Wie kommst du darauf, dass ich ausweiche? Ich brauche nur nicht zum 20x über denselben Kram zu reden: Niemand bestreitet, dass das Abschneiden der türkischstämmigen Schulkinder weit unterdurchschnittlich ist. Aber das ist eben nichts Neues. Wir brauchen nicht darüber reden, was asymptotisch passiert, weil keiner von uns lange genug lebt um das zu erleben. Wer glaubt, dass die Weichen für das Wachstum Deutschlands tatsächlich hauptsächlich über Bildung gestellt werden, der sollte auf die Entwicklung der letzten 20 und nächsten 20 Jahre schauen. Die sieht für mich positiv aus, nicht negativ, trotz steigender Zahl von Kindern mit Migrationshintergrund.
Es ging mir erstmal rein um die fiskalische Bilanz aus Sicht des Staates. Unser Sozialstaat mit den umfangreichen Leistungen, die er jedem Bürger gewährt, bildet eine Versicherungsgemeinschaft. Wenn Menschen einwandern, die im Laufe ihres Lebens mehr Leistung entnehmen als sie einzahlen, dann wirkt sich das negativ auf die Gesamtbilanz aus. Davon sind alle Bürger betroffen, weil man entweder die Beiträge erhöhen oder die Leistungen senken muss.
Ja, aber implizit ist die Argumentation immer ein Schneeball: "Höherer Migrantenanteil --> Weniger Leistungsträger --> Höhere Beiträge für gleiche Leistungen --> noch weniger Leistungsträger --> das System bricht zusammen". Das ist aber irrig: Mal abgesehen davon, dass die negativen fiskalischen Auswirkungen bisher absolut marginal sind, kann man auch einfach die Leistungen kürzen oder Leistungen stärker an Abgaben knüpfen*. Das trifft zwar in der Theorie alle, in der Praxis aber effektiv nur diejenigen, die auf diese Leistungen angewiesen sind. Wie gesagt, es gibt bisher überhaupt keinen Grund zu glauben, dass wir in die Richtung tendieren, wo wir das müssten†, aber selbst wenn dem so wäre, ist es absolut nicht zulässig daraus zu schließen, dass das insgesamt zu Wohlstandsverlusten führt,
außer du beziehst nicht die Wohlstandsgewinne ein, die die Zuwanderer dadurch erhalten, hierher einwandern zu dürfen.
*hier war gestern Wahl und der einzige Punkt, über den wirklich gestritten wurde, war die property tax, weil sich darüber ein Großteil der öffentlichen Schule finanziert; weil ich in einem wohlhabenden Ort wohne, ist die öffentliche Schule hier gut, aber besuchen kann man sie natürlich nur, wenn man auch hier wohnt (und dementsprechend property tax zahlt); ganz anders als in Deutschland, wo die Budgets der Schulen vergleichbar sind
†die Leistungskürzungen, die wir überhaupt sehen, sind in keiner Weise der Tatsache geschuldet, dass das Humankapital in Deutschland schlechter wird, sondern alleine der Tatsache, dass man sich in einem vermeintlichen Steuerwettbewerb mit anderen (europäischen) Staaten sah, der zu Umschichtungen geführt hat, die Umverteilung auf der Ausgabenseite unsinnig gemacht hätten
€dit: Btw, nichts davon spricht prinzipiell gegen stärkere Selektierung. Von mir aus könnte man gerne mehr selektieren, man sollte bloß dringend mehr Zuwanderung zulassen. Wenn man davon ausgeht, dass es irgendeine "Obergrenze" an Leuten gibt, die wir integrieren könnten (welche sicherlich nicht statisch ist, je nachdem wie hoch die "Qualität" der Zuwanderer sich darstellt), wären mir prinzipiell diejenigen Leute am liebsten, die das Maximum an Nutzensteigerung für sich selbst erzielen. Das sind mutmaßlich Leute, die unserer Gesellschaft auch nutzen, denn den meisten Nutzen zieht man in Deutschland zweifellos daraus, einer geregelten Arbeit nachzugehen, die im Idealfall auch noch gut entlohnt ist. Imho machen wir es gut gebildeten Nicht-EU-Ausländern viel zu schwer, hier herzukommen.