Erst einmal möchte ich anmerken, dass ihr alle einen an der Waffel habt.
Wisst ihr, was das eigentliche Problem ist?
Dass die ganze Debatte fast ausschließlich polar und emotional geführt wird:
- Anschlag in Paris: "Oh nein, wir heulen mit den Opfern, Frankreich-Fahnen jetzt! Die Welt muss ein Bärchiland werden." vs. "Der Musel will unsere Kultur ausräuchern. Räuchert ihn zuerst aus!"
- Übergriffe in Köln und andernorts: "Aufschrei! Relativierung! Busen für den Frieden!" vs. "Generalverdacht jetzt! Der Musel will an die Mumu meines teutschen Mädels. Hängt ihn!"
- Lügenpresse-Diskussion: "Die Gedankeeen sind frei, unsere Presse noch freier! Ideale für alle, und zwar umsonst." vs. "Der Staat zensiert lustig herum, wir schreiben uns unsere Nachrichten in Zukunft selbst!"
- Aufstieg der AfD: "Nazis, ganz klar. Verbieten. Mindestens." vs. "Das ist die neue Mitte! Bei der CDU sind doch auch nur noch Kommunisten."
- "Schießbefehl" von Frau Petry: "Verbrennt die Hexe! Sie ist Hitler und Honecker in einer Person!" vs. "Kein Ding, wenn wir nicht schießen, schießen die."
Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Es wird auf dümstem Niwo in einer derart polemischen Weise aneinander vorbeigeredet, dass man sich den ganzen Nippes gleich sparen könnte. Was mich persönlich nervt, ist, dass sowohl in der Politik als auch in den Medien analysierende Stimmen kaum gehört werden. Meist wird auf weltanschaulicher Basis drauflos salbadert, bis dann selbst der blödeste Otto sich auf seine Meinung so viel einbilden kann, dass er sie für bare Münze nimmt.
Und in der "baren Münze" liegt ein weiteres fundamentales Problem: Meinungen werden als "wahr" angenommen, was jede Diskussion überflüssig macht. Zudem haben die meisten hier das ideologische Brett vorm Kopf. Sie meinen, weil sie glauben, was das Ganze absurd macht. Das schließt übrigens sowohl die Pro-AfD-Fraktion als auch die verträumten Sozialromantiker (von denen hier nur sehr wenige rumlaufen) ein.
Zur konkreten "Debatte" (Props an alle für diese herrlich bescheuerte letzte Seite!):
Aus Petrys Aussagen muss man keinen Elefanten machen. Auch das Zerkleinern der Problemstellung in immer speziellere Beispiele bringt doch nix. Wenn Grenzbeamte angegriffen werden, bzw. wenn sich jemand gewaltsam Zutritt verschafft, können sie schon jetzt von der Waffe Gebrauch machen. Werden sie aber, sofern ich unsere Beamten richtig einschätze, nur im äußersten Notfall. Der deutsche Polizist knüppelt gerne, aber Schießen ist nicht so sein Ding.
Btw könnte die ganze Sache schon jetzt weitaus entspannter laufen, wenn man einfach MEHR Beamte zur Verfügung hätte. Dank grandioser Einsparungen in den letzten Jahren schieben manche Grenzer schon seit Monaten krasse Schichten und kommen trotzdem nicht hinterher. Wobei die Gesamtzahl der Polizisten in den letzten Jahren übrigens erstaunlich konstant geblieben ist. (
http://de.statista.com/statistik/daten/studie/156792/umfrage/anzahl-der-polizisten-in-deutschland/)