Ja, so weit war mir das auch klar.
Der Übermensch ist jemand in dem noch Chaos ist, also das Dyonisische, Kreierende beinhaltet. Ein Lebewesen also, welches nicht an Regeln und Dogmen (etwa von der Kirche) gebunden ist, sondern nach seinen Leidenschaften handelt. "Man muss Chaos in sich tragen um einen tanzenden Stern gebären zu können" sagt ja Zarathustra.
Aber die ganze Existenz des Menschen dient dann folglich nur der Schaffung des Übermenschen. In "Über die Freundschaft" etwa sagt Zarathustra, dass Freundschaft (in seinem Sinne) das Gegenteilige zur altruistischen Kameradschaft sei. Man solle also als Freund seinem Gegenüber ein nahezu perfektes Bild projezieren, welches dazu allein dient den Freund zu weiterem Fortschritt anzutreiben. Man solle also sein wahres Ich verschleiern, da dies nur die Imperfektion des Menschen kenntlich mache.
Dies erscheint mir dann doch schon etwas merkwürdig.
Sollte ich etwas vollkommen missverstanden haben, bitte ich doch darauf aufmerksam zu machen, der Zarathustra gehört zu meinen ersten philosophischen Lektüren.
Von Schopenhauer habe ich die Aphorismen zur Lebensweisheit gelesen. Bei Schopenhauers Philosophie ist die Welt etwas "das besser nicht sei" (Wille, Zeit und Vorstellung). Die Welt ist so schlecht wie sie nur sein kann, wäre sie noch schlechter, so könne sie schon nicht mehr existieren.
Folgt man also dieser pessimistischen Philosophie, so müsse der geeignete Weg zur Lebensführung darin bestehen das Leid zu reduzieren. Nicht aber solle man nach Glück streben, dies sei vollkommen illusorisch in dieser Welt. "Leiden ist positiv, Glück stets negativ" sagt Schopenhauer in den Aphorismen.
Als wichtigste Tugend zur Vermeidung von Leid sei die Erhaltung von Gesundheit (Zustimmung meinerseits), ohne die jegliche Genüsse nicht ausgekostet werden könnten. Hier empfiehlt Schopenhauer etwa kalte Bäder, gelegentlicher Hunger, körperliche Betätigung und Aufenthalt in der freien Luft (auch hier Zustimmung).
Danach solle man, so habe ich ihn zumindest verstanden, ein intellektuelles Dasein führen. Dies geschieht im besten Falle in der Einsamkeit. Der Einsame ist bei Schopenhauer ein verehrenswertes Wesen, da dieser "ganz aus sich selbst" schöpfen könne und nicht auf lästige, trviale Gesellschaft angewiesen sei, welche sein Wesen aufgrund seiner Heterogenität sowieso nicht verstehen könne. Menschen die beliebt sind und sich viel unter Menschen aufhalten sind simpel gestrickte Wesen, die nach Gesellschaft streben müssen um ihren inneren Mangel auszugleichen. "Erst in der Einsamkeit zeigt sich, was man selbst an sich hat."
Schopenhauer zitiert an vielen Passagen Dichter wie Horaz oder Petrarca (es sei also eine gute Ausgabe empfohlen, welche diese Zitate auch übersetzt) um seine Thesen zu untermauern. Unter anderem zitiert er auch eine Gräfin, welche von ihrer Begegnung mit Descartes schwärmte, worin sie bekundete, dass Descartes aufgrund seiner Intelligenz der wohl glücklichste Mensch auf Erden sei.
Intelligente Menschen wie Goethe etwa, den S. sehr verehrte (wobei ich mich doch schon amüsierte, als er über Goethes Spätwerk lästerte, da dies an Kraft verloren hätte zwecks Goethes verstärkter Geselligkeit in den späten Jahren, während dies bei ihm genau andersrum verlief), seien durch ihre hervorstechende Imagination in der Lage aus alltäglichen Begebenheiten etwas wunderbares zu schaffen, während dies Einfältigen auch bei großartigen Erlebnissen nicht gelänge.
Man könnte also zusammenfassen, dass bei Schopenhauer der Mensch wie bei Platon dann am "glücklichsten" (also am meisten verschont von Leid bleibt), welcher ein "Philosoph" ist.
Als eine persönliche Kritik würde ich aber hier auch dazunehmen, dass der Mensch bei Platon aber auch politisch ist, also mit der Gesellschaft zusammenhängt, was Schopenhauer ja wiederum verneint.
Zudem sei es wichtig im Leben etwas zu "schaffen", sei es ein Korbgeflecht oder ein Romanzyklus, wobei letzteres natürlich im Nutzen für sich selbst eindeutig überwiege, da letzteres durch eine intellektuelle Betätigung hervorging.
Schopenhauers Aphorismen lassen sich also meines Erachtens nach so zusammenfassen: Sei gesund, halte dich möglichst von der Gesellschaft fern und leb deine Individualität aus ("wer die Freiheit liebt, der liebt die Einsamkeit") und sei "intellektuell".
Bei Kritik bitte melden.