Natürlich ist Mao nicht das Leitbild der modernen Linken, welche tatsächlich Mao, Marx etc gelesen haben.
Du hast gerade eben noch geschrieben, dass du es für möglich hältst, dass der verantwortliche Redakteur "Marx, Mao und Lenin" für Helden hält. Das ist so weit von der durchschnittlichen Sichtweise der Linken in Deutschland entfernt, dass es eigentlich nur als Karikatur in der Jungen Freiheit oder ähnlichem taugt. Ich kenne tatsächlich wie saistaed auch einige Leute, die beim ÖR gelandet sind, aus meiner Zeit in Mainz, wo viele schon neben dem Publizistik-Studium beim ZDF gearbeitet haben und selbst diejenigen, die an "degrowth" oder ähnlichen Schmonz glauben, kämen im Leben nicht auf die Idee, sich für Mao oder Lenin zu begeistern. Dass irgendwer von denen ernsthaft Marx gelesen hat*, geschweige denn Mao oder Lenin, glaube ich im Leben nicht. Schon die Behauptung, es gäbe "Antikapitalisten" kann ich schon mal so gar nicht bestätigen: Es gibt Leute, die völlig absurde Vorstellungen davon haben, was eine Volkswirtschaft kann und was sie nicht kann, ja. Aber die stellen sich alle auch keine Vergemeinschaftung der Produktionsgüter vor, sondern halt "wäre es nicht toll, wenn wir alle mit weniger auskämen", ohne dabei zu bedenken was das mit der Gesellschaft macht.
*15 Seiten Einführungsvorlesung "Politische Philosophie" vielleicht mal ausgenommen
Der durchschnittliche antikapitalistische Redakteur ist aber nicht sonderlich gebildet (Polemik: Sonst wäre er ja nicht antikapitalistisch). Insofern traue ich da den Redakteuren zu, einfach grundsätzlich die historischen Ikonen schönzureden, ohne sie selbst zu verstehen.
Es gibt ja sogar Linke, die ernsthaft Pol Pot verteidigen (die aber vermutlich nicht beim WDR, für die junge antikapitalistische Redakteurin da hört sich Khmer Rouge bestimmt nach Kosmetik an).
Nichts für ungut, aber du klingst wie der typische Bild-Leser, der eine sozialwissenschaftliche Fakultät im Leben noch nicht von innen gesehen hat. Pol Pot verteidigen, lol.
Deine Interpretation ist möglich, aber keineswegs zwingend. Und wenn sie stimmen würde, dann ist es dennoch nicht korrekt, in einem ernsthaften Beitrag über das Thema das so unreflektiert zu sagen. Es ist ja keine Glorifizierung, sondern eine mehr oder weniger subtile Schönfärberei. Ob nun absichtlich oder nicht.
Oder man schaut sich den Beitrag in Gänze an und erregt sich nicht über irgendwelche aus dem Kontext gerissene Zitate. Ich sage jetzt keineswegs dass das nur von einer politischen Seite kommt, das machen Linke auch gerne, aber es trägt halt absolut zur allgemeinen Verdummung des politischen Diskurses bei, weil "kluge" Politiker sich darauf einstellen und dann einfach nichts mehr sagen, nur damit dann auch nichts aus dem Zusammenhang gerissen werden kann. In der Situation sind die USA längst, das brauche ich in Deutschland jetzt nicht auch noch.
@HeatoR: Über das Thema haben wir doch jetzt schon 100x geredet. Wo "links" anfängt kann man diskutieren, aber der ÖR ist in keiner Weise "links" wie etwa die FAZ "liberal" ist oder die Welt "rechts". Klar stehen die Leute da überdurchschnittlich häufig links der Mitte, aber das wirkt sich ja nun noch nicht zwingend auf die redaktionellen Inhalte aus. Und dass da einfach so Maoisten durchrutschen würden, das glaubst du doch im Leben selbst nicht.