen.

Was man der Politik ankreiden kann ist der billige Taschenspielertrick mit der Besteuerung der Rentenbezüge. Auch wenn es offiziell keine Steuererhöhungen gab, so haben die Renten in den letzten Jahren doch ordentlich Geld in die Kasse gespült.

Ob eine Zusammenlegung der RV und den Pensionen von Beamten und Staatsbediensteten erfolgsversprechend ist, kann ich nicht beurteilen. Auch das Norwegen-Modell mit einem Fond muss kein Erfolg sein, denn prinzipiell funktioniert unser Modell wenn wir uns alle auf Solidarität verständigen und dazu zählt eben auch ein längeres Arbeitsleben, wenn es die Gesundheit zulässt.
 
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Gelöschtes Mitglied 683837

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Dieses Topic hat so unfassbar viele kleine Eckpunkte, zu denen ein Essay gerechtfertigt wäre. Mal plakativ:

SFJ:

Was 1-EUR-Jobs und meinetwegen auch Leiharbeit angeht habe ich ja schon geschrieben, dass es nicht unmöglich ist zum Beispiel die Rotation auszuschließen, was ja genau eine der Strategien ist die zu den von Horst gemeinten Problemen führt. [...]
Kuint:
Frühverrentungen verschenken setzt leider auch gefährliche Fehlanreize.

1-Euro-Jobs gliedern keinen Langzeitarbeitslosen wieder ins Leben, selbst die Ziele einer "Aktivierungsmaßnahme" würde ich bestreiten, es ist faktisch eine reine Strafe, wenn dem Berater sonst keine Sanktionen mehr einfallen. Es gäbe in dem Bereich sehr viel sinnvollere Aktionen, die letztlich auf dem Rücken der Krankenkasse erfolgen müssten. Psychische Unterstützung, Sozialarbeiter und generelle Methodenkompetenzen. In den marginalen Fällen, in denen jemand dadurch "Arbeit" findet, ist es bestenfalls eine Aufwärtsmobilität in einen 450€-Job, den genau genommen keiner sonst machen will. Gratulation.

450€-Jobs und Leiharbeit sind ähnlich tolle Instrumente, bei denen Unternehmer (tm) immer so tun, als wären die alternativlos und das beste Planungstool vong die Welt. Sind sie nicht, man kommt auch ohne klar, nur müsste man halt mal etwas besser planen und nicht jeden Scheiß bis ins letzte "optimieren" (das bedürfte wahrscheinlich einer Ausführung, aber Zeitmangel).

Horst hat es schon ausgeführt, Frühverrentung ist eigentlich der Standard, um Leute ab ~50 aus dem Erwerbsleben zu drängen. Statistisch lässt sich das kaum mehr abbilden, weil es so viele "Förderungen" in dem Bereich gibt, die das rausrechnen. Es geht von endlosen Rehas, über das Dreieck RV<>GV<>BA, oder vma. Frühverrentungen, Transfergesellschaftsspielen bis hin zu reinen Statistikschiebungen. Irgendwer hat auch noch das Schlagwort "Lebenslanges Lernen" gedroppt - da bin ich aktuell unterwegs. Als ob das in der Wirtschaft irgendwen für diese Altersgruppe ernsthaft interessiert.
 

Gustavo

Doppelspitze 2019
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Der Sinn hinter einer Erhöhung des Renteneintrittsalters ist eine reale Verringerung des Rentenniveaus. Niemand geht davon aus, dass die Menschen flächendeckend bis 70 arbeiten. Es ist die einzige Stellschraube, die sich halbwegs drehen lässt. [...]
Wie willst du denn sonst verhindern, dass die Renten unbezahlbar werden?


Das wiederum ist so nun auch nicht wahr. Wenn in der Vergleichenden Politischen Ökonomie bzgl. der deutschen Rente irgendetwas auffällt, dann ist es Folgendes: In so ziemlich jedem Land ist die Lohnersatzquote progressiver ausgestaltet als bei uns. Auf Dauer wird man nicht drumherum kommen, das Äquivalenzprinzip aufzuweichen, wenn man Altersarmut weiterhin vermeiden will.
 
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Unabhängig von der Notwendigkeit verstehe ich nicht, weshalb man das nicht eh stärker pusht schon aus Gerechtigkeitsgründen.
Die meisten Menschen halten ja bereits die Lohnverteilung wenigstens in Teilen für ungerecht. Nun kann man bei Erwerbsarbeit noch Argumente dafür finden, dass sie nach Knappheit bezahlt werden sollte.
Die gesetzliche Rente sollte imo primär dem Zweck dienen einen angemessenen Lebensstandard im Alter für alle zu sichern, nicht die Verteilung der Erwerbslöhne mit ihren Ungleichheiten in den Ruhestand fortzuschreiben.

Man muss ja nicht gleich voll Dänemark gehen. Aber ein sinnvolleres System schiene mir, dass man eine auskömmliche Mindestrente oberhalb des Existenzminimums festlegt sowie eine Höchstrente und dazwischen nach Faktoren staffelt, die dem allgemeinen Gerechtigkeitsempfinden entsprechen, bspw. nach Lebensarbeitszeit mit einem Bonus für Kindererziehung usw.

Und man sollte, auch wenn das verfassungsrechtliche Grenzen hat, dringend Wege finden, um die elende Besitzstandswahrung zu beenden. Wenn ich mir allein die absurden Unterschiede angucke zwischen meiner Eltern- und Großelterngeneration, wird mir schlecht. Es kann imo nicht sein, dass man Altansprüche auf Teufel komm raus durchdrückt, während bei den Jüngeren jetzt schon klar ist, dass sie lange kein vergleichbares Niveau erreichen.
 
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Gecko:
Ich habe das Fass mit den 1-EUR-Jobs nicht aufgemacht und will sie auch nicht verteidigen. Der Punkt ist, dass es zweifellos sinnvolle Maßnahmen zur Verbesserung der Chancen von Arbeitslosen gibt. Meine Reaktion war v.a. auch: Steuertarif so anpassen, dass man genau diese Gestaltungen wie bspw. 450 EUR Jobs und Gleitzone usw. nicht mehr benötigt.
Es steht mE außer Frage, dass es keine grundsätzlich tolle Idee ist Leute aus dem Erwerbsleben zu drängen weil eigentlich jeder irgendetwas Sinnvolles leisten könnte … zumindest prinzipiell.
Das reelle Problem ist aber, dass es eben a) auch genügend Menschen gibt die keine Lust auf Arbeiten haben und/oder unfähig sind aus Fehlern zu lernen und Verantwortung zu übernehmen, und b) viele Menschen leider von ihren arbeitsrelevanten Fähigkeiten her einfach zu ersetzen sind, weil sie eben weder Elan und Engagement noch sonst irgendetwas relevantes zu bieten haben und schlimmstenfalls eventuell auch noch ungeschickt sind.
In einer reinen Marktwirtschaft gehen solche Menschen komplett unter, weil sie in einer reinen Marktlogik wertlos sind. In einer sozialen Marktwirtschaft ist es die Aufgabe der Gesellschaft auch diesen Menschen eine Perspektive zu bieten. Keine einfache Aufgabe, aber eine die gelöst oder zumindest angegangen werden muss.
Die Kritik durch die wir auf 1-EUR Jobs kamen war, dass ich fand, dass Geld mit der Gießkanne raushauen totaler Mist ist. Und ich finde nach wie vor, dass auch den Menschen die besonders arm dran sind nicht durch sinnloses raushauen von Scheinchen geholfen wird, sondern nur durch kurz- bis langfristig durchdachte Maßnahmen.

Kuint:
Was willst Du denn sonst machen als versuchen jemanden weiterzubilden und weiterzuqualifizieren? Was für ein Menschenbild und Realitätsverständnis ist das denn zu sagen, dass erstens Menschen nichts Sinnvolles mehr hinzulernen können und zweitens es unmöglich/unzumutbar ist auch mit 50+ etwas neues zu finden? Den (impliziten) Anspruch zu haben, dass man ein Recht auf Kündigungsschutz oder Durchfüttern bis ins die Rente hat wenn man die 55 erreicht hat, und das auch noch ohne den Risiken ausgesetzt zu sein denen alle anderen ausgesetzt sind … macht mich schon etwas ratlos. Was ist denn eine bessere Definition von "allgemeines Lebensrisiko" als die Tatsache, dass man halt nicht damit rechnen kann, dass man sich nach dem Ende der Ausbildung nie weiterbilden muss und es mit den Gehältern eben nicht immer nur weiter nach oben geht?
Es gibt mE kein moralisches Recht auf Andersbehandlung durch Alter über die Regelungen hinaus die ohnehin schon bestehen wie z.B. die Sozialauswahl bei betriebsbedingten Kündigungen, längeres ALG usw. Diese Maßnahmen sind doch schon dazu gedacht die Effekte der Alterung auszugleichen. Wenn ich damit leben muss, dass ich mal Pech habe, warum meinst Du, dass es unzumutbar ist wenn ältere Menschen auch diesem Risiko ausgesetzt sind?
Als Nachgang zu dem was ich da schon schrieb: Wenn man so denkt, dann setzt man genau den falschen Menschen Anreize dazu sich möglichst dumm und unfähig zu stellen, auf dass sie stets versucht werden sich auf Kosten der Allgemeinheit vom Arbeitsmarkt zurückzuziehen. Das ist gegenüber beiden Gruppen unfair.
Und die Forderung nach einem BGE/UBI ist mE einfach nur bescheuert. Damit etabliert man erst recht den Gedanken, dass es das Recht des Einzelnen ist zu bestimmen, ob er etwas zur Gesellschaft beitragen will oder nicht, während er gleichzeitig das volle Anrecht darauf hat von der Gesellschaft ausgehalten zu werden. Das ist institutionalisierte Verantwortungslosigkeit die jedem garantiert seinem Orchideenhobby auf Kosten der Allgemeinheit nachzugehen. Ich sehe nicht wie es Grundlage eines Gesellschaftsvertrags sein kann wenn man sagt "die ökonomisch Produktiven müssen bedingungslos die ökonomisch Unproduktiven durchfüttern und haben kein Recht diese zumindest zu einer Beteiligung an irgendetwas zu bewegen."

BaHaMaMaMa:
Jo, das ist auch ein Punkt der mich maßlos nervt. Kaum etwas ist nerviger als jemanden als Härtefall vorgehalten zu bekommen der sich einfach null um Rente oder Altersabsicherung generell gekümmert hat, die Kohle rausgefeuert hat als ob es kein morgen gäbe und dann über die Ungerechtigkeit der Welt heult, wenn er merkt, dass das eigene Konsum- und Sparverhalten Konsequenzen hat. Noch schlimmer sind dann nur noch diejenigen die dann auf den Kapitalismus schimpfen oder gleich die komplette Verantwortungslosigkeit predigen indem sie alles vom Staat regeln lassen wollen. :8[:

Heator:
Wie willst Du bestimmen wer einen härteren Job hatte und festlegen wer wie früher in Rente gehen darf? Das ist die Büchse der Pandora weil das eine neue Art von Oppression Olympics etabliert wo jeder seinen Beruf bzw. seine Tätigkeit zum Knochenjob definiert um bloß schneller verrentet zu werden.

Horst:
Was ist die Alternative zu Weiterbildung und Umqualifizierung? Es ist doch genauso verkehrt einfach mit den Schultern zu zucken und nichts zu tun. Die Problematik, dass sich Wissen schneller überholt wird mittelfristig eher nicht kleiner werden, und die Lebensdauern auch nicht. Das ist ein Problem für das es eine Lösung braucht. Zum einen dafür, dass man länger arbeiten kann, dann natürlich so, dass man es auch irgendwie leisten kann, und dafür, dass man auch für veränderte Tätigkeiten die nötigen Fähigkeiten erwerben kann.

Gustavo:
Was meinst Du mit progressiver Lohnersatzquote? Die Äquivalenz aller erworbenen Rentenpunkte oder den flachen Verlauf der Ziel-Lohnersatzquote der Eckrente oder die Deckelung der Rentenbeiträge bei 2x Durchschnitt? Ich raffs grad nicht.

parats:
Produktivität spielt schon aus Gründen keine wirkliche Rolle bei der Rentenberechnung und -diskussion. Durch das aktuelle System werden Produktivitätsgewinne automatisch weitergegeben indem der Rentenwert steigt. Gleichzeitig wäre ein Wegdiskutieren der Tragfähigkeitsprobleme des Rentensystems bei konstantem Eintrittsalter mit Verweis auf die Produktivität mit schwerwiegenden Folgen verbunden. Klar kann man sagen, dass man die Produktivitätszuwächse dazu nutzt das stetig schlechter werdende Verhältnis von Beitragszahler zu Bezieher auszugleichen. Das bedeutet aber auch, dass dann die Wohlfahrtsgewinne durch diese Produktivitätszuwächse genau dahin gehen und nicht in die erhöhte Wohlfahrt zum Beispiel der arbeitenden Bevölkerung. Daraus folgt, dass man entweder den Lebensstandard der Erwerbstätigen auf Kosten der Rentner senkt, oder, dass die Produktivitätssteigerung so groß ausfallen muss, dass beides möglich ist, also auch der Lebensstandard steigt. Anders gesagt: Man muss sich schon extrem strecken, oder man fällt im Lebensstandard merklich hinter die Länder zurück deren Demographie in Ordnung ist, denn es wäre vermessen zu behaupten, dass man es schafft ein Vielfaches der sonst "normalen" Produktivitätsgewinne zu produzieren. Gerade auch weil es ein häufig gehörtes Argument ist, dass man die mangelnde junge Arbeitskraft ja durch attraktive Arbeitsbedingungen importieren kann. Wenn man sich auf den Ausgleich über die Produktivität verlässt, vergrault man sich die Arbeitskräfte, denn die haben dann eher einen Anreiz dahin zu gehen wo die Produktvitätszuwächse anders verteilt werden.
Zsfg.: Die Last auf immer weniger Schultern verteilen funktioniert nicht solange es Bewegungsfreiheit gibt.
Der Verweis darauf, dass es in 20 Jahren besser wird wenn die Babyboomer alle tot sind ist kein Trost, denn dann haben wir alle trotzdem den Großteil unseres Lebens damit verbracht uns den Rücken krumm zu machen für die Rentnergeneration die die Konsequenzen ihrer Handlungen nie wirklich spüren musste und müssen dann nochmal 10 Jahre später damit leben, dass wir im Gegensatz zu erwähnter Generation nochmal 5+ Jahre länger arbeiten dürfen. Unser Erwerbsleben war dann gezeichnet von hohen Abzügen, dafür bekommen wir von weniger dann mehr Prozent, durften anderen bei 20+ Jahre Rentengenuss zuschauen und bekommen selbst vielleicht 10-15 Jahre. Tolle Wurst.
 
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Ich hab das so interpretiert, dass Gustavo die Proportionalität zwischen Einkommen und Rente meint.
 
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Wegen der Corona-Krise fordern Wirtschaftspolitiker der Union im Bundestag, den Mindestlohn in Deutschland abzusenken oder zumindest im kommenden Jahr nicht wie geplant zu erhöhen. Das geht aus dem sechsseitigen "Wachstumsprogramm für Deutschland" der AG Wirtschaft und Energie hervor. Der gesetzliche Mindestlohn wurde zuletzt im Januar auf aktuell 9,35 Euro erhöht.
Der Herrgott nimmts...und dann nimmt er's nochmal.
 

parats'

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@boot
Die Anführung der Produktivität kam initial von SFJunky. Aktuell muss die gesteigerte Produktivität in einem Lohnzuwachs münden, um die ans Lohnniveau gekoppelten Renten mit anzuziehen (dieses Jahr afaik 3,5 west und 4,2 ost auf Basis 2019).

Ob es 2020 zu einem Zuwachs der Löhne kommt steht noch aus, sieht aber wohl eher nicht danach aus. Die Renten werden aber 2021 nicht sinken, da hat sich die Politik leider etwas Flexibilität geraubt. Das kann man ihr gerne ankreiden.
Natürlich ist es ein schwacher Trost, dass wir in 20j+ die Babyboomer überlebet aber auch gut finanziert haben.
Was aber immer vergessen wird, ist die Tatsache, diese Menschen zu ihrer aktiven Zeit im Arbeitsmarkt dieses System getragen haben und das Fundament dessen waren, was wir heute haben. Die Ganzen politischen Entscheidungen die uns u.a. ein längeres Leben ermöglicht haben, mussten irgendwie finanziert werden und es ist nur fair als Profiteur in der jungen Generation der älteren etwas zurückzugeben.

Wie gesagt, meiner Einsicht nach sollten die Renten den Aufschwung und den Abschwung mitnehmen, dass wäre die Solidarität die ich von allen einfordere. Dann ist ein Eintrittsalter mit schrittweise Richtung 70 auch kein Problem, weil die Story dahinter zumindest stimmig ist.
 
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Was aber immer vergessen wird, ist die Tatsache, diese Menschen zu ihrer aktiven Zeit im Arbeitsmarkt dieses System getragen haben und das Fundament dessen waren, was wir heute haben. Die Ganzen politischen Entscheidungen die uns u.a. ein längeres Leben ermöglicht haben, mussten irgendwie finanziert werden und es ist nur fair als Profiteur in der jungen Generation der älteren etwas zurückzugeben.
Dieses Argument ist doch eine rhetorische Seifenblase. Jede Generation trägt das System und schafft das Fundament für die nachfolgende. Das ist eine komplette Nichtaussage. Wenn du diese Kiste schon aufmachen willst, musst du schon etwas konkreter werden.
Was haben uns die Babyboomer denn Tolles hinterlassen? Zu wenig Kinder, hässliche Neubauten, marode Infrastruktur, einen Schuldenberg und eine katastrophale CO2-Anreicherung in der Atmosphäre. Danke für nichts ...
 
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parats'

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Hallo "how dare you" Greta. :)
Die Babyboomer haben uns einen funktionierenden Staat hinterlassen in dem man soweit ziemlich gut und frei leben kann.
Hätte unsere Generation es denn besser machen können? Hätten wir dann mehr Kinder, schönere Neubauten, solide Infrastruktur und wären dabei Schuldenfrei? Stell dich nicht so naiv an oder lass das trollen. Wir ordnen dem Klimawandel aktuell eine Menge unter und es ist unser Opfer, was wir als Generation bringen damit die nachfolgenden Generationen es nicht ausbaden müssen.
Nimm es mir nicht böse, aber deine Aussage wirkt herablassend, undankbar und verkennt jegliche soziale Strukturen die sich in den Jahrzehnten aufgebaut haben.
Gehe mal bitte in dich und überlege dir, ob Du nicht viel lieber in einem anderen Land aufgewachsen wärst, wo Du genau deine Kritikpunkte heute nicht findest.
Deutschland ist kein perfektes Land, aber wir haben ein Umfeld in dem wir alle sehr gut, lange und gesund leben können. Jetzt so zu tun, als wäre uns das Glück in die Wiege gelegt ist einfach nur blind.
 
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Achso, und dieses Land haben sie Babyboomer aus dem Nichts erschaffen?
Ich glaube nicht, dass man irgend jemandem vorwerfen oder zugute halten kann, dass er in seiner Zeit lebt.
Nur wenn man das tut - und du warst es, der angefangen hat von Verdiensten zu sprechen -, dann komme ich eher zu dem Schluss, dass gerade die Babyboomer es im historischen Vergleich sehr gut hatten.
Darum stört mich das Gerede davon, dass wir dieser Generation gegenüber bin besonderem Maße verpflichtet seien.
 
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Die Babyboomer haben afaik ne ganze Ecke mehr gearbeitet als wir.
 
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Auf die schnelle habe ich das hier gefunden:
http://www.sozialpolitik-aktuell.de/tl_files/sozialpolitik-aktuell/_Politikfelder/Arbeitsmarkt/Datensammlung/PDF-Dateien/abbIV3.pdf

Die Arbeitsstunden je Erwerbstätigen entwickeln sich im langfristigen Trend kontinuierlich rückläufig. Während im Jahr 1970 in Westdeutschland
1.966 Arbeitsstunden pro Jahr und Erwerbstätigen anfielen, waren es im Jahr 2019 in Deutschland nur noch 1.386 Arbeitsstunden. Besonders
deutlich war der Rückgang von 1970 bis 1990 im früheren Bundesgebiet: die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden je Erwerbstätigen ging in dieser
Zeit um fast 20 % zurück (vgl. Tabelle IV.46)

Ok, "ganze Ecke" ist in Bezug auf die Baby Boomer diskutabel, aber auf jeden Fall arbeiten wir immer weniger. Die Zahlen werden durch die Wiedervereinigung noch ein bisschen verwässert.

Edit: verlängerte Ausbildungszeiten sind da auch nicht mit drin.
 
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Das ist aber "pro Erwerbstätigen", das waren 1970 noch einige weniger (vor allem natürlich bei Frauen).
 
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Eine Frau, die nicht gearbeitet hat, bekommt ja auch keine nennenswerte Rente.
 
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Ja, aber in den aktuellen Zahlen sind da halt sicher einige Frauen in Teilzeit drin, deswegen funktioniert dieser Vergleich mit "pro Jahr und Erwerbstätigen" nur mäßig.
 
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Das sind aber Zahlen pro Erwerbstätigen. Frauen dürften früher viel öfter gar nicht oder fast gar nicht gearbeitet haben, während der Mann für zwei plus verdiente.

[Edit]
Too slow.
 
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Ich habe jetzt noch auf Wiki diese Grafik zum Arbeitsvolumen gefunden:
Entwicklung_von_Arbeitsvolumen_und_Erwerbspersonenpotential.gif


Da hat man natürlich einen riesen Einschnitt durch die Wiedervereinigung. Ansonsten findet aber auch eine Abnahme statt.

Das Arbeitsvolumen pro Erwerbstätigem sank von 1960 bis 2010 um 31 Prozent, das Arbeitsvolumen pro Einwohner um 29 Prozent
 
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Die Menschen haben früher im Schnitt aber auch deutlich früher mit dem Arbeiten angefangen, oder nicht? Mit nem Hauptschulabschluss kannst du dich heute doch nur noch für H4 bewerben und für nen Job bei McD brauchst du Abitur mit Bachelor. Mit 15/16 Arbeiten anfangen und trotzdem Teil der Mittelschicht sein war damals dagegen normal.
 
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Ja, eben. Da hat man auch nix vom Traumjob gefaselt. Da wurde die Arbeit gemacht, die anfiel, egal wie scheiße die war (leichte Polemik).
Man hat heute schon mehr Freizeit bei gleichzeitig angenehmerer Arbeit.
 

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Auf die schnelle habe ich das hier gefunden:
http://www.sozialpolitik-aktuell.de/tl_files/sozialpolitik-aktuell/_Politikfelder/Arbeitsmarkt/Datensammlung/PDF-Dateien/abbIV3.pdf



Ok, "ganze Ecke" ist in Bezug auf die Baby Boomer diskutabel, aber auf jeden Fall arbeiten wir immer weniger. Die Zahlen werden durch die Wiedervereinigung noch ein bisschen verwässert.

Edit: verlängerte Ausbildungszeiten sind da auch nicht mit drin.

1970 waren die Babyboomer irgendwas zwischen 6 und 34 Jahren, also fängt wohl mit denen der Trend zum geringer Arbeitszeit an. Ich glaube da verwechselt man schnell Kohorten und fällt in die Propagandafalle des Senioritätsrespekts.
 
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