Eine gute Frage, aber ich fürchte es ist noch viel schlimmer als man es sich so vorstellt:
http://www.youtube.com/watch?v=Rc2oZS7r53E
Solche Videos kannst du mit allen Leuten zu allen möglichen Themen produzieren, Abgeordnete machen da keine Ausnahme. Wenn du jemanden zu Details außerhalb seines (oder ihres) Spezialgebietes fragt, wird es schnell dünn. Natürlich gibts auch schwarze Schafe, die sich zu wenig mit Themen beschäftigen, aber dieses pauschale, was da gern transportiert wird, ist einfach unfair.
Ich habe mir mal die Mühe gemacht und ein paar Namen bei der Suchmaske auf bundestag.de eingegeben. Da sieht man dann in welchen Ausschüssen die sitzen und merkt, dass da sowas wie "Umwelt", "Gesundheit" oder "Rechtsauschuss" steht. Da sind also nicht einmal die Haushälter und Finanzpolitiker, wo es noch am wahrscheinlichsten ist, dass sie die Details kennen. Klar, im Prinzip sollte man schon wissen, worüber man abstimmt, aber dass sich jede auskennt mit den Papierstabeln, die da z.B. Meterlänge erreichen, ist einfach unrealistisch. Natürlich ist es trotzdem nicht gut, wenn man nicht einmal weiß welche Länder nun betroffen sind. Und ich amüsiere mich auch, wenn der Kulturstaatsminister sich mit der Frage "Was machen sie, wenn das Internet voll ist?" hinters Licht führen lässt, aber da muss man eben auch konzertieren, dass der Beitrag auch darauf angelegt ist.
Sry, aber ich sehe auf der einen seite eine gruppe sehr intelligenter, hochkompetenter, sehr gut vernetzter bänker und auf der anderen seite eine regierung von inkompetenten, ahnungslosen, ineffizienten trotteln die auch noch durch lobbyarbeit beeinflusst werden. Konsequenz daraus siehst du ja, ich würde das nicht so einseitig sehen (ich mag keine einseitige sichtweise) wenn man ansätze erkennen könnte die das ganze in eine richtige richtung lenken, klär mich auf falls ich da was übersehen.
Bei den Bankern siehst du nicht, wie sich arbeiten, aber unterstellst ihnen intelligent und kompetent zu sein. Bei den Politikern siehst du allenfalls teilweise, wie sie arbeiten, aber unterstellst ihnen Inkompetenz. Damit hat man den Stammtisch immer auf seine Seite, aber wirklich handfeste Anzeichen hat man für keines von beiden.
Natürlich ist ein Politiker nicht auf dem Kenntnisniveau wie ein Banker, schließlich arbeitet letzteres ausschließlich in dem Feld und hat in der Regel eine andere Vorbildung. Trotzdem ist z.B. bei den Ratings gewisser Anlagen bekanntlich einiges im Argen gewesen. Da kann man jetzt wieder die Verschwörungstheorie auspacken oder man akzeptiert einfach, dass auch hier schlicht gezockt wurde. Mit überragender Intelligenz hat das jedenfalls nicht viel zu tun.
In jeder Branche gibt gute und weniger gute Leute, die Politik macht da keine Ausnahme. In der Politik kommt aber noch dazu, dass man auch noch nicht immer das machen kann, was man eigentlich für richtig hält, sei es aus innenpolitischen Gründen oder weil die Partnerländer nicht mitmachen oder was auch immer gerade. Daher kommt besonders viel ziemlich stümperhaft rüber. Nur wenn es insgesamt anständig läuft und man auch sieht, dass sich auf bestimmten Feldern was bewegt, ist das gar nicht so schlecht. Irgendwie hab ich den Eindruck, dass man das früher eher akzeptiert als heute, wo der Ton ziemlich rau geworden ist und man einfach pauschal gerne böse Absichten unterstellt. Dabei kann man da wirklich mal Alltagserfahrungen heranziehen, denn die meisten Ärgernisse entstehen in der Tat nicht aus bösen Absichten, sondern aus Gedankenlosigkeit, mangelnder Absprache oder unglücklichen Konvergenzen. Das ist in der Politik nicht anders.
Gibt es also Hoffnung in der Euro-Krise? Ich weiß es nicht, aber ich sehe auch, dass wir z.B. noch keine Eurobonds haben und daß wir einen Bundesbankpräsidenten haben, der den Finger in Wunde legt, auch wenn er damit im EZB-Rat zuweilen ganz alleine dasteht. Ja, es wird zu wenig getan, aber die Interessen in den einzelnen Euroländern sind eben auch ziemlich verschieden, insbesondere zwischen Nord- und Südländern, die traditionell zwei ganz unterschiedliche Ansätze für eine Währungspolitik haben. Das tritt jetzt offen zutage und ob wir in 10 Jahren den Euro noch so haben wie heute oder ob sich das Gebiet in zwei oder gar mehrere Währungsgebiete aufgespalten hat, das wage ich nicht zu prognostizieren.