Nachrichten, Randnotizen und Kurioses v4

Gustavo

Doppelspitze 2019
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wozu halt eine sozialistische partei einen führer braucht wenn sie doch erstmal inhaltliche probleme lösen sollten.


oder gute arbeit leisten.
 
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Das schlüsselwort ist hier wohl "kommissarisch".

Schon klar. Es gibt aber auch einfach keine Lösung. Die Partei ist programmatisch am Ende. Die klimabewegte Jugend wählt Grün, die angstbewegte Arbeiterschaft blau oder dunkelrot und die Verbindung zwischen SPD und FDP existiert nur noch im Geschichtsbuch.

Niemand weiß, wofür die SPD anno 2019 nun genau steht. Und um bei Wahlen erfolgreich zu sein, muss es dieses Minimalgefühl beim Wähler geben. Grün = Umwelt! Schwarz = Weiter so! Blau = Deutschland! Gelb = Wirtschaft! Usw. Das gibt es bei der SPD nicht mehr.
 

Gelöschtes Mitglied 160054

Guest
Schon klar. Es gibt aber auch einfach keine Lösung. Die Partei ist programmatisch am Ende. Die klimabewegte Jugend wählt Grün, die angstbewegte Arbeiterschaft blau oder dunkelrot und die Verbindung zwischen SPD und FDP existiert nur noch im Geschichtsbuch.
.

Diese Behauptung liest man immer wieder, aber stimmt sie? M.E.n. wäre das gar kein Problem, das Problem ist das Personal.
 
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Das würde ja implizieren, dass das Personal der anderen Parteien deutlich besser wäre, was imo nicht der Fall ist. Das vorhandene Personal kann aber überhaupt nicht scheinen, wenn gar nicht klar ist was sie überhaupt ausdrücken wollen. Bei den Grünen dagegen kann sich jeder Hansel in jede Talkshow setzen und über Klima reden und es funktioniert. Ne Baerbock finde ich aber per se nicht schnieker als ne Schwesig zB. Was genau kann die SPD machen? Die Politiker wirken alle blass, weil die SPD selber schon fast durchsichtig ist.
 
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Die SPD hatte vor allem auch immer das gleiche Personal. Klar gab es zwischen Gabriel/Steinmeier/Steinbrück leichte Nuancen, aber programmatisch wirkten die immer sehr austauschbar und als die dann endlich mal das Ruder losgelassen haben, hat man als nächstes andere Leute genommen die schon ewig im gleichen Zirkel waren. Da ist es dann auch recht klar, dass die noch einen Stufe schlechter sind, denn wären sie besser hätten sie ja schon lange an den anderen 3 Nasen vorbeiziehen müssen.
Auf der anderen Seite war man halt die meiste Zeit Juniorpartner in einer Koalition und hatte aus der seiner letzten eigenen Regierung noch ein programmatisches Damoklesschwert (HartzIV), wo soll man da hinkommen mit leicht schlechterem Personal als die Konkurrenz. Grade in so einer Zeit brauchst du Personal was ne Ecke besser ist als die Konkurrenz und das hat die SPD nicht, jedenfalls nicht an der Spitze.
 
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Die ham halt auch nicht im Ansatz so was wie einen Sympathieträger. Jemand, wo man nicht das Gefühl hat, dass alles kalkuliert wird. Gerhard war der letzte Mohikaner.
 
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Dazu haben sich die klassischen SPD-Themen einfach überholt. Die CDU deckt thematisch die gesamte Mitte ab, das extremere linke Spektrum ist bereits durch andere linke Parteien (inkl. der Grünen) besetzt. Alles rund um "die Arbeiterklasse" und "die soziale Marktwirtschaft" ist ausgelutscht und interessiert keinen mehr, hippe Themen wie "die Umwelt" werden auch durch andere Parteien (z.B. den Grünen) schon lange viel besser besetzt.
Prinzipiell geht es der CDU ähnlich, in Richtung des rechten Rands kann die aber "böse Nazis!" schreien, so dass ihr in Richtung AfD nicht ganz so viele Wähler davonlaufen wie der SPD in Richtung Grüne. Die Wählerwandung entspricht aber tatsächlich einer Prioritätenverschiebung innerhalb der Bevölkerung, da hilft auch etwas besseres oder etwas schlechteres Personal nur wenig.
 

Gelöschtes Mitglied 137386

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Vor allem ist das Klientel der SPD halt rückläufig. Niemand braucht eine Arbeiterpartei, wenn es kaum noch klassische Arbeiter gibt.
 

Deleted_228929

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Gerhard war der letzte Mohikaner.
!!!

Das ist halt das wirklich Traurige an der SPD. Nicht, dass ich inhaltlich ein Fan von Schröder wäre, aber wahlkampfmäßig hatte er es drauf wie kein zweiter. Und vor allem war der noch in der Lage, das Land auch zu regieren und nicht nur seinen Arsch breit zu hocken.


Vor allem ist das Klientel der SPD halt rückläufig. Niemand braucht eine Arbeiterpartei, wenn es kaum noch klassische Arbeiter gibt.
Ich finde, es gibt genug Leute, die von sozialdemokratischer Politik sehr profitieren könnte. Nur kann die SPD halt keine sozialdemokratische Politik anbieten.
 
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Prinzipiell geht es der CDU ähnlich, in Richtung des rechten Rands kann die aber "böse Nazis!" schreien, so dass ihr in Richtung AfD nicht ganz so viele Wähler davonlaufen wie der SPD in Richtung Grüne.

Ja, liegt ganz bestimmt nicht daran, dass sich die afd nazis jeden tag wie die letzten behinderten vollspasten verhalten.
 

Tür

Kunge, Doppelspitze 2019
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Also diese Versteifung auf Personal finde ich wirklich befremdlich. Mir ist schon klar dass man Personen braucht um Programm durchzubrigen, aber das Programm sollte an erster Stelle stehen.

Das Problem der SPD ist eher dass man nach so langer Zeit GroKo verlernt hat klare Kante zu zeigen. Man kommt immer schon mit einem Kompromiss zu Mutti und bekommt den dann noch verwässert. Programmatisch kann man durchaus eine Position in der Parteienlandschaft wieder finden, die Grundlagen sind da. Eine klassische Arbeiterpartei ist die SPD schon seit dem Godesberger Programm nicht mehr. Ich finde diese gönnerische Begutachtung von außen hier im Forum sehr ermüdend und die Konzentration aufs Personal sehr verwunderlich für ein Publikum das sich gegenseitig einen auf ihre tolle Bildung runterholt.
 

Deleted_228929

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Also diese Versteifung auf Personal finde ich wirklich befremdlich. Mir ist schon klar dass man Personen braucht um Programm durchzubrigen, aber das Programm sollte an erster Stelle stehen.

Das Problem der SPD ist eher dass man nach so langer Zeit GroKo verlernt hat klare Kante zu zeigen. Man kommt immer schon mit einem Kompromiss zu Mutti und bekommt den dann noch verwässert. Programmatisch kann man durchaus eine Position in der Parteienlandschaft wieder finden, die Grundlagen sind da. Eine klassische Arbeiterpartei ist die SPD schon seit dem Godesberger Programm nicht mehr. Ich finde diese gönnerische Begutachtung von außen hier im Forum sehr ermüdend und die Konzentration aufs Personal sehr verwunderlich für ein Publikum das sich gegenseitig einen auf ihre tolle Bildung runterholt.
Es ist halt aber so, dass Personen im Wahlkampf immer wichtiger werden. Ich finde diesen Trend auch persönlich eher... befremdlich, aber isso.

Ansonsten sehe ich das aber auch so wie du, dass es sehr beeindruckend ist, was sich die SPD so bieten lässt. Wenn ich da mal an die letzte Reform der Leiharbeit denke... aber bei dem Nicht-Thema Homoehe war die SPD dann auf einmal wieder knallhart...
 

Tür

Kunge, Doppelspitze 2019
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Ich würde die Homoehe nun wirklich kein nicht-Thema nennen. Das war im TV Duell davor Merkels größte Schwäche. Der gesellschaftliche Druck deswegen war (zumindest in den Städten) sehr hoch.
Das Ding ist dass die SPD, gerade unter Gabriel, versucht hat punktuell klare Kante zu zeigen. Das Problem daran war dass das nicht in ein Gesamtkonzept eingebunden war sondern sich anfühlte wie nachjagen nach der neuesten Umfrage. Inhaltlich waren diese Punkte gar nicht schlecht, sie fühlten sich nur unehrlich an.
 
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Die klare Kante pro Homoehe war jetzt aber nichts SPD-exklusives. Grüne, Linke und FDP stehen an dieser Stelle einträchtig wie sonst nie auf der selben Seite.
 

Deleted_228929

Guest
Ich würde die Homoehe nun wirklich kein nicht-Thema nennen. Das war im TV Duell davor Merkels größte Schwäche. Der gesellschaftliche Druck deswegen war (zumindest in den Städten) sehr hoch.
Das Ding ist dass die SPD, gerade unter Gabriel, versucht hat punktuell klare Kante zu zeigen. Das Problem daran war dass das nicht in ein Gesamtkonzept eingebunden war sondern sich anfühlte wie nachjagen nach der neuesten Umfrage. Inhaltlich waren diese Punkte gar nicht schlecht, sie fühlten sich nur unehrlich an.
Ich glaube, 80% der deutschen Bevölkerung und sogar eine Mehrheit der CDU-Anhänger waren für die Homoehe oder hatten zumindest kein Problem damit. Das BVerfG hatte schon mehr oder weniger offen angekündigt, dass sie nur drauf warten, eine entsprechende Klage auf den Tisch kriegen, um dem Gesetzgeber die vollständige Gleichstellung aufzuerlegen. Plus, was Utilitygott sagt: Es war einfach jeder außer der CDU/CSU unisono dafür. Das war absolut nichts, womit die SPD sich in irgendeiner Weise für mehr als ein, zwei Tage profilieren konnte.
 

Tür

Kunge, Doppelspitze 2019
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Ich glaube, 80% der deutschen Bevölkerung und sogar eine Mehrheit der CDU-Anhänger waren für die Homoehe oder hatten zumindest kein Problem damit. Das BVerfG hatte schon mehr oder weniger offen angekündigt, dass sie nur drauf warten, eine entsprechende Klage auf den Tisch kriegen, um dem Gesetzgeber die vollständige Gleichstellung aufzuerlegen. Plus, was Utilitygott sagt: Es war einfach jeder außer der CDU/CSU unisono dafür. Das war absolut nichts, womit die SPD sich in irgendeiner Weise für mehr als ein, zwei Tage profilieren konnte.

Es war ein Thema das sie nicht in der Koalition forciert haben weil sie wussten dass sie es durch bekommen, aber nur gegen den Koalitionspartner. Damit konnte man sagen: wer das will braucht eine Regierung gegen die CDU. Also mit der SPD an der Spitze. Mit wem ist dann eigentlich egal. Das war schon ein gutes Argument.
 

Gustavo

Doppelspitze 2019
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Ansonsten sehe ich das aber auch so wie du, dass es sehr beeindruckend ist, was sich die SPD so bieten lässt. Wenn ich da mal an die letzte Reform der Leiharbeit denke... aber bei dem Nicht-Thema Homoehe war die SPD dann auf einmal wieder knallhart...


Mal abgesehen davon, dass es jetzt nicht so wenige Menschen in Deutschland gibt, die in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft leben oder Kinder haben, die das tun könnten: Was "Thema" und was "Nicht-Thema" ist, wird doch zu einem nicht unbeträchtlichen Teil von den Medien bestimmt. Wie viele Leiharbeiter kennt der durchschnittliche Spiegel-Redakteur so?
 

Deleted_504925

Guest
https://www.rbb24.de/panorama/beitr...lin-kein-haftbefehl-pumpgun-kalaschnikow.html

Zollbeamte entdecken bei der Kontrolle eines Busses in Berlin ein ganzes Waffenarsenal. Sie informieren die Staatsanwaltschaft, doch trotz der brisanten Funde kommt der Mann nicht in Haft. Eine Erklärung kann die Behörde dafür nicht liefern.
Im Gepäck eines 23-Jährigen fanden sie zwei Sturmgewehre vom Typ Kalaschnikow und eine Pumpgun. Außerdem entdeckten die Zöllner eine Pistole, die eingewickelt in einem Pullover in dem Gepäckfach über seinem Sitzplatz versteckt war.
Der Verdächtige kam mit einem Linienbus aus dem serbischen Novi Pazar und war auf dem Weg in sein Heimatland Schweden - mit Zwischenstation in Berlin. Die deutschen Behörden informierten nicht einmal die schwedische Polizei über die freie Weiterreise ihres Staatsbürgers.
:eagle:
was war da denn los? wie kann man so jemand denn laufen lassen?
 
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"Auf Kontraste-Anfrage konnte die Staatsanwaltschaft keine genauere Angabe machen."

Eh, ja, warum nicht?
 
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Witzig das so eine krasse geschichte die vt'ler hier mit einem achselzucken abtun, dafür aber an gezielte umvolkung und sonstigen bullshit glauben
 
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Für ne vt brauchts ne gute T und hier ist doch cptn obvious in einsatz. Details zu dem mann wären Interessant. Ressentiments wohlen gefüttert werden.

Tatsächlich fast ne 1:1 kopie des amri falls
 
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Ja, schwedischer staatsbürger auf serbienreise 1:1 Amri! Wenn man behindert ist lässt es sich sicher so hinbiegen.
 
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Also diese Versteifung auf Personal finde ich wirklich befremdlich. Mir ist schon klar dass man Personen braucht um Programm durchzubrigen, aber das Programm sollte an erster Stelle stehen.

Das Problem der SPD ist eher dass man nach so langer Zeit GroKo verlernt hat klare Kante zu zeigen. Man kommt immer schon mit einem Kompromiss zu Mutti und bekommt den dann noch verwässert. Programmatisch kann man durchaus eine Position in der Parteienlandschaft wieder finden, die Grundlagen sind da. Eine klassische Arbeiterpartei ist die SPD schon seit dem Godesberger Programm nicht mehr. Ich finde diese gönnerische Begutachtung von außen hier im Forum sehr ermüdend und die Konzentration aufs Personal sehr verwunderlich für ein Publikum das sich gegenseitig einen auf ihre tolle Bildung runterholt.

Hm, dass Heiko Maas und andere SPD-Minister schon so häufig gelogen haben bzw. Versprechen gebrochen haben, dass ich den Überblick verloren habe, ist Dir aber sicher nicht entgangen, oder?
Ich müsste nachschauen was es war, aber z.B. die eine Gesetzesevaluation wurde in einem SPD-Ministerium verschleppt obwohl sie im Einführungsgesetz verbindlich drinstand. Ich meine es war beim Leistungsschutzrecht.
Das ist halt auch wie sich selbst einen "kick me" Zettel auf den Rücken zu kleben. Wer nimmt dich als Partei noch ernst wenn Du im Wahlkampf "HÜ, UND IMMER NUR HÜ!!!!" sagst, und dann bei den tatsächlichen Entscheidungen "ES STAND NIE ETWAS ANDERES AUßER HOTT ZUR DEBATTE!!!!". Oder beim Promovieren Bescheißen oder kompetentes Personal mit Erfahrung aus Machtkalkül rausekeln (Giffey/Schwesig). Wegen genau solcher Dinge beim Spitzenpersonal ist die SPD für mich toter als tot. Klar, Machtgedöns gibt's woanders auch und Abschreiben können Christdemokraten nochmal besser, trotzdem entschuldigt das nichts davon wenn man als Führungsebene für sich in Anspruch nimmt die moralisch tolle Wahl zu sein.
 
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"Nur mit dem Segen des BVerfG?"

Das BVerfG wird sich erneut mit der kirchlichen Selbstbestimmung befassen. Das ändert nichts mehr daran, dass der EuGH eine Entscheidung aus Karlsruhe ausgeschaltet hat. [...]

Da das BVerfG nicht selbst in der Sache entscheiden kann, sondern zurückverweisen muss, wird es zudem nach der Entscheidung im Egenberger-Verfahren das BAG in die Situation bringen zu fragen: Welchem Herrn sollen wir folgen?
https://www.lto.de/recht/hintergrue...bundesverfassungsgericht-kirche-arbeitsrecht/

Zusammenfassung:
Caritas kündigt Chefarzt wegen Wiederheirat. Chefarzt klagt dagegen bis vors Bundesarbeitsgericht und kriegt dort Recht: Die Kündigung sei unberechtigt. Das Bundesverfassungsgericht hebt das Urteil auf und sagt: So gehts nicht; die Kirchen dürfen mehr, als ihr glaubt.
Fall liegt wieder beim Bundesarbeitsgericht. Dieses ruft den Europäischen Gerichtshof an, der sagt: So gehts nicht; die Kirchen dürfen doch nicht so viel, wie sie glauben.



Ich finde den Fall und besonders die Implikationen höchst spannend: Droht hier ein handfester Konflikt zwischen Bundesverfassungsgericht und Europäischem Gerichtshof? Was soll das BAG tun, wenn der EuGH so sagt und das BVerfG so? Ist am Ende der Gesetzgeber in der Pflicht, hier irgendwie für Klarheit zu sorgen - auf nationaler oder europäischer Ebene?

Discuss!

Ich persönlich stehe inhaltlich in dem Fall klar auf der Seite des EuGH. Trotzdem bin ich überzeugt, dass im Konfliktfall die Deutung des BVerfG absoluten Vorrang hat, weil es die durch das Grundgesetz legitimierte Autorität in allen rechtlichen Fragen ist.
In meinen Augen ist hier die Politik aufgerufen, diesen Konflikt beizulegen, indem sie die deutschen Gesetze (im Zweifel das Grundgesetz) dahingehend anpasst, dass es mit EU-Recht konform ist, damit dann auch das BVerfG sich der Interpretation des EuGH anschließen kann.
 
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Warum genau Kirchen arbeitsrechtlich irgendwas dürfen sollten, was andere Arbeitgeber nicht dürfen, ist eh eine "interessante" Frage.
Das Pfarrer bei den Katholen Männer sein müssen? Geschenkt, aber das derartige abstruse Regeln auch für nicht direkt theologisch tätige Angestellte gelten sollen ist doch einfach nur abstrus. Gerade in einem Land wie Deutschland, dass im allgemeinen imho eher einen zu harten Kündigungsschutz kennt, ist sowas doch wirklich schwer erklärbar?
 
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Warum genau Kirchen arbeitsrechtlich irgendwas dürfen sollten, was andere Arbeitgeber nicht dürfen, ist eh eine "interessante" Frage.
Das Pfarrer bei den Katholen Männer sein müssen? Geschenkt, aber das derartige abstruse Regeln auch für nicht direkt theologisch tätige Angestellte gelten sollen ist doch einfach nur abstrus. Gerade in einem Land wie Deutschland, dass im allgemeinen imho eher einen zu harten Kündigungsschutz kennt, ist sowas doch wirklich schwer erklärbar?

Goldene Raute, besonders für den markierten Bereich. Steht ja auch in saistaeds Artikel:
Dabei sei zu prüfen, ob die Religion im Hinblick auf die Tätigkeit eine wesentliche, rechtmäßige und gerechtfertigte berufliche Anforderung darstelle. Sei dies nicht der Fall, könnten auch Religionsgemeinschaften diskriminieren.
Der Mann ist Arzt, kein Priester. Da muss man die Trennung von Staat und Kirche dann auch mal ernst nehmen und die Kirche entsprechend in Ihre Schranken weisen. Genug Ungleichbehandlung gibt es durch religiöse Tätigkeiten ja noch, aber die Macht der Kirche und ihre Verzahnung mit der Politik ist in Deutschland immer noch viel zu hoch.

€: Um rein rechtlich sauber zu sein, muss das natürlich trotzdem noch mit dem BVerfG geklärt und über die nationale Rechtslage legitimiert werden. Aber der EuGH gibt hier imo gut die Richtung vor.
 
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Die Juristen hier können dir das bestimmt besser erklären, aber letztlich kommts halt in einem Rechtsstaat nicht darauf an, was "sinnvoll" oder "gerecht" ist, sondern was im Gesetz steht. Im Grundgesetz wurden zum Teil wohl recht weitreichende Vorkehrungen zur kirchlichen Selbstverwaltung aus der Weimarer Republik übernommen, die bis heute gelten, obwohl sie wohl von der überwältigenden Mehrheit der Bevölkerung nicht mehr als zeitgemäß empfunden werden.
Deshalb bin ich der Meinung, dass hier der Gesetzgeber gefordert wäre. Worüber ich mir nicht im Klaren bin, ist, ob man dazu tatsächlich das Grundgesetz ändern müsste.
Die Verfassung des Deutschen Reichs
Art 137

(3) Jede Religionsgesellschaft ordnet und verwaltet ihre Angelegenheiten selbständig innerhalb der Schranken des für alle geltenden Gesetzes. Sie verleiht ihre Ämter ohne Mitwirkung des Staates oder der bürgerlichen Gemeinde.
https://www.gesetze-im-internet.de/wrv/art_137.html



Btw, wenn ich dann sowas lese (mir bis grad völlig unbekannt), dann komme ich persönlich schon fast ins Grübeln, ob der EuGH in seinem Elfenbeinturm nicht per se der gerechtere Richter ist:
Kirche und Staat "am Schei­deweg"

Einmal im Jahr laden die großen christlichen Kirchen die Karlsruher Bundesjustiz zum Empfang. Diesmal warb Erzbischof Georg Gänswein aus dem Vatikan für die katholische Sicht auf Menschenwürde und Recht.
https://www.lto.de/recht/hintergrue...iche-kirchen-empfang-karlsruhe-beeinflussung/

Ich bin grundsätzlich schon der Auffassung, dass der Einfluss der Kirchen auf Staat und Politik in Deutschland immer noch zu groß ist.
 
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in der sache natürlich vollkommen richtige entscheidung. die kirchenprivilegien in unserer verfassung aus längst vergangenen tagen gehören abgeschafft. gerne dann auch über den EuGH, sofern über die auslegung von EU-recht geht. und da sind wir auch schon bei der sache: der EuGH hat die deutungshoheit über EU-recht. die in rede stehende AGG norm geht auf eine EU richtlinie zurück. insofern hat das BVerfG da nur begrenzt mitzureden (solange II rechtsprechung). das BAG muss daher der entscheidung des EuGH folgen. zudem hätte das BVerfG die frage dem EuGH schon vorlegen müssen, wenn es zweifel über die auslegung oder grundrechtskonformität (nach der Grundrechtecharta, nicht nach unserem GG) der AGG-richtlinie hatte. macht das BVerfG aber grds. nicht, da zu stolz. daher auch selbstverschuldetes problem, dass nun zwei entgegenstehende entscheidungen existieren.

PS: ein schelm wer böses dabei denkt: https://www.lto.de/recht/hintergrue...liche-kirchen-empfang-karlsruhe-beeinflussung die kirche lädt regelmäßig die bundesrichter zu einem netten empfang ein.
 
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Das Problem ist natürlich, dass irgendwelche CDU-Regierungen das kaum angehen werden. Aber auch bei den anderen Parteien hab dazu bisher selten was mitgekriegt, dabei betrifft das ja mal zumindest ~3% der Arbeitnehmer in Deutschland, ist jetzt auch noch sooo wenig.
 
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in der sache natürlich vollkommen richtige entscheidung. die kirchenprivilegien in unserer verfassung aus längst vergangenen tagen gehören abgeschafft. gerne dann auch über den EuGH, sofern über die auslegung von EU-recht geht. und da sind wir auch schon bei der sache: der EuGH hat die deutungshoheit über EU-recht. die in rede stehende AGG norm geht auf eine EU richtlinie zurück. insofern hat das BVerfG da nur begrenzt mitzureden (solange II rechtsprechung). das BAG muss daher der entscheidung des EuGH folgen. zudem hätte das BVerfG die frage dem EuGH schon vorlegen müssen, wenn es zweifel über die auslegung oder grundrechtskonformität (nach der Grundrechtecharta, nicht nach unserem GG) der AGG-richtlinie hatte. macht das BVerfG aber grds. nicht, da zu stolz. daher auch selbstverschuldetes problem, dass nun zwei entgegenstehende entscheidungen existieren.
Interessant. Danke für die Erläuterung.

Warum wurde die Sache dann überhaupt dem BVerfG vorgelegt, wenn es sich eigentlich - laut eigener Rechtsprechung - in solchen Fällen raushalten wolle?
 

Gustavo

Doppelspitze 2019
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Das Problem ist natürlich, dass irgendwelche CDU-Regierungen das kaum angehen werden. Aber auch bei den anderen Parteien hab dazu bisher selten was mitgekriegt


Na ja, braucht halt eine Grundgesetzänderung und die war in der BRD gegen den Willen der Union (zumindest bisher) einfach nicht möglich, weil die Union immer mindestens 1/3 der Sitze hielt. Ist nicht so, als würden die anderen Parteien nicht immer mal wieder sagen wie sie dazu stehen, aber es wäre halt auch etwas töricht da groß auf die Pauke zu hauen solange jeder weiß, dass sich daran nichts ändert kann, wenn die Union nicht zustimmt.
 

Gelöschtes Mitglied 137386

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Kleine Ergänzung zu dem, was Schico schrieb:

Grundsätzlich stimme ich zu, aber jedes Anfassen der religiöser Regelungen in Deutschland sind aus historischen Gründen höchst problematisch. Im Grunde bräuchte man gesetzeslogisch nicht mal ein eigenes Grundrecht auf Religionsfreiheit, weil eigentlich alles, was diese beinhaltet, durch die allgemeine Handlungs- und Meinungsfreiheit abgedeckt wäre und nur überkommene Praktiken wie die Beschneidung von Jungen oder das Schächten von Tieren, die ansonsten mit anderen Grundrechten/Staatszielen kollidieren, absichert.

Also -> Wäre gut, wird aber nicht passieren.
 
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