maziques, das Stressphänomen, das du beschreibst kommt wirklich häufig vor.
Oft genug habe ich Jungs oder (mehr noch) Mädels aus der Akutphase wieder zurückgeholt.
Deine „dunklen Gedanken“ musst du mit deinem Psychiater besprechen. Ich will aber versuchen, dir die psychopathologischen Geschehnisse deines Körpers zu erklären, um dir Mechanismen an die Hand zu geben, mit denen du eine Panikattacke abwehren kannst. Bei Jungs funktioniert es am besten über die rationale Schiene.
Mach dir bitte bewusst, dass du trotz aller Angst über den körperlichen Kontrollverlust an der Panikattacke nicht sterben wirst. Ganz bestimmt nicht.
Ich weiß, wie es abläuft.
Da ist der Gedanke an ein unangenehmes Erlebnis, möglicherweise auch die Angst, vor einem Publikum „peinlich aufzufallen“ oder eine anscheinend unausweichliche Anforderung und schon setzt sich die Welle in Bewegung und kann zum Tsunami werden.
Es geht los mit diesem bekannten Beklommenheitsgefühl, körperlicher Unruhe, um den Kreislauf stabil zu halten, schwallartig aufsteigender Hitze und Herzklopfen bis zum Hämmern. Die Luft scheint „schlecht“, der Schwindel kommt, das Zittern in den Knien, das Kribbeln in den Fingerspitzen, - the worst case : Pelzigkeit um den Mund, an der Zunge. Es wird schwarz vor den Augen, - man kommt nicht mehr weg.
Ein schrecklicher Zustand.
Und was ist passiert?
Manchmal reicht die Furcht vor einem Wiederholungserlebnis des angstbesetzten Zustands bereits aus. Meist ist es der Gedanke „lass es bloß nicht jetzt passieren“….
Und schon schütten die Nebennieren, angeregt durchs vegetative Nervensystem, massenweise Stresshormone (Adrenalin) ins Blut. Darauf reagiert das Herz, es pumpt wie verrückt…Die „anscheinende Luftnot“ (rein subjektiv) führt zu vermehrter Atmung, wodurch es zu einem viel zu hohen Sauerstoffpartialdruck im Blut bei gleichzeitig verstärktem Verlust von CO2 über die Ausatmung kommt. Folge ist eine Verschiebung des Blut pH Wertes in Richtung Alkalose, was wiederum dazu führt, dass Kalziumionen Bindungen mit Serumeiweißen eingehen und somit nicht frei verfügbar für die normale Muskeltätigkeit zur Verfügung stehen. Es kommt zum Muskelzittern, Schwächegefühl bis hin zu „Krämpfen“, Versteifungen der Hände und Füße in „Pfötchenstellung. Schlussendlich resultiert auch noch eine Kreislaufstörung, bei der es sogar kurzfristig zu Bewusstseinstörungen kommen kann.
Kurzfristig. Sterben tut man daran nicht, es ist eine vegetative Dysfunktion ausgelöst durch die Angst.
Wenn du das verstanden hast, kannst du dagegen anwirken. Rational!
Versuch, stärker zu sein, als die Furcht vor Gesichts- und Kontrollverlust. Scheiß drauf, was andere denken. Teil dich mit. Hier im Forum hast du den Anfang schon gemacht. Wenn die Leute in deiner Umgebung wissen, was mit dir geschehen kann, dann können sie handeln und du fühlst dich aufgefangen. In vertrauter Umgebung und Geborgenheit passiert nichts.
Pack dir ein Notfall-Kit. Wenn es losgeht hilft ruhiges Rückatmen in eine Plastiktüte, die du vor Nase und Mund hältst, um deine eigene Ausatemluft mit dem CO2 wieder einzufangen. Dazu kommt eine Trinkampulle Calcium oder Calcium Sandoz forte Brausetabletten, von denen du eine in einem Glas Wasser auflöst und langsam trinkst. (Während des langsamen Schluckens kannst du nicht atmen, was gut ist, weil du mehr CO2 behältst.) Dann vergeht das Zittern, wie auch die „Pelzigkeit“ rasch und die Krämpfe treten nicht auf. Falls der Schwindel zu stark wird, musst du dich rechtzeitig in die Schocklage begeben, also hinlegen mit hochgelagerten Beinen (über Herzniveau).
Zur Ökonomisierung der Atmung ist auch Lutschen von Traubenzucker geeignet. Wenn man was im Mund hat wird die Hyperventilation gebremst.
Mach dir klar, was in deinem Körper abläuft und du bekommst dich leichter wieder in den Griff.
Manchmal, wenn es ganz akut ist, lasse ich sogar Eiswürfel lutschen. (Mit einem Plastikbecher zum Zurückspucken, falls es zu kalt wird im Mund.) Der Kältereiz aktiviert den Vagus (Parasympathikus), beruhigt und verlangsamt die Herzfrequenz.
Also immer für den Fall X ein Schälchen Eiswürfel ins Gefrierfach legen.
Natürlich darf nur solange was zu Trinken oder zum Lutschen verabreicht werden, solange der Patient ansprechbar ist!
Was du brauchst ist ein bisschen mehr Gelassenheit. Dann wirds schon wieder.
