Ich finde es immer wieder geil, wie bei dir aus "Das ist meine Meinung." ohne große Umwege "So muss es sein." wird.
Die andere Frage ist, wofür es überhaupt Unterhaltung im ÖR braucht.
Leute schauen das gerne. Schau dir die Quoten an. Bin jetzt auch alles andere als ein Fan von Volksverblödung wie diesen Schlagersendungen oder dem Traumschiff. Ist halt Stumpfsinn für eine bestimmte Bevölkerungsgruppe. Und die meisten Menschen sind eher stumpf. Unterhaltungsformate erheben selten den Anspruch auf Tiefgang, sie wollen
unterhalten. Sowas wie die "heute show" ist mittlerweile eine 1:1-Kopie von US-Formaten wie LWT, ich muss sagen, dass das Writing in der Show in den letzten Jahren deutlich fokussierter und witziger geworden ist. Aber sonderlich niveauvoll ist die Sendung freilich nicht. Es gibt Kalauer, Zoten und teils ganz nette Sprachspielereien.
Die Perlen des Journalismus findet man auch nicht in der Prime Time. Dazu muss man sich (Mediathek sei Dank geht das mittlerweile) die Dokus anschauen. Oder so Sachen wie die Debattensendungen auf phoenix, 3Sat oder den Dritten. Auch da wirste natürlich keine Sendungen finden, die AfD-Propaganda senden. Das wäre auch hirnrissig.
Nochmal zum Mitschreiben:
Es gibt keinen neutralen und wertfreien Journalismus. Guter Journalismus zeichnet sich durch Seriösität, Meinungsstärke und saubere Recherche aus. Persönlich stört mich im ÖR tatsächlich nur der tendenziöse Ton, der in den tagesthemen oft angeschlagen wird. Das ist selbst mir zuviel des Guten. Aber die tagesthemen sind qua Selbstdefinition keine neutrale Nachrichtensendung, sondern ein redaktionelles Programm, das bewusst gewichtet und Meinung zeigt.
Dieses Gefasel von wegen "Der ÖR kann weg, nie wieder Unterhaltung, NUR noch "neutrale" Nachrichten" ist einfach weltfremd. Womit wir wieder beim Anfang sind: Nur weil man eine Meinung zu etwas hat, wird diese deshalb nicht plötzlich common sense. Es ist legitim diese Meinung zu haben und für sie einzustehen.
Letzten Endes landet man dann bei der Frage, was eigentlich Wahrheit ist. Irgendwie scheinen sich die Leute schwer damit zu tun, dass es eben nicht überall möglich ist, DIE EINE WAHRHEIT zu senden. Es gibt Fakten, wie z.B., dass x Personen im Zeitraum y an Covid19 gestorben sind. Sobald es um Fragen geht, die sich grob mit "Was soll man tun?" beschäftigen, verlässt man die rein faktische Sphäre. Allerdings kann man trotzdem auf Basis gewisser Grundlagen (sagen wir mal vereinfacht Wissenschaftlichkeit / Falsifizierbarkeit) Inhalte bringen, die keine Lügen sind. Es gibt aber auch keine wertfreie Wissenschaft, auch wenn manche das gerne glauben. Die Grenzen verlaufen aber eben fließend. Und je mehr Gefühl und Gesinnung involviert sind, desto weiter entfernt man sich vom faktischen Fundament.
Und das gibt es sicher auch mal in unseren ÖR, aber eben auch auf der BBC, FOX News, RT und was weiß ich wo. Staatlich oder privat macht insofern was aus, als dass staatliche Sender i.d.R. regierungsnäher sind, wobei gilt: Je autokratischer die Regierung desto postfaktischer die staatlichen Medien.