Es ging mir nicht darum anzuzweifeln, dass es Pressefreiheit gibt. Mein 99/100 Beispiel veranschaulich am besten worauf ich hinauswill. Das in einer Geselleschaft wenn ganz viele Medien in eine Richtung preschen/ihre Leitlinien nach einem Kaurs ausrichten eben schon zu einem "bias" kommen kann.
Zum Punkt Neutralität der Information hat Piko es gesagt, wobei zusätzlich zählt: Journalisten sind nur Menschen und selbst für Experten, unabhängig des Gebietes, wird es schon schwer einen Gegenstand neutral darzustellen. Erst recht, wenn das wiederum an politische Arbeit oder sonstige Arbeit im Kontext einer normativen Ausübung stattfindet. Es ist praktisch also gar nicht möglich. Weiterer Fakt am Rande, eine persönliche Note sollte für einen Verlag dabei sein. Ansonsten könnte ich einfach nur die Schlagzeile der DPA durchlesen und hätte die Information in Reinform. Ergo schafft der Journalist durch Parteinahme und/oder Kontextsetzung den eigentlichen Mehrwert.
Zum Punkt "Bias": Dein Satz bringt die Argumente vieler Personengruppen auf den Punkt, der für mich persönlich sehr unlogisch ist. Dieser suggeriert, dass der Bias einer Agenda folgen würde, die wiederum so von der Mehrheit, oder von einer wirklich signifikanten Masse an Personen
nicht geteilt würde. Konkret kann das ein Heator hier im Forum sein, es kann ein kritikeresque QAnon-Believer sein, oder einfach der Antifa-Wutmob von der Ecke.
Realistisch spiegeln die großen Verlage das Leserbedürfnis ihrer Zielgruppen wieder. Etwas genauer, am besten ist die persönliche Note sogar etwas an der Zielgruppe vorbei. Auf der Meta-Ebene möchtest du nämlich sehr gezielt Kritik und irgendeine Form von Diskurs eröffnen. Deswegen schreibst du liberaler oder konservativer, damit dein Artikel, unabhängig vom Inhalt, länger kursiert und so mehr Personen indirekt erreicht. Überschreitet der Artikel jedoch das akzeptierte Spektrum, wird das schlauerweise nichts. Gleichzeitig eröffnet sich so eine Marktlücke für genau die Personen, die es gerne anders erklärt haben möchten. Der 0815-Leser möchte seinen Teil confirmation-bias und nicht zu radikale Konfrontation. Wenn das das Ziel sein sollte, dann greife ich lieber zu wissenschaftlichen Papers.
Ich gehe mal davon aus, dass es deutlich mehr konservative Verlage geben würde, wäre die stille Masse so derart an dieser Art von Lesematerial interessiert. Da dem nicht so ist, folgere ich, dass konservativere Meinungen entweder weniger häufiger vertreten werden, oder aber deren Vertreter überhaupt nicht an Verlagen und Berichten interessiert sind. So oder so sehe ich da weniger die Schuld bei privatwirtschaftlich agierenden Verlagen und erst recht keinen Raum für Verschwörungen mit vermeindlichen politischen Motiven.