Presse, Verzerrung, Infotainment

  • Ersteller Gelöschtes Mitglied 683020
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Momentan ist eine Studie über die Berichterstattung der Presse zur Flüchtlingskrise in der Mache. Die FAZ nennt erste Zwischenergebnisse:
Insgesamt seien 82 Prozent aller Beiträge zur Flüchtlingsthematik positiv konnotiert gewesen, zwölf Prozent rein berichtend, sechs Prozent hätten die Flüchtlingspolitik problematisiert. Reichweitenstarke Medien hätten sich das Motto der Bundeskanzlerin - „Wir schaffen das“ - zu eigen gemacht.
(...)
Die Studie untersucht auch die Tonalität von Beiträgen reichweitenstarker Medien im Sommer 2015. Zwanzig Prozent der Berichte der „Tagesschau“ seien implizit wertend gewesen, bei „Spiegel Online“ an die vierzig Prozent, bei der Online-Ausgabe der „Welt“ fünfzehn Prozent.
(...)
Rund zwei Drittel der tonangebenden Medien hätten zunächst „übersehen“, dass die Aufnahme von Flüchtlingen in großer Zahl und die Politik der offenen Grenzen die Gesellschaft vor neue Probleme stellen würden. Nur ein Drittel der Berichte hätten von September 2015 an Probleme aufgegriffen.

Das deckt sich sehr gut mit meinem Eindruck. Ich denke aber nicht, dass sich daraus irgendwelche Konsequenzen ergeben werden.
 
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Nicht besonders überraschend... ich denke jeder der die Nachrichten über verschiedene Medien hinweg verfolgt wusste das (mal die Leute die es aus ideologischen Gründen nicht wahrhaben wollten ausgeklammert).
Womit ich der Studie natürlich nicht den Sinn absprechen möchte... gerade so offensichtliche Dinge sind schön wenn sie mal untersucht werden. Weiß jemand wo man die Studie direkt herkriegt? Bei der FAZ habe ich keinen link gesehen.
 
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Ein Beitrag von John Oliver zum Thema Journalismus. Ist jetzt alles nichts wirklich neues aber die momentane Entwicklung in dem Bereich schön zusammengefasst. Interessant fande ich den Aspekt, dass Korruption auf Lokalpolitikerniveau extrem davon profitiert.
 
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Joa, es wäre wirklich gut, wenn Menschen wieder für Qualitätsjournalismus bezahlen würden. Aber das Modell Mäzenatentum ist derzeit wahrscheinlicher. Unbegrenzte potenzielle Meinungsfreiheit + Kapitalismus + Ahnungslosigkeit der Menschen bzgl. Kapitalismus = "Funnel vision journalism".

Ich habe jahrelang die Printausgabe der ZEIT gelesen, seitdem sie online quasi das identische Angebot haben, kaufe ich die Zeitung nicht mehr. Zudem ist so eine Zeitung auch extrem unpraktisch. Eine Zeit lang hatte ich die Digitalversion der Printausgabe aufm Kindle abonniert, das war aber auch nur ne eher mediokre Lösung. Es ist völlig okay, dass Verlage nach Gewinn strebende Unternehmen sind. Wenn das Geld aber nicht mehr von den Kunden (= den Lesern) kommt, gerät das ganze System in Schräglage, v.a. wenn der Anzeigenmarkt sich in Luft aufgelöst hat. Vergleicht mal die Menge an Werbung in Printmagazinen wie dem SPIEGEL und die Menge der Werbung auf SPON. Von Adblock ganz zu schweigen.

Feeds sind Gift. Süßes Gift, aber immer noch Gift. Die meisten Menschen konsumierten Nachrichten früher so: Tagesschau + Lokalzeitung + evtl. überregionale Medien / Radio. Heute sind die Primärquellen für Nachrichten facebook und die Onlineangebote der großen Verlage. Bei ersterem sieht man nur das, was man sehen will, was nicht der Sinn von Nachrichten ist. Bei den Onlineangeboten der Verlage sieht man das, was sich lohnt + Agenturmeldungen + sporadische journalistische Glanzlichter. (gefühltes Verhältnis: 60 - 30 - 10)

Das Internet ist großartig und es gibt auch keinen Weg zurück. Potenziell kann btw jeder nun Journalist sein, nur ist das sehr aufwändig. Wenn man social media aggressiv und selektiv nutzt, kann man sich durchaus eine Meinung nach dem Mosaikprinzip bilden. Das ist aber derart zeitintensiv, dass es Ottonormalkonsumenten nicht durchführen können. Weshalb es ja auch eigentlich Journalisten gibt.
 
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Zum Glück haben wir dieses Forum. Hier gibt es alle politischen Richtungen und alle wichtigen News, besser als jeder Facebook-Feed :deliver:

Ernsthaft, das Forum ist eine erstaunlich gute Quelle für Informationen zu komplexen politischen Themen. Danke an alle, die dazu beitragen, dass wir so großartig sind!
 

Benrath

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Dafür erst mal paar likes.

Die Onlineangebote müssen es schaffen paywalls durchzusetzen. Teilweise klappt das auch.
 
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Joa, es wäre wirklich gut, wenn Menschen wieder für Qualitätsjournalismus bezahlen würden.

Wie würde man das im Moment eigentlich anstellen? Wo gibt es deutschen Qualitätsjournalismus für den man bezahlen kann?
Das meiste Geld kriegt der ÖR und die produzieren in erster Linie Unterhaltung und Staatspropaganda.
 
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Wie würde man das im Moment eigentlich anstellen? Wo gibt es deutschen Qualitätsjournalismus für den man bezahlen kann?
Das meiste Geld kriegt der ÖR und die produzieren in erster Linie Unterhaltung und Staatspropaganda.
Cicero lesen und als Dankeschön die Printausgabe ab und zu kaufen. Relativ unabhängig (wurde gerade von einem Schweizer Verlag der auch Revolverblätter rausbringt abgestoßen, da nicht profitabel genug), oft Darstellung mit Gegendarstellung, Gastbeiträge von Politikern - gefällt.
 
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Wie würde man das im Moment eigentlich anstellen? Wo gibt es deutschen Qualitätsjournalismus für den man bezahlen kann?
Das meiste Geld kriegt der ÖR und die produzieren in erster Linie Unterhaltung und Staatspropaganda.
Die Printausgaben der großen Wochenzeitungen kann man sich schon geben.
 
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Dafür erst mal paar likes.

Die Onlineangebote müssen es schaffen paywalls durchzusetzen. Teilweise klappt das auch.

Ich prophezeihe: Das wird niemals klappen. Schlicht auf Grund der Tatsache, dass 90%+ der User dann lieber nicht konsumieren als zu bezahlen. Oder irgendwohin abwandern, wo es noch nichts kostet, auch wenn die Qualität dort schlechter sein sollte. Und von den 10% die übrig bleiben, lassen sich nicht mal die Klicks generieren, die man braucht um mit Werbung überhaupt noch was zu verdienen.

Abgesehen davon, ist es imho auch ein Fehler zu glauben, die Leute hätten früher gern Tageszeitungen gekauft, weil sie gern für Qualitätsjournalimus bezahlt hätten. Die Leute wollten die Fussballergebnisse, die Lottozahlen und den Wetterbericht sehen und das gabs halt alles noch nicht umsonst per App aufs Smartphone. Also Zeitung gekauft und nach den "Infos" die man haben wollte das Kreuzworträtsel gelöst und dann vielleicht mal etwas in den Lokalnachrichten oder der Weltpolitik geschmökert.

Last but not least bekomme ich via GoogleNews meine Meldungen oft 'nen ganzen Tag eher als in den Printmedien, so what? Jedes Mal wenn ich die Lokalzeitung hier aufblättere ist das so wie :"Kenn ichschon, kenn ich schon, kenn ich schon" und zu 80% ist sogar der Wortlaut 1:1 der selbe den ich schon im Netz gefunden habe, weil die Medien alle voneinander kopieren oder zum selben Konzern gehören. Ich wär ja bescheuert, wenn ich dafür noch Geld bezahle.

Ist also nicht sooo einfach zu sagen, der Kunde sei Schuld.
 

Benrath

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Naja es gibt doch schon Modelle die funktionieren, z.B. Bild plus :deliver:. Teilweise setzen sich ein paar mehr oder weniger fair gepreiste Aboangebote doch gerade durch. Netflix und Co. Ich wäre schon bereit 5 € im Monat für eine Zeitung zu bezahlen, aber ich hab gerade keine Zeit und Musse sie zu lesen und es gibt einfach genug andere umsonst Angebote.
 
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Der Kunde ist auch nicht schuld. Die Medienrevolution der letzten 25 Jahre ist schuld. Natürlich hat auch früher keine Sau die langen Reportagen gelesen, der Erfolg der Bild-Zeitung sagt doch alles. Allerdings konnten früher die Verlage durch Anzeigenverkäufe sehr viel Geld verdienen. Das geht nicht mehr. Jetzt muss das Geld vom Endkunden kommen, und das funktioniert selbstverständlich nicht, weil es im Netz quasi alles umsonst gibt. Lokalzeitungen leiden btw am meisten unter der Revolution, da nur Rentner lesen wollen, wer im Ort gestorben ist und wie die 28. Jahreshauptversammlung des Schützenvereines "Biersack" gelaufen ist.

Das Problem ist, dass guter / investigativer Journalismus keinen Gewinn abwirft. Er war und ist ein Bonus zum Alltagsgeschäft. Dieses besteht mittlerweile größtenteils aus Clickbait und Zweitverwertung. Ein klassischer Teufelskreis. Um Geld reinzukriegen, braucht man Klicks. Die kriegt man am ehesten durch Bullshit, siehe bento und Konsorten. Freemium kann schon funktionieren, heutzutage muss man das aber richtig verkaufen. Und da besteht großer Aufholbedarf. Wir leben in einer Zeit, in der Menschen für virtuelle Hüte Unsummen ausgeben. Da muss es doch möglich sein, sie dazu zu bewegen, für gründlich recherchierte Nachrichten zu zahlen.

Edit: Das, was Benrath sagt. 5 - 10 Euro monatlich, schicke Präsentation, regelmäßige Boni. Da ginge schon was. Für nen Haufen mittelmäßig geschriebener Artikel würde ich nix zahlen.
Ich habe z.B. früher auch regelmäßig ne Musikzeitschrift für 7 € mtl. gekauft. Da konnte man richtig dabei zusehen, wie sie immer schlechter wurde, weil ihr die Abonnenten weggelaufen sind. Die Texte wurden kürzer, die Interviews nichtssagender, der Umfang kleiner. Schon bitter. V.a., da deren Onlineangebot auch Müll ist.
 
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Die Bezahlmodelle die ich bisher gesehen hatte, gefielen mir von Preis/Leistung einfach gar nicht. Das Hauptproblem ist natürlich auch, dass da viel zu lang geschlafen wurde. Erst wurd munter zusammengespart, was die Qualität entsprechend gedrückt hat und jetzt soll ich dann halt plötzlich für mittelmäßige Artikel direkt ne größere Summe zahlen. Ich guck ja zB meist bei der RP, die wollen 21,90€ im Monat :rofl2:.
 
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Yo, dann wird man wohl damit leben müssen, dass die Zeiten der finanzstarken privaten journalistischen Medien über kurz oder lang zu Ende sind. Da werden auch keine Paywalls oder Abosysteme helfen. Also, es werden schon Kunden dafür da sein, aber das wird nur ein Bruchteil der Leserschaft sein, die man gewohnt ist. Kein Geringverdiener, Hartzer oder Durchschnittsrentner (Stichwort Armut, Bildungsferne) wird sich noch für 5 oder 10€ im Monat ein Abo ans Bein binden (können oder wollen). Die informieren sich dann halt nicht oder bleiben bei dem was es für umsonst im Netz oder TV gibt.

Dass darunter natürlich die Fähigkeit der Medien, hochklassigen investigativen Journalismus zu betreiben, beträchtlich leidet ist klar. Dagegen würde ein starker, finanziell und politisch unabhängiger öffentlich-rechtlicher Journalismus helfen, aber auch der liegt ja so fest in den Händen eines politischen Filzes, dass auch diese Alternative ohne grundlegende Reform völlig aussichtslos ist. Spendenfinanzierte Lösungen wie wikileaks nehmen nur zum Teil ähnliche Aufgaben wahr und betreiben keinen eigenen Journalismus und diese neuerdings aufgetauchten Rechercheagenturen (Correctiv etc...) sind mir persönlich zwielichtig und suspekt, da niemand weiss wie genau die überhaupt finanziert werden, welche Interessen dahinter stehen etc. pp.

Wird also tatsächlich wohl eine schwierige Zeit für Journalisten mit Anspruch an ihren Job.
 
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Die Entwicklung sieht auf jeden Fall eindeutig so aus. Frage ist jetzt natürlich, welche Konsequenz das ganze hat? Das erklärt der Bericht finde ich ganz gut. Erfolgreiche Clickbaitseiten werden keine Journalisten zu Ausschüssen der Lokalpolitik schicken; allgemein werden die Nachrichten zu sehr davon bestimmt werden, was die Leute angeblich lesen wollen. Anstatt das zu bringen, was sie lesen sollten.
Und dann sind wir für Enthüllungen wirklich von Seiten wie Wikileaks abhängig, mit Personen wie Assange, die leider ihre eigene Agenda vermarkten. Drauf vertrauen will ich nicht. Von daher habe ich jetzt die FAS abonniert. Hab auch schon einen Artikel seit Sonntag gelesen. :ugly:
 
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Hab die WE-Ausgabe der SZ eigentlich nur noch wegen der Rätselseite, vier Bilder - eine Gemeinsamkeit. Ansonsten ist mir die SZ zu links-grün versifft und ich ärgere mich über die meisten Artikel.

Sprich, um aufwendigen Journalismus zu bezahlen, braucht's ne anständige Rätselseite.
 
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Wie würde man das im Moment eigentlich anstellen? Wo gibt es deutschen Qualitätsjournalismus für den man bezahlen kann?
Das meiste Geld kriegt der ÖR und die produzieren in erster Linie Unterhaltung und Staatspropaganda.

Junge Freiheit abonnieren :deliver:

Ich sehe das Problem mit der "Facebookisierung" der News nicht: Genau wie bei vielen anderen Dingen ist zentrale Verleger heute einfach nicht mehr nötig. Die Digitalisierung hat uns eine ganz neue Form der Kommunikation gebracht.
News können dezentral produziert werden (wer etwas interessantes sieht schreibt ein paar Sätze dazu, das passiert ganz von selbst) und verteilen sich dann nach eigenen sozialen Präferenzen.
Natürlich besteht da das Problem, dass Leute tendenziell in ihrer eigenen Informationsblase bleiben aber das wäre doch einfach genug lösbar, wenn man einfach dafür sorgt, dass "zufällig" auch gegenteilige Meinungen im eigenen Newsfeed auftauchen.
Die 08/15-Informationen kriegt man so problemlos verbreitet, und das wahrscheinlich sogar deutlich effizienter als mit den "alten" Zeitungen.

Investigativer Journalismus stirbt dabei aus, gleichzeitig wird whistleblowing aber durch Plattformen wie wikileaks deutlich einfacher. Insgesamt würde ich sagen (kann es aber nicht belegen), dass es heute wahrscheinlicher ist, dass Machenschaften aufgedeckt werden, als noch vor 50 Jahren. Dass irgendein verärgerter Mitarbeiter Material auf wikileaks hochläd ist doch sicherlich wahrscheinlicher, als dass ein Journalist "von außen" auf die Idee kommt, was nachzuforschen, oder?

Ich sehe kein Problem für uns als Gesellschaft. Ich sehe ein Problem für die aktuellen Medienlandschaft - aber diese darf gerne sterben, der weine ich keine Träne nach. Wenn doch nur die ÖR als erstes verschwinden würden ...
 
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Man muss sich aber auch vor Augen halten, dass auf der anderen Seite heute viel viel mehr Informationen für viel viel mehr Bürger auf anderen Wegen verfügbar sind. Ergo muss nicht mehr überall ein Journalist hin um zu berichten wie diese oder jene Sitzung war oder was im Parlament besprochen wurde und den Bürgern vorkauen welche Schlüsse man da raus ziehen kann. Viele Protokolle sind nachlesbar, viele Posten und Ämter öffentlich bekannt so dass auch neugierige Bürger da ganz ohne eine fette Zeitung im Hintergrund viel Recherche betreiben können - und oft auch tun. Und dies sogar über Blogs und Social-Media einem größeren Publikum zugänglich machen, bis dann auch die anderen Medien aufmerksam werden.

Das gleicht natürlich die Arbeit guter Journalisten nicht aus, aber mildert den Effekt etwas ab. Vielleicht gibts in Zukunft auch sowas wie Crowdfunding-Journalisten die quasi von Spenden leben und sogar "berühmt" werden mit ihren Ermittlungen und Skandalen, quasi private Wallraff-Agenturen. Wobei man natürlich die Gefahr nicht unterschätzen darf, dass "Skandale produziert" werden und Existenzen ruiniert, um möglichst krasse "Enthüllungen" zu präsentieren.
 
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wenn man einfach dafür sorgt, dass "zufällig" auch gegenteilige Meinungen im eigenen Newsfeed auftauchen.
wer bestimmt das?
und: wer liest freiwillig gegenteilige meinungen?

machen wir uns nix vor: die mehrheit der bevölkerung will das hören, was sie ohnehin schon denkt. bild dir deine meinung und so. andersrum wird ein schuh draus: idealerweise versucht journalismus faktengestützt und wertungsfrei zu recherchieren, wenns um nachrichten geht. gleichzeitig sollen meinungen möglichst fundiert und sprachlich ansprechend dargelegt werden. ne schöne bandbreite.

die meisten menschen protestieren schon, wenn sie einen text lesen müssen, der EINE din-a4-seite lang ist. EINE SEITE.
der feed-journalismus führt zu einer immer weiteren komplexitätsreduktion. zusammenhänge werden durch rankings ersetzt. das ist scheiße, weil so der eindruck entsteht, informationen wären "gequantelte" entitäten, die unabhängig voneinander existieren, bzw. sich primär aufgrund ihrer relevanz unterscheiden. sieht man ja jetzt schon überall: was bei ner google-suche nicht auf seite 1 auftaucht, existiert nicht.

ich bin an sich auch optimistisch, dass die menschheit durch die gegenwärtige übergangsphase durchkommen wird, ohne vollends zu verblöden. da ist seitens der medienschaffenden auch sehr viel hysterie (zeiterscheinung) dabei. abwarten und retweeten. :deliver:
 
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Wie würde man das im Moment eigentlich anstellen? Wo gibt es deutschen Qualitätsjournalismus für den man bezahlen kann?
Das meiste Geld kriegt der ÖR und die produzieren in erster Linie Unterhaltung und Staatspropaganda.

Ich hab die FAZ im Abo und feiere sie immer wieder. Hat auch sehr interessante Leserbriefe.
 
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http://www.faz.net/aktuell/gesellsc...hter-mob-gegen-berliner-polizei-14382540.html

Wie schön hier politisch korrekt darum herum geschrieben wurde, dass anscheinend ein arabischer Clan eine ganze Straße in Berlin für sich beansprucht und die Polizei gewaltsam aus dieser heraushalten will. Erst aus dem Kommentaren (die mal ausnahmsweise nicht deaktiviert sind) wird das deutlich.
Lügenpresse halt. Ja, ich weiß, bewusst Informationen wegzulassen ist technisch gesehen keine Lüge, aber das Resultat ist zu ähnlich um es zu ignorieren.

@Prokto: Ich habe genug linke Freunde die mir auch mal linke Meinung sagen. Und ich lese das Forum, hier hat man auch alle politischen Spektren abgedeckt.
Wer nichts außer seiner eigenen Meinung sehen will der hat auch früher keine Zeitung mit Artikeln "gegen" die eigene Meinung gelesen. Menschen wollen faul sein, das ist heute so und das war mit starken Zeitungen früher genauso.

Wer sich heute informieren will kann das unglaublich viel besser als damals. Wer sich nicht informieren will hat das weder damals getan noch tut er es heute. Insgesamt würde ich sagen dass es uns in Sachen Informationen deutlich besser geht und wenn die gesamte korrupte Content-Mafia der Verleger endlich pleite geht wird das nicht negativ sondern insgesamt sogar eher positiv sein.
 
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Benrath

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Junge Freiheit abonnieren :deliver:

Ich sehe das Problem mit der "Facebookisierung" der News nicht: Genau wie bei vielen anderen Dingen ist zentrale Verleger heute einfach nicht mehr nötig. Die Digitalisierung hat uns eine ganz neue Form der Kommunikation gebracht.
News können dezentral produziert werden (wer etwas interessantes sieht schreibt ein paar Sätze dazu, das passiert ganz von selbst) und verteilen sich dann nach eigenen sozialen Präferenzen.
Natürlich besteht da das Problem, dass Leute tendenziell in ihrer eigenen Informationsblase bleiben aber das wäre doch einfach genug lösbar, wenn man einfach dafür sorgt, dass "zufällig" auch gegenteilige Meinungen im eigenen Newsfeed auftauchen.
Die 08/15-Informationen kriegt man so problemlos verbreitet, und das wahrscheinlich sogar deutlich effizienter als mit den "alten" Zeitungen.

Investigativer Journalismus stirbt dabei aus, gleichzeitig wird whistleblowing aber durch Plattformen wie wikileaks deutlich einfacher. Insgesamt würde ich sagen (kann es aber nicht belegen), dass es heute wahrscheinlicher ist, dass Machenschaften aufgedeckt werden, als noch vor 50 Jahren. Dass irgendein verärgerter Mitarbeiter Material auf wikileaks hochläd ist doch sicherlich wahrscheinlicher, als dass ein Journalist "von außen" auf die Idee kommt, was nachzuforschen, oder?

Ich sehe kein Problem für uns als Gesellschaft. Ich sehe ein Problem für die aktuellen Medienlandschaft - aber diese darf gerne sterben, der weine ich keine Träne nach. Wenn doch nur die ÖR als erstes verschwinden würden ...

das passt eigentlich als beispiel für die Mint Debatte. Klinge alles voll logisch, wenn sich alle rational verhalten (am besten so wie du) und du kannst dir keine negativen spillover effekte etc. vorstellen, wie sich da die Gesellschaft in ein schlechtes Gleichgewicht bewegen könnte....
 
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Natürlich, MV ist der fleischgewordene MINT-Autist. Was mir immer in der Seele wehtut, weil er doch behauptet Physiker (?) zu sein. Der sollte es eigentlich besser wissen. Ich pack mir einfach den Newsfeed von PI in die Rotation und schon brauche ich keinen recherchierten Journalismus mehr. Was soll man dazu noch sagen. :rofl2:
 
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gestern gabs im öffentlich-rechtlichen ne talkrunde bzgl syrien in der sarah wagenknecht doch glatt eine halsbrecherische VT zum besten gab. laut ihrer erklärung ist die einmischung des westens in syrien nicht dadurch motiviert einem sein volk schlachtenden diktator entgegenzutreten, sondern handfeste wirtschaftliche motive, u.a. in form einer pipeline.

nach wagenknecht bekam elmar brok das wort und kanzelte das natürlich als wilde VT ab. damit war das thema durch und es gab auch kein nachhaken.

was mich stört ist das mitlerweile jedes kind weiß, dass kriege fast nie aus humanitären gründen geführt werden, sondern weil interessen verfolgt werden. wie schafft es unsere öffentlichkeit so dermaßen dreist die wahrscheinlicheren ursachen für den konfikt auszublenden und nicht mal zu erwägen?!


edit: bei min 4:25 wird sogar von illner behauptet, dass assad mit giftgaseinsatz die rote linie überschritten hätten. lügenpresse gallore
 
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Benrath

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Na immerhin sollten wir dich loben, dass du tatsächlich beschrieben hast, was im Video passiert ist und deine Meinung dazu. Bravo, ein Fortschritt.
 
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Natürlich, MV ist der fleischgewordene MINT-Autist. Was mir immer in der Seele wehtut, weil er doch behauptet Physiker (?) zu sein. Der sollte es eigentlich besser wissen. Ich pack mir einfach den Newsfeed von PI in die Rotation und schon brauche ich keinen recherchierten Journalismus mehr. Was soll man dazu noch sagen. :rofl2:

Der Newsfeed würde dir wahrscheinlich wirklich gut tun :deliver:

Alles voll mit Meldungen wie böse die Nazis in Bautzen doch sind, obwohl hier eine Gruppe Deutscher von Asylanten angegriffen wurde, wie wir ja im anderen Topic festgestellt haben. Lügenpresse eben.
 

Moranthir

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Ein paar Sachen dazu:
- Ich stimme zu, dass Kriege selten aus humanitären Gründen geführt werden.
- Humanitäre Gründe können mit staatlichen Interessen übereinstimmen.
- Die Annäherung und anschließende Entfremdung an Assad hat auch etwas mit dem generellen Tauwetter zu Beginn der Regierungsübernahme, dem Verlauf des Irakkriegs, Bushs Achse des Bösen Gelaber und Assads Unterstützung für Jihadtouristen zu tun. Das monokausal auf den Pipelineverlauf zu beschränken, halte ich für plakativ.
- Pipelineverläufe werden bei jedem zweiten größeren Konflikt, wie z.B. Georgien ausgekramt. Das heißt nicht, dass es nicht sein kann, aber ich finde es nicht wirklich überzeugend. Wie gesagt, vor allem nicht als Hauptgrund.
- Der Brocken und der AKP-Typ sind natürlich Husos erster Güte. Wagenknecht auch, aber ihre Kritik bezüglich der Benutzung der YPG trifft zu. Ebenso, dass PKK und YPG die Jesiden im Sindschargebirge verteidigt haben, als die Peschmerga noch recht untätig waren.
 
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und was denkst du über die entstehung dieses konflikts? humanitäre, wirtschaftliche, geostrategische oder andere gründe?

edit: inb4 "ne mischung von allem". dann ne gewichtung plz :P
 
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Benrath

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das ziehlt doch nur darauf ab, dass du am Ende quasi zugestehen möchtest, dass es ne Mischung ist, aber du denkst, dass wirtschaftliche Gründe in der Regel die wichigsten sind und du weiterhin "Recht" hast.
 

Moranthir

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Was soll ich sagen? Imo ist es eine Mischung von allem. Ich weiß, dass dir monokausale Erklärungen besser gefallen.

Meine Einschätzung: durch die traditionell beschissene Menschenrechtslage in Syrien gab es generell einen Nährboden für Unzufriedenheit und auch Gewalt. Die Muslimbruderschaft war ja schon zu Zeiten von Hafez einflussreich und wie er mit ihr umgegangen ist, ist auch bekannt. Die Dürre von 2006 - 2011 hat die ökonomische Grundlage vieler Syrer zerstört und die Unzufriedenheit weiter geschürt.
Da haben wir bislang eine größtenteils innenpolitische Komponente mit ökonomischen, humanitären und Seitens der Muslimbruderschaft auch religiösen Komponenten. Wären große Teile der Bevölkerung nicht so unzufrieden, hätte das nicht so eskalieren können.

Außenpolitisch hatten die USA imo ein Interesse daran Assad zu stürzen, um den Einfluss des Iran einzudämmen und auch die Versorgungslinie zur Hisbollah zu unterbrechen. Vielleicht auch aus Rache für die logistische Unterstützung für Rucksackdschihadisten im Irak. Ich habe den Move nie so richtig nachvollziehen können.

Die Golfstaaten, allen voran die Wahabiten aus Saudi Arabien und Qatar wollten imo den Einfluss des Irans schwächen und unterstützen deshalb die Rebellen. Da ist die religiös-ideologische Komponente natürlich auch stark. Das ist halt Teil des Kalten Krieges zwischen Iran und Saudi Arabien. Die Türken haben ja auch den Enabler für alle möglichen Rebellengruppierungen gespielt.

Das zu gewichten ist einfach nur wildes Raten, worauf ich keinen Bock habe. Wie gesagt, ich schließe die Pipeline als Teilgrund nicht aus, aber Syrien hatte solch einen besonderen Status (letztes Baathregime, alawitischer Herrscher, Versorger der Hisbollah, heterogene Bevölkerung), dass ich nicht daran glaube, dass dieser Verlauf irgendwie ein Hauptgrund sein könnte. Vielleicht ist nicht jeder der Faktoren für den Ausbruch, imo aber für die Länge des Konfliktes verantwortlich.

Und humanitäre Gründe zur Beendigung des Konflikts stimmen insofern mit unserem Eigeninteressen überein, als dass deine Fraktion sich nicht mehr dauernd über Flüchtlinge auf unseren Straßen aufregen muss und das Comm wieder paradiesisch wird.

Bin mal gespannt, welche Rosine sich der werte Herr picken wird.
 
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was wollen die mit einer pipeline, wenn Öl mittelfristig so spottbillig ist?
 

Moranthir

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der ist ja erst 2014 eingebrochen. aber ja, ich finde das eben auch nicht besonders überzeugend.
 
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Was soll ich sagen? [...]

ich stehe hier nicht für eine monokausale erklärung, aber, und darum gehts mir grade, kommen die humantiären gründe für unsere politik, so wie auch in deinem post (hihi), ganz zum schluß. und genau das steht halt diametral zu den narrativen, die der öffentlichkeit seit jahren vorgesetzt werden. wenn du dir die berichterstattung in DE anschaust, findest du 98%, die erklären das assad weg muss, weil hitler.

setzt sich eine wagenknecht in ne talkshow und deutet an, dass die gründe ganz andere sein könnten findet das einfach nicht weiter statt. assad, fassbomben, giftgas, eigenes volk schlachten -> muss weg.
mich regt auf für wie dumm wir verkauft werden.

edit: falls ihr artikel aus der mainstreampresse kennt die syrienpolitik nicht auf humanitäresblabla zurückführt freue ich mich über verlinkung
 
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Vor ein paar Tagen durften drei jungen Menschen (mir fällt kein anderes Substantiv ein) den Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker, im Auftrag der Kommission und Youtube, interviewen. Eine Interviewerin/ YouTuberin [sic!] erhebt schwere Vorwürfe gegen den Online-Dienst, und zumindest indirekt gegen die EU bzw. Herrn Juncker.

http://www.zeit.de/politik/ausland/2016-09/jean-claude-juncker-youtube-interview-laetitia-nadji

Ein heimlich gefilmter Mitschnitt zeigt, wie ihr beim Vorgespräch ein YouTube-Mitarbeiter sagt, dass sie es sich nicht mit YouTube und der Europäischen Kommission verscherzen solle. Daraufhin geht er zur Drohung über: "Es sei denn, du bist nicht an einer längeren YouTube-Karriere interessiert."

Weiterhin sagt ihr der Mitarbeiter auf dem Videomitschnitt, dass er sich noch mit Junckers Sprecherin Natasha Bertaud absprechen müsse. Es könne sein, dass einige Fragen mit einer roten Flagge versehen würden. Als Nadji irritiert nachfragt, was rote Flaggen bedeuten, antwortet er lediglich: "[Das sind Fragen, die] können wir nicht machen."

Gut das die junge Dame so smart war das ganz direkt mit aufzunehmen.
https://www.facebook.com/osonscauser/posts/1187134751358544

Ich bin der französischen Sprache nicht mächtig. Der Inhalt des gesagten und Ihr Kommentar bleibt mir demnach verschlossen.
Vielleicht kann das jemand mit mehr Expertise Beurteilen.
Ich bitte um Einordnung.

Es fällt mir schwer eine Meinung zu bilden ohne die Primärquelle zu verstehen und die Zeit hat sich als Ersatz leider als unzuverlässig erwiesen.
 
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SPON spricht zum Tag der Einheit mit verschiedenen Menschen über diesen Tag und die Flüchtlingskrise.

Was dabei herauskommt kann man sich denken :rofl2:

So eine geile Einheitsmeinung mit vielen frohen Geschichten bringt doch sonst nur der Sozialismus hervor

http://www.spiegel.de/politik/deuts...dresden-das-sagen-die-besucher-a-1114953.html

Wobei ich eigentlich erwartet hätte, dass sie noch einen dummen und hässlichen Ronny finden, dem sie die Rolle des Aussenseiters und Zuwanderungsgegners verpassen können. So dreist waren sie aber dann doch nicht.
 
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Sieh es doch einfach ein, dass das die Mehrheitsmeinung in Deutschland ist. So leid es mir tut, das deutsche Volk hat es doch gar nicht verdient zu überleben, es ist durch und durch verblödet und verblendet.
 
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