ZEIT:
Wenn, wie Sie sagen, zu einhellig kommentiert wird: Ist nicht plausibel, dass Journalisten, die sich mit Außenpolitik auskennen, aus guten Gründen zu ähnlichen Urteilen kommen? Bislang gibt es keinen konstruktiven Vorschlag, wie Russland sonst dazu gebracht werden kann, den Krieg aufzugeben.
Precht:
Das hat mich Markus Lanz auch gefragt: Was haben die Leute, die offene Briefe schreiben, denn konstruktiv anzubieten? Aber die, die Waffenlieferungen wollen, werden umgekehrt nie gefragt: Glaubt ihr ernsthaft, dass die Ukraine diesen Krieg gewinnt? Alle Gebiete zurückerobert? Und das angesichts der Möglichkeit, dass Russland noch sehr viel schrecklichere Waffen einsetzen kann als bislang? Am Ende hat niemand eine klare Lösung.
Welzer:
Als begründungspflichtig gelten die Abweichler, nicht der medial behauptete Mainstream – das ist fatal. Der Abweichler wird gedisst – warum? Weil sich die publizistische Mehrheit zu Beginn eines Ereignisses wie diesem Krieg, für das es kein Skript gibt, auf etwas geeinigt hatte und diejenigen, die davon abweichen, stören.