Achso - also darf Russland dann einfach weiter Zivilisten in der Ukraine bombardieren und terrorisieren, weil der weise saistaedt weiß, dass das besser ist als wenn man versucht, die Invasoren zurück zu werfen.
Aber Gedanken wie diese lassen zumindest erahnen, an welchen Quark Scholz & Co glauben.
Ich sehe nicht, wie eine weitere verlustreiche Bodenoffensive ukrainische Zivilisten schützt - Soldaten schon mal gar nicht und das sind auch Menschen. Die Ukraine ist in reiner Manpower Russland nun mal massiv unterlegen und kann es sich weder leisten, im selben Ausmaß Menschenleben für Quadratkilometer herzuschenken, noch sollte sie dazu angehalten werden. Es wird bis auf weiteres wohl eher keine Situation mehr geben wie im Herbst 2022, als die Ukraine schlecht vorbereitete Russen überrumpeln und überraschend zurückwerfen konnte. 2023 hatten wir ein anderes Bild: Alle erwarten, dass die Ukraine mal in die Gänge kommen möge, weil man ja auch 12 Panzer geschickt hat und am Ende bringt es strategisch wenig, kostet aber viel Material und Menschenleben.
Mir fehlt die Phantasie dafür, wie die Ukraine in absehbarer Zeit die operative Überlegenheit erzielen soll, die eine erfolgreiche Offensive mit vertretbarem Blutzoll wahrscheinlich macht.
Die Chance der Ukraine besteht darin, dass wir, der Westen, sie nicht hängen lassen, sondern konsequent mit überlegener Waffentechnik versorgen, die es ihr ermöglicht, die russischen Kräfte materiell und personell auszubluten. Wenn sich dabei natürlich Gelegenheiten für Vorstöße bieten, sollte man die natürlich nutzen. Aber sonst sollte man imo Geduld beweisen und eher zu einer Art Zermügbungsstrategie übergehen: Fortwährende Präzisionsschläge gegen russische Infrastruktur, flankiert durch Partisanenkampf und opportunistische Offensivaktionen mit gutem Kosten-Nutzen-Verhältnis.
Der Mythos vom schnellen Vorstoß, vom schnellen Sieg hat die Ukraine 2023 imo viel gekostet. Diesen Fehler sollte sie nicht wiederholen und wir sollten tunlichst vermeiden, sowas zu erwarten, sondern sie darin bestärken, diesen Krieg strategisch zu denken und strategisch zu gewinnen.
Das Arsenal dafür muss natürlich von uns kommen und darauf muss die Ukraine (leider) zu einem hohen Grad einfach vertrauen, auch wenn wir dieses Vertrauen nicht immer rechtfertigen. Etwas Hoffnung habe ich trotzdem noch, gerade aufgrund der jüngsten Entwicklungen.
Imo missversteht Putin Europa und den Westen: Seine Einschüchterung hat bisher oft verfangen, weil man einerseits die Gefahr einer Eskalation sehen und sich andererseits einreden konnte, dass es ja nur um die Ukraine gehe. Das ist ein Anreiz seinen Einsatz so gering wie möglich zu halten, um das lästige Problem gesichtswahrend loszuwerden, ohne sich selbst zu exponieren. Aktuell sieht es dagegen so aus, als wolle Putin durch dezidiert gegen uns gerichtete Provokation einschüchtern und somit die Unterstützung für die Ukraine schwächen wollen. Dieser Plan wird imo nicht aufgehen, sondern könnte sich strategisch rächen, weil er damit genau in den Fokus rückt, was viele bis heute nicht wahrhaben wollen: Dass Russland auch unser Feind ist und die Ukraine auch unseren Kampf kämpft.
Insofern sind die jüngsten russischen Provokationen auf perfide Weise eigentlich begrüßenswert, weil sie nach den Regeln unserer Demokratie Anreize für ein stärkeres Commitment gegen Russland setzen und so träge unsere Demokratie sein mag: Wenn die Weichen mal gestellt sind, lässt der Zug sich auch nicht mehr so einfach vom Gleis nehmen.