Ich mache gerade einen Ausflug in die deutsche "Pop-Literatur". Hab früher mal Benjamin Leberts
Crazy gelesen und für nicht gut befunden. Zu altklug, sprachlich nicht mein Ding und irgendwie möchtegern-philosophisch aber belanglos.
Jetzt bei Ric Grafs
iCool hab ich festgestellt, dass es noch schlechter geht. Er sagt zwar in Interviews gern, dass er gar nicht die Stimme der "Generation Praktikum" sein will (hat sich wohl die Marketing-Abteilung von Rowohlt ausgedacht) - aber er schreibt vieles in der ersten Person Plural. Lustiger (unbeabsichtigter) Nebeneffekt: Mit dem ganzen "Wir" klingt das dann auch noch sehr königlich... An seinem Buch hab ich aber auch gemerkt, was mich an der Pop-Literatur so stört: Ich glaube, die Autoren können nur von ihren Erlebnissen erzählen. Das macht Graf auch. Und dazu kommt dann immer noch seine Meinung, die er als die der Generation ausgeben möchte: Über die Konsumgesellschaft, Drogen, Ideale, Schönheitswahn, Musik, Erwachsenwerden und Zukunftsängste. Die Reflexionen finde ich ziemlich platt ("Wovor haben wir eigentlich Angst? Gewiss vor der Unsicherheit der nächsten Jahre: Was machen wir, wenn wir in ein paar Jahren kein Öl mehr haben?") Sein Stil gefällt mir auch nicht (teilweise seltsame Wortwahl und dieses verdammte Verben aufzählen ohne "und" beim letzten) und es wirkt besonders im Zusammenhang mit einigen inhaltlichen Fehlern so, als wäre der Lektor blind vor Begeisterung gewesen, weil wieder ein junger Autor was geschrieben hat.
Aber ich gebe nicht auf: Jetzt lese ich quasi vom "Erfinder" der Pop-Literatur Benjamin von Stuckrad-Barre
Soloalbum
Es ist zwar noch nicht so viel passiert (S. 70 von 245), aber es ist ein ganz anderes Kaliber und gefällt mir deutlich besser als der andere Pop-Kram. Besonders sein Stil gefällt mir (er hat nämlich einen!): "Und die abkommandierten, gerade-nicht-so-Prominenten sekundieren, eher tragisch sich fügend als glücklich, der galoppierenden (dabei wiehernden!) Demenz." (nice geschrieben, wie ich finde, allerdings kein repräsentatives Beispiel).
Die Kritiken, die ich gelesen hab, find ich seltsam. Viele regen sich darüber auf, dass er so arrogant schreibt und von oben herab andere Leute schlecht macht. Was sie für Zynismus halten, halte ich aber für Sarkasmus, der sehr ironisch rübergebracht wird (ja, einen Fremdwörterduden lese ich auch gerade...): Er hat Liebeskummer und es geht ihm schlecht. Und aus dieser Laune heraus regt er sich über andere auf. So versteh ich das jedenfalls.
Mal gucken, wie der Rest ist.
€: Scheiße, bin ich Newschool :/