Die Suche nach der Mündigkeit des Durchschnittsbürgers ist in der Tat wohl eher ein Fall für Sherlock Holmes. Ein Blick auf die Wiesn (diesbezüglich finde ich den Begriff "Mass-Acker" sehr treffend) reicht doch, um zu sehen, was Menschen so alles anstellen, wenn sie mal alle Schranken fallen lassen.
Die Sauferei ist in unserem Kulturkreis so tief verankert, dass man aufpassen muss, nicht mit Bierkrügen beworfen zu werden, wenn man sie in Frage stellt. Dass Alkohol nachhaltig Leben zerstört, scheint irgendwie völlig okay zu sein. Bier und Spiele erfüllen eben auch im 21. Jahrhundert sehr gut ihren Zweck.
Ich würde eine Legalisierung der meisten Substanzen befürworten, allerdings nur, wenn gleichzeitig die Verfügbarkeit strenger reglementiert wäre. An eine Gesellschaft zu glauben, die mit der "vollen Dröhnung" klarkommen würde, erscheint mir angesichts des gegenwärtigen Zustandes unseres Systems zwar notwendig, aber auch illusorisch.
Drogen sind in erster Linie Funktionsmittel. Man möchte sich ablenken, die Leistung steigern, krasse Sinneswahrnehmungen erleben, sich schlicht betäuben, enthemmt sein, usw. usf.. Alkoholkonsum und dessen Konsequenzen sind stark ritualisiert worden, zudem behindert Alkohol bei geringer Abhängigkeit die "Alltagstauglichkeit" der User nur minimal. Spannend wäre es sicher zu sehen, wie sich eine laxere Gesetzgebung hier auswirken würde.
Ich gehe auch davon aus, dass nicht plötzlich alle zu Junkies werden würden, wenn man alle Drogen legalisierte. Trotzdem kann man die Frage nach der Rolle von Drogen nicht ohne die Frage nach der Gesellschaft, in der sie genommen werden, stellen.