Russland mal wieder

[fN]Leichnam

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Joa, ohne mich hier jetzt zu Kritikers Verteidiger aufschwingen zu wollen, aber ich glaube, er wollte nur darauf hinaus, dass es nicht schaden kann, auch mal über den Tellerrand hinauszublicken und das Kriegsgeschehen bzw. Kommentare zum Kriegsgeschehen von ganz anderer Seite aufzunehmen. Er hat da schon einen Punkt, finde ich, da es ja nicht viel bringt, wenn man nur westlich eingefärbte News konsumiert, die, wenn es blöd läuft, uns die Sache auch gerne mal schöner und aussichtsreicher verkaufen als sie eigentlich ist.
An dieser Stelle auch nochmal ein großes Lob an Torsten Heinrich, der in seinen Lageberichten (wenn sie nur nicht so in die Länge gezogen und mit blödsinnigen Q&A aufgefüllt wären) sich sehr bemüht um eine neutrale Sichtweise und Fehler und Verfehlungen der Ukrainer klar benennt, auch wenn er selbst in diesem Konflikt eben nicht neutral ist und sich ganz klar auf Seiten der Ukraine positioniert. Der nutzt zum Beispiel als eine seiner vielen Quellen auch russische Militärblogger, weil man von denen durchaus brauchbare Informationen darüber gewinnen kann, was bei den Russen eben alles nicht so gut läuft.

€: Btw scheint sich die Nachricht vom ukrainischen Brückenkopf linksseitig des Dnjepr zu verfestigen
 
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Er hat da schon einen Punkt, finde ich, da es ja nicht viel bringt, wenn man nur westlich eingefärbte News konsumiert, die, wenn es blöd läuft, uns die Sache auch gerne mal schöner und aussichtsreicher verkaufen als sie eigentlich ist.
Hast Du den Eindruck, dass das schöner verkauft wird? Gerade zu Anfang haben die Medien doch vor allem massiv ins negative übertrieben. selbst als schon lange klar war, dass das kein schneller Erfolg für die Russen wird, habe ich noch lange gelesen, wie unterlegen und kurz vorm Zusammenbruch die Ukrainer angeblich sind und der Russe bald vor Warschau steht.

Nachdem sich das dann eingependelt hat, schienen mir die Mainstreammedien zwar ahnungslos und schon zu Übertreibungen neigend, aber ohne klaren Bias in die eine oder andere Richtung. Mal hat der Russe dann doch die besseren Waffen, mal der Ukrainer die bessere Moral. Aber auch wenn sie mal wieder Quatsch schreiben, korrigiert sich das dann doch eh innert Wochen.
 

Gustavo

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Was die russische Isolation angeht: Was die Anzahl der Länder betrifft, die den russischen Angriffskrieg verurteilen oder gar sanktionieren trifft das sicherlich zu, aber eben nicht unbedingt, wenn man sich die Bevölkerungszahlen der Länder anschaut. Da haben wir mit China und Indien eben solche Schwergewichte, die beide allein schon fast die Hälfte der Weltbevölkerung darstellen.

Na ja, man sollte das schon auch nach der Stärke der Unterstützung gewichten. Den meisten dieser Länder ist Russland völlig egal, dementsprechend unterstützen sie auch de facto überhaupt nicht (Kategorie Indien). Einigen wenigen kann Russland aktiv nützlich sein, primär über Waffenlieferungen, aber auch da reicht die "Unterstützung" nicht weiter als für ziemlich dünne Gesten (Kategorie Syrien). Die wenigen, die aktive Verbundenheit zu Russland haben, können fast alle nicht helfen. Unterstützung beschränkt sich in den allermeisten Fällen auf "wir tragen keine Sanktionen mit", aber aktive Hilfe gibt es quasi so gut wie nicht. Die Ukraine dagegen kriegt aktive Hilfe von vielen Staaten.
 

[fN]Leichnam

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Nachdem sich das dann eingependelt hat, schienen mir die Mainstreammedien zwar ahnungslos und schon zu Übertreibungen neigend, aber ohne klaren Bias in die eine oder andere Richtung. Mal hat der Russe dann doch die besseren Waffen, mal der Ukrainer die bessere Moral. Aber auch wenn sie mal wieder Quatsch schreiben, korrigiert sich das dann doch eh innert Wochen.
Das ist richtig. Normalerweise korrigiert sich das innerhalb von Wochen. Was den Bias betrifft, würde ich dir widersprechen wollen. Der ist vorhanden. Und unerfreulicherweise eben auch gerade bei den Leuten, wo wir ihn nicht gebrauchen können. Ich erinnere mich an eine Maischberger-Sendung, in der neben anderen Gästen auch Oskar Lafontaine zu Gast war. Von dem darf gerne jeder halten was er will und von seiner Meinung zum Ukrainekrieg sowieso. Ich teile seine Meinung keineswegs. Aber der hat, ungelogen, nicht ein einziges Mal ausreden dürfen in der Sendung. Nicht ein einziges Mal! Die Maischberger ist ihm sofort immer wieder ins Wort gefallen, dass auch ich mir denken musste, gute Frau, jetzt lass doch den Mann wenigstens mal sprechen. Das ist doch erbärmlich wie du hier mit deinen Gästen umgehst.
 
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Fette Raute an TealC.

Es gibt in den deutschen Medien eher an manchen Orten einen pro Russland bias der Marke Erich Vad. Sonst würde man diesen, oder Varwick, oder Wagenknecht, ja nicht so oft zu Wort kommen lassen.

Peer pressure ist aber bestimmt eher pro Ukraine, weil das der Establishment mainstream ist. In diesem Fall zum Glück.
 

[fN]Leichnam

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Es gibt in den deutschen Medien eher an manchen Orten einen pro Russland bias der Marke Erich Vad. Sonst würde man diesen, oder Varwick, oder Wagenknecht, ja nicht so oft zu Wort kommen lassen.
Krass wie da die Wahrnehmung auseinander geht. Die Truppen Marke Wagenknecht, Vad, Precht usw sind meiner Meinung nach weder unter- noch überrepräsentiert. Häufig sitzen sie als Einzelkämpfer in einer Runde mit drei Leuten, die die gegensätzliche Meinung vertreten. Das finde ich auch wichtig, dass es diese anderen Stimmen gibt. Eine Runde, in der sich alle einig sind, bringt keine neuen Erkenntnisse hervor.
Auch wenn von der anderen Seite leider immer recht wenig kommt. "Einfrieren, Waffenstillstand, Verhandeln" - mehr kommt da ja meistens nicht.
Da war ja Gysi schon eine erfreuliche Ausnahme mit seiner Idee, auf die die Ukrainer natürlich auch nicht eingehen können, aber wenigstens mal eine Idee. Daran mangelt es ja auf dieser Seite des Meinungsspektrums.
 
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Sollten wir zum Holocaust-Gedenktag vielleicht auch -Leugner einladen? Weil andere Meinung?

Oder zum Thema Vergewaltigung vielleicht einen Vergewaltiger, der das nicht so schlimm findet?

Gysi ist in der Tat besser, weil er zumindest sehr klar gegen Russland Position bezieht. Während der Rest stark nach fünfter Kolonne Russlands riecht.

Aber mir ging es gar nicht um Talkshows. Sondern um Interviews und Artikel, wo diese Deppen sich exklusiv äußern durften, ohne Gegenstimme. Obwohl sie sich schon 100x in Folge dramatisch geirrt hatten, ohne sich zu erklären.
 

[fN]Leichnam

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Ich verstehe deinen Punkt, aber ich finde, er geht etwas zu weit. Würde Precht und Wagenknecht jetzt nicht auf eine Ebene mit Holocaustleugnern setzen. Genau wie ich Putin nicht auf eine Ebene mit Hitler setzen würde. Es gibt einige Parallelen, das ist richtig, aber der Braunauer war schon nochmal ne andere Hausnummer, zumindest ganz sicher am jetzigen Punkt der Geschichte.
Letztlich repräsentieren diese Leute mit ihren Talkshow-Auftritten und Artikeln einen nicht kleinen Teil der Bevölkerung, den wir uns nicht wegwünschen oder dem wir ein Redeverbot erteilen können, sondern mit dem man sprechen muss, von dem man auch etwas lernen kann und seien es nur neue Erkenntnisse über die derzeitige Aussichtslosigkeit von Friedensgesprächen.

Und die Gegenstimmen nach den Artikeln gibt es ja auch, und Veränderungen in den Denkprozessen ihrer Verfasser ebenfalls, siehe Precht. Insofern finde ich es weit produktiver, dieser "Fünften Kolonne Russlands", meinetwegen nenne sie so, argumentativ zu begegnen, statt sie zu diffamieren und zu unmöglichen Personen zu erklären.
Wir sollten nicht vergessen, dass niemand von uns wirklich den goldenen Weg kennt wie mit diesem Krieg umzugehen ist. Scharfe, aber sachliche Widerrede ist in Ordnung, ist notwendig (aus deiner und auch aus meiner Sicht), gesellschaftliche Ächtung hilft niemandem wirklich, da du damit die Millionen Menschen nicht wegbekommst, die die Wagenknechts und Vads als ihr Sprachrohr betrachten.
 
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Ein Artikel darüber, was die fünfte Kolonne so motiviert. Fand ich relativ spannend, auch wenn es schwer ist, ein repräsentatives Bild zu zeichnen. Ich hatte mit zwei solchen nut cases schon persönlich zu tun und kann auf dieser (obviously beschänkten) Grundlage den Erklärungsansatz der persönlichen Krise, für die man andere verantwortlich macht, bestätigen.
 

[fN]Leichnam

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Neuer Bühler. Habe noch nicht reingehört, mal sehen was er so zum Brückenkopf herausgefunden hat.

€: Laut Bühler scheint es sich beim "Brückenkopf" nach wie vor nur um kleine Aufklärungseinheiten in Gruppenstärke zu handeln, die da auf der Ostseite im schwach verteidigten und schwierigen Gelände für einige Tage oder sogar Wochen agieren. Von einem richtigen Brückenkopf kann also zum jetzigen Zeitpunkt nicht die Rede sein.
 
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Also wer hat jetzt Northstream in die Luft gejagt? Amis, Briten, Schweden, Russen oder Ukrainer?


Zu Beginn haben sich ja wirklich alle Parteien mit Anschuldigungen zurück gehalten. Meine These ist ja, dass alle ihre Griffel im Honig hatten und man sich immer noch nicht ganz sicher ist, wer letztendlich zuerst den Knopf gedrückt hat :deliver:
 

zimms

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Nord Stream gibt es doch gar nicht. Das wurde alles im Hallenbad von Hintertupfing gedreht.
 

[fN]Leichnam

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Können wir uns darauf einigen, dass wir es nach wie vor nicht wissen? :rofl2:
Ich hoffe ja, dass es die Russen waren. Alles andere wäre schon sehr scheiße.
 
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Wenn es die "Russen" waren, dann wahrscheinlich russische Hardliner, die sichergehen wollten, dass alle Brücken zum Westen nachhaltig abgerissen werden.
 
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Neue Welle russischer Raketenangriffe auf zivile Ziele. 23 Cruise Missiles. 21 zum Glück abgefangen.

Hier Dnipro:
https://www.reddit.com/r/ukraine/comments/132ggti
Und die andere Rakete, die nicht abgefangen wurde, ging auf einen Wohnblock in Uman. 24 Tote, davon 4 Kinder.

Und das russische Verteidigungsministerium schreibt dazu "right on target":

Verbrecher. Und meiner Ansicht nach seit dem 2. Weltkrieg einzigartig in der Art und Weise, wie Zivilisten nicht nur gezielt angegriffen werden, sondern dies öffentlich und staatlich als wünschenswert bezeichnet wird.
 

[fN]Leichnam

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Wie ist denn das eigentlich mit den amerikanischen Waffenlieferungen, kennt sich da einer aus? Weil unsereins sich doch immer anhören darf, ein 'Freeloading European' zu sein. Die haben da doch ihr Lend & Lease-Programm wieder aufgesetzt und wollen die ganze Kohle auch mal wiedersehen. Im Idealfall des gewonnenen Krieges landet die Ukraine in der EU und dann werden doch neben dem Wiederaufbau als größtem Kostenpunkt auch diese Lend & Lease-Kosten bei der EU landen oder verstehe ich das falsch?
 
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Erstens ist vieles eine Donation. Und zweitens ist auch bei Lend-Lease unwahrscheinlich, dass die USA de facto viel verlangen werden. Vermutlich werden auch die USA netto den Wiederaufbau mit finanzieren.
 
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Naja, beim Thema Sicherheit sind wir das imo schon, weil wir politisch ohne die USA kaum handlungsfähig sind. Dazu bräuchte es mindestens mal eine europäische nukleare Abschreckung und konventionelle Fähigkeiten, die Russland locker in Schach halten. Letzteres dürfte vielleicht noch halbwegs hingehen - wenn man mal weglässt, dass uns ohne amerikanische Depots offenbar nach ein paar Tagen/Wochen die Munition ausgeht. Nuklear siehts halt düster aus, da UK raus ist, Frankreich Frankreich ist und wir damit nichts zu tun haben wollen.

Bei gescheiter europäischer Integration der benötigten Fähigkeiten - wenigstens innerhalb einer EU-Teilmenge zuverlässiger Staaten - wäre das Ganze vermutlich sogar finanzierbar, ohne bei den Ausgaben zu überziehen - mit 2 Prozent vom BIP easypeasy.
Politisch und organisatorisch ist es halt unrealistisch.
 
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Guter Thread zur Wirksamkeit von Sanktionen:

tl;dr: Reine finanzielle Sanktionen gegen Länder mit einem deutlichen Handelsbilanz-Überschuss funktionieren nicht. Bzw nur, wenn man alle Banken sanktioniert, was dann aber das gleiche ist wie ein Handelsembargo.

Meine Lektion: Gerade Länder, die kein Handelsembargo wollen (wie Deutschland) sind IMO insbesondere in der Pflicht, der Ukraine zu helfen, den Krieg zu gewinnen.
 
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Wer es für angebracht hält, in diesem Krieg die massiven und vor allem gezielten, gewünschten und angeordneten Kriegsverbrechen Russlands zu relativieren, der hat ein gestörtes Moralverständnis.

Ist ja auch nicht das erste Mal, dass er so auffällt.
 
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Also erstmal ist der Ukrainekrieg ein Signal für China bzgl. Taiwan. Dass der Westen halbwegs entschlossen Sanktionen verhängt, ist ein fatales, abschreckendes Signal an China.
Hätte Russland nun Geldströme und Handelsfreiheiten, um mit Petrodollars Rüstungsgüter auf dem freien Markt einzukaufen, wäre sein Handlungsspielraum auf dem Schlachtfeld größer.
 
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Das ist schon spannend, dass das Russland nicht so viel gemacht hat im BIP. Vielleicht ist das ganze Welthandelsgedöns dann doch überbewertet in der Auswirkung auf den Wohlstand.
 
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Welthandel ist der Motor, der das BIP nachhaltig finanziert. Was Russland jetzt gerade macht, ist kurzfristiges Wirtschaften auf Kosten seiner mittel- bis langfristigen wirtschaftlichen Zukunft.
 
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Selbst die Auswirkungen der Seeblockade der Briten im ersten Weltkrieg haben sich erst gegen Ende des Krieges gezeigt - dann aber den Deutschen das Genick gebrochen.
Mal realistisch gesehen, hat der Westen und die Ukraine Zeit das 'long game' zu spielen, aber Russland nicht. Je Länger der Krieg dauert, desto schlecht Russlands Position. Von daher können wir auch einfach ein wenig warten.
 
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Unter rein wirtschaftlichen Aspekten ja, aber die Ukraine kann wirklich kein long game spielen. Die Gegenoffensive muss kommen und sie muss entscheidend sein. Wenn das jetzt so noch 2 oder 3 Jahre weitergeht, ist das eine ganz üble Niederlage
 
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Glaub die Staaten die's rechtzeitig unter den Nato rettungsschirm geschafft haben sind heil froh über ihre entscheidung.
 
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