In den letzten Tagen bin ich wieder zu ausführlicherem Lesen gekommen:
"Hymne auf ein liederliches Leben", der erste Roman des Molekularbiologen Francesco Madeo, hat mir sehr gefallen, vor allem der Anfang. Einige gute Gedanken zum Thema Hedonismus und dazu die einmalige Beschreibung von "Vatta", dem ekelhaften Opa des Protagonisten. Ich hoffe von dem Autor folgt noch mehr und freue mich auf seine Lesung.
"Nora (Ein Puppenheim)" von Ibsen fand ich nicht schlecht. Das Drama war eher mittelmäßig, aber die letzten zehn Seiten dann doch klasse. Und da es insgesamt schnell zu lesen war, hat es keinen schlechten Eindruck hinterlassen.
"Die Verwirrungen des Zöglings Torleß" von Musil war wohl das seltsamste, was ich seit langem gelesen habe. Die ersten 50 Seiten fand ich sehr schwer zugänglich und verständlich, als dann aber langsam klar wurde, worum es ging, fand ich es viel besser. Ein guter Schreibstil, dazu eine eindringliche Schilderung einer suchenden, zweigeteilten Wahrnehmung. Dazu noch Homo-Bondage-Pron!11
Dann habe ich noch Schopenhauers "Aphorismen zur Lebensweisheit" gelesen, die ich als sehr wertvoll empfunden habe. Vor allem die Gedanken über das Zusammenleben von Individuum und Gesellschaft wie die Reflexionen über das Zusammenspiel von Schmerz und Langweile fand ich bereichernd. Die endlos erscheinenden Ausführungen über Ritter-Ehre fand ich hingegen nicht so spannnend. Darüber lässt sich aber hinwegsehen. Ob ich mich demnächst ans Hauptwerk Schopenhauers wage, weiß ich noch nicht. Vielleicht les ich noch weitere Teile der Parerga und Paralipomena.
Gerade lese ich von Marlen Haushofer "Die Wand". Klang spannend, ist's aber nicht. In der unauffällig geschriebenen Geschichte über eine Frau, die plötzlich der letzte Mensch ist, weil eine Wand sie einschließt und anscheinend alle anderen Menschen eingefroren hat, passiert so gut wie gar nichts. Sie redet mit ihren Tieren, ab und zu stirbt eines und gut ists. Das sie vorher von allem fremdbestimmt wurde und nun durch Natur und harte Arbeit endlich zu sich gefunden hat, versteht sich von selbst. Dass sie nicht mal halbherzig versucht, ihrem Gefängnis zu entfliehen eher weniger. Hätt ich nicht Musils Werk gemocht, würd ich jetzt über die Ösis läster. (Scheiß Ösis!)
Ansonsten lese ich momentan ab und an Gedichte von Gottfried Benn, habe aber immer noch viele Verständnisprobleme.