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München: Warum Lehrer an einigen Grundschulen nicht mehr in der Mensa essen dürfen
An den Münchner Schulen wird viel dafür getan, dass Lehrer die Kinder den ganzen Tag über gut betreuen können. Die Bürokratie erschwert das.
www.sueddeutsche.de
Berlin ist überall - jetzt sogar in München.Es klingt wie ein Scherz, ist aber keiner: Die Lehrerinnen und Lehrer an mehreren Grundschulen in München dürfen nicht mehr in der Mensa ihrer Schule essen. Sie unterrichten die Grundschulkinder den Vormittag über, bereiten nachmittags für sie den Unterricht vor, aber zu Mittag essen dürfen sie nicht mit den Kindern. „Unglaublich“ findet Schulleiter Michael Hoderlein-Rein von der Grundschule Berg am Laim das. Vor allem, weil es in den vergangenen Jahren funktioniert habe. Nun auf einmal nicht mehr. Dabei wäre ja genug Essen da, sagt der Schulleiter. „Da werden Massen weggeworfen!“
Seit 1. November ist es nicht mehr erlaubt, dass die Grundschullehrer in der Mensa essen, angekündigt wurde das vom Bildungsreferat knapp vier Wochen vorher. Betroffen sind 38 von insgesamt 142 Münchner Grundschulen. Und zwar die Schulen, die ein städtisches Angebot zur Nachmittagsbetreuung haben [...]
In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu wissen, dass alle Grundschulen in München staatliche Schulen sind. Die Lehrkräfte, von denen die Kinder vormittags unterrichtet werden, sind beim Freistaat angestellt; die Pädagogen, die dieselben Kinder nachmittags in den städtischen Tagesheimen und Kogas betreuen, sind hingegen Mitarbeiter der Stadt.
Anfang Oktober teilte das Bildungsreferat den betroffenen Grundschulen mit, dass für staatliche Lehrkräfte kein Anspruch auf ein vergünstigtes Mittagessen bestehe, dass es über das Abrechnungssystem leider nicht möglich sei, das Mittagessen zu einem nicht ermäßigten Preis abzurechnen – dass die Lehrkräfte im Sinne der gelebten Pädagogik jedoch einen sogenannten „pädagogischen Happen“ zu sich nehmen dürften. Der entspreche höchstens einer halben Kinderportion. Ein vergünstigtes Mittagessen für staatliche Lehrkräfte sei aus rechtlicher Sicht nicht mehr möglich, teilte eine Sprecherin des Referats mit, das kommunale Schenkungsverbot untersage das.
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Die Lehrkräfte wollten das Mittagessen auch gar nicht geschenkt oder vergünstigt, Lehrerinnen und Lehrer würden dafür den vollen Preis zahlen, den das Referat für Bildung und Sport (RBS) nennt. Sie wollen nur daran teilnehmen dürfen.
An einer Lösung werde intensiv gearbeitet, teilte eine Sprecherin des RBS auf Anfrage mit. Dafür müsse eine neue Dokumentations- und Abrechnungsmöglichkeit entwickelt werden, das derzeitige System könne das technisch nicht umsetzen. „Wir möchten betonen, dass wir den täglichen Einsatz der Lehrkräfte für die Schülerinnen und Schüler sehr wertschätzen“, teilte die Sprecherin mit.
Es sei dem RBS ein dringendes Anliegen, das gemeinsame Mittagessen von Lehrkräften, Schülern und Erzieherinnen vor Ort auch in Zukunft sicherzustellen. Bis es so weit ist, bleibt es dabei: Lehrkräfte müssen woanders zu Mittag essen, nicht in der Mensa der Schule, in der sie arbeiten.
Schönes Beispiel dafür, was zwischen Föderalismus und Paragraphenreiterei in diesem Land so schiefläuft.