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Lies dir mal den bereits zitierten Nautilus Report durch (http://nautilus.org/napsnet/napsnet-special-reports/mind-the-gap-between-rhetoric-and-reality/). Da werden verschiedene Angriffsszenarios detailliert durchgegangen. Ohne die Artillerie aus ihren Stellungen zu bewegen und damit leichtem Feindbeschuss auszusetzen, ist diese lediglich in der Lage 1/3 des Stadtgebiets von Seoul - und zwar die nicht so dicht besiedelten nördlichen Außenbezirke - zu erreichen. Dabei geht der Bericht in einem unrealistischen Worst Case Szenario von maximal 80.000 Toten aus. Wahrscheinlich wären es deutlich weniger. Natürlich wäre das dann immer noch eine ganze Menge, aber dass ein Angriff Millionen Tote nach sich ziehen würde ist wohl völlig übertrieben.Das Problem ist wohl nicht, dass man Nordkorea militärisch nicht besiegen könnte. Allerdings liegt Seoul in der Reichweite schwerer nordkoreanischer Artillerie, die zumindest teilweise tief in den Fels gegraben wurde und wohl selbst mit den schweren Brechern der US Air Force nicht vollständig zerstört werden kann. Die Aussicht auf massierte Artillerieschläge in Verbindung mit einer 25 Mio Einwohner Metropole hört sich doch etwas beängstigend an. Und garantieren, dass diese Geschütze nicht feuern werden, bevor das Regime "überwältigt" werden kann, kann wohl niemand.
Mal ganz davon abgesehen, dass jede größere militärische Provokation von Seiten Nordkoreas - und der Beschuss der Hauptstadt wäre wohl die größte überhaupt - sowieso als äußerst unwahrscheinlich zu bezeichnen ist, da dies dem sicheren Selbstmord des Regimes gleichkommen würde.
An einem plötzlichen Regimekollaps ist aber auch niemand der beteiligten Seiten wirklich interessiert. Nicht China, da aus Pekings Sicht ein solcher die Stabilität der Region unkalkulierbar zuungunsten der VRCh beeinträchtigen würde, und auch nicht Südkorea, da Seoul dann, wie bereits angesprochen, vor dem riesigen Problem stünde, auf einen Schlag 24 Mio Nordkoreaner und eine völlig desolate nordkoreanische Wirtschaft in die eigene integrieren zu müssen, mit unabsehbaren Folgen für das eigene Wohlstandsniveau.
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