Nach keiner Definition von Linkspopulismus, die ich kenne. Im Gegenteil ist Enteignung (natürlich mit Entschädigung) sogar im GG als politisches Instrument aufgeführt*.
- Nur weil ein Vorschlag verfassungskonform ist, ist er doch nicht automatisch populistisch.
- Die "deutsche Wohnen enteignen"-Kampagne spielt sehr offen mit dem Gedanken, dass die Entschädigung für die Enteignung weit unter Marktwert liegen sollte, was nicht verfassungskonform wäre.
Linkspopulismusus würde sich nicht auf ein einzelnes Unternehmen eines einzelnen Sektors beschränken, wenn es einen fluktuierenden Markt mit vielen Marktteilnehmern gibt.
Ich finde, dass sich Populismus sogar sehr oft an einzelnen, plakativen Personen oder Ereignissen aufhängt, um eine Agenda zu betreiben / eine Geschichte zu erzählen.
Und die Idee hört ja gerade nicht bei der Deutsche Wohnen auf, das ist eben nur ein Aufhänger der Kampagne.
Auch den Mietpreisdeckel halte ich für populistisch, weil er eben erwiesenermaßen nicht funktioniert, bzw nicht so wie beworben. Er ist nur gut für Leute, die schon eine Wohnung haben -- nicht aber für Leute, die jetzt oder in den nächsten Jahren in Berlin eine Wohnung suchen.
Für mich ist das Anbieten vermeintlich einfacher Lösungen für komplexe Probleme klar populistisch. Und auch, dass die Probleme mit einfachen Feindbildern erklärt werden (hier: böser Kapitalismus, gierige Wohnungskonzerne).
Populismus ist eine Ideologie, das muss schon weiter gehen als "ich hasse Unternehmen X, weil meine Miete steigt".
Nach welcher Definition ist Populismus eine Ideologie? Oft wird Populismus natürlich von Ideologien eingesetzt, aber nicht immer. Gibt auch ganz pragmatische Populisten, denen es nur um Macht geht.
Nach deiner sehr engen Definition, was wäre denn dann überhaupt noch populistisch in der deutschen Parteienlandschaft?
Beispiel: auch als Befürworter der Verhinderung illegaler Migration und von effektiven Abschiebungen von Kriminellen würde ich sagen, dass bei diesen Themen oft Populismus angewendet wird. Zum Beispiel gerade mit dem Fokus auf einzelne Events, bspw Breitscheidplatz, Maria aus Freiburg. Oder dann, wenn so getan wird, als wäre das keine einfache Debatte über das, was wir tun sollten, sondern ein Kampf gegen sinistre Mächte a la Soros.
Ebenso ist für mich eben die simple "Kapitalismuskritik" (die de facto oft eine naive Verteufelung ist) Populismus, insbesondere wenn man sich einzelne Akteure als Feindbild aussucht wie die Deutsche Wohnen. Und vor allem ist es populistisch, wenn man bekannte andere Erklärungen und negative Nebeneffekte ignoriert -- zum Beispiel die negativen Effekte auf Neubautätigkeit, welche die Berliner Politik hat.
Auch ganz klarer Linkspopulismus ist, wenn bei Themen wie Rigaer 94 die Hausbesetzer und Gewalttäter in Schutz genommen werden. Was definitiv keine Seltenheit ist.