Kritische Infrastruktur und dazu gehört zu auch das Gesundheitssystem dazu gehört einfach nicht in die Hand von Investoren/Konzerne oder ähnlichem. Hier sind vor allem lang und mittelfristig die Nachteile einfach größer als die Vorteile, es geht hier nämlich vor allem darum das es sicher und stabil ist und nicht das es kurzfristig möglichst effektiv ist.
Das hat imo nichst mit kurz- oder langfristig zu tun. Effizienz (möglichst viel Leistung/Qualität pro eingesetztem Euro) ist immer ein langfristiges Ziel, weil wir natürlich eine möglichst gute Gesundheitsversorgung zu möglichst niedrigen Kosten wollen.
Ob private bzw. profitorientierte Trägerschaft dazu ein gutes Mittel ist, lässt sich empirisch afaik nicht eindeutig beantworten. Ich persönlich tendiere eher zu einem zentralisierten, staatsgelenkten System und glaube insbesondere nicht, dass es Bedarf an Effizienzsteigerung durch profitorientierte Trägerschaft gibt, wenn das System insgesamt gut organisiert ist.
Ich halte private Trägerschaft in Bezug auf Deutschland aber auch nicht für die Wurzel des Übels, sondern eher für ein Symptom. Woher kommt denn der Trend zur Privatisierung in Deutschland? Weil Kommunen und öffentliche Träger sich ihre unprofitablen Häuser nicht mehr leisten wollen bzw. können und verkaufen.
Wenn von "Klinik-Insolvenzen" die Rede ist, denkt man instinktiv, dass die Privatisierung daran schuld sei. Tatäschlich ist das imo eher ein Nebeneffekt davon, wie das System organisiert ist: Das BMG kann nicht dekretieren, wo ein Krankenhaus stehen soll und wo nicht. Es kann nur indirekt eingreifen, bspw. durch bundeseinheitliche Richtlinien für die Versorgung und eben durch die Vergütung, die letztlich beeinflusst, welche Häuser profitabel sind.
Die Schließung von Krankenhäusern in großem Stil ist imo (die Diskussion hatten wir gerade erst) sowieso dringend nötig. Private Häuser gehen halt insolvent. Aber dasselbe würde bzw. sollte in einem staatlichen System auch passieren.
Auch das zentralisieren von Krankenhäusern kann auch übelst daneben gehen, auch schon ohne den Nachteil das für einige Regionen dann echt kacke wird, siehe Pandemiestart in Norditalien(schön alles zentral hat richtig gut funktioniert).
Naja, das ist ein Nichtaussage: Alles "kann übel danebengehen". Es ist halt die Frage, wie gut es gemacht ist. Die Pandemie hat damit imo nichts zu tun. Es wäre äußert töricht massive Überkapazitäten im Gesundheitssystem vorzuhalten, um damit eine Pandemie zu bekämpfen - das ist nämlich, wie wir jetzt eigentlich alle gelernt haben sollten, nicht möglich und auch nicht sinnvoll.
@Gustavo
Kennst du zufällig gute Empirie dazu?
Ich hatte zuletzt mal irgendwo eine Zusammenfassung gelesen, deren Ergebnis afair grob war, dass For-Profit-Versorgung zwar im Mittel etwas kosteneffizienter ist, aber auch etwas schlechtere Qualität bietet. Tatsächlich fällt mir kein Beispiel eines zu bedeutenden Teilen privat organisierten Gesundheitssystems ein, das insgesamt gut und zugleich kosteneffizient performt.
Für Deutschland gilt afaik, dass private Häuser geringere laufende Kosten haben und dafür etwas mehr investieren und am Ende mehr Gewinn erwirtschaften. Die Qualität zu vergleichen ist ne Crux, weil die strukturellen Unterschiede zu beträchtilcher Bias führen (unter die öffentlichen Träger fallen halt fast alle Uni-Kliniken und sonstige Maximalversorger usw.).
Grundsätzlich scheint es mir eher unplausibel, dass man allein durch Effizienzgewinne mehr Investitionen und noch ansehlichen Profit erzeugen kann, ohne die Behandlungsqualität zu verringern oder durch Steuerung des Patienten-Inputs das System zu gamen.
Mich überrascht tatsächlich manchmal, dass selbst eher linke Ökonomen (Marcel Fratzscher ist ein gutes Beispiel) relativ felsenfest vom Wert der marktwirtschaftlichen Effizienzsteigerung überzeugt zu sein scheinen, auch im Gesundheitssystem.