Wurde auf den letzten 37 Seiten bestimmt schon das eine oder andere Mal gesagt, und Vieles ist natürlich noch nicht optimal umsetzbar. Aber ungefähr so lautet der Plan:
- Wenn (ggf. Reihen- oder Syndikat-)Haus bauen, dann Holzständer mit Zellulose-, Stroh- oder ähnlicher Füllung, außen mit Lehmputz, viel Holz drinnen, so wenig Plastik/Bauschaum/Lösungsmittel wie möglich, ggf. ohne Keller (wg. Zement/Betonmenge, die Umweltsau)
- Ganz viel PV aufs Dach, PV lädt Auto wenn viel Sonne, Auto versorgt Haus wenn wenig/keine Sonne (mittelfristig vernünftiger anderer Zwischenspeicher)
- PV wärmt auch Wasser; Klo- und Duschwasser kommen aus der Zisterne (siehe auch unten)
Weil es aber ums Verzichten ging, geht das Folgende in so eine Richtung. Teils seit ein paar Jahren bereits umgesetzt:
- 10-20km pro Strecke ins Büro mit dem Rad, auch bei Dauerregen, auch bei Minusgraden. Und ja, die Regenklamotten halten etwas weniger dicht, weil sie von Vaude sind und nicht so viele umweltschädliche Fluorverbindungen haben.
- Weniger Avocado und vielen anderen leckeren Kack, der die Natur oder den Lebensmittelmarkt anderswo zerstört.
- Fast ausschließlich EU-Biosiegel-Standard oder höherwertig, damit auch hierzulande weniger Natur zerstört wird. Dadurch weniger Auswahl, teils weniger lecker und außerdem teurer.
- Weniger Dinge kaufen, die eine Plastikverpackung haben. Endziel: Unverpackt-Laden für fast alles.
- Wenig Fleisch im Vergleich zum Bundesdurchschnitt. So gut wie kein Meeresfisch.
- So viel Gemüse und Obst selbst anbauen, wie es der Balkon / die Terrasse / der Garten hergibt. Einiges an SoLaWi
- angepeilt: Wasser für Dusche und Klo aus der Zisterne im Garten. Langfristig: Trenntoilette mit Mini-Brennstoffzelle o.ä., japanisches Klo mit Wasserreinigung statt Klopapier.
- Klamotten so viel second hand wie möglich. Neues fast ausschließlich GOTS- oder ähnlich zertifiziert. Die meisten gekauften Klamotten mind. 98% Bio-Baumwolle oder gleich 100% Schurwolle (z.B. Fleecejacke).
(Außer Herren-Anzüge und Schuhe. Derhimmelweißwarum es Öko-Anzüge und -Schuhe nicht in businesstauglich gibt).
- Spielzeug für den Nachwuchs fast ausschließlich gebraucht.
- Waschmittel ohne kationische Tenside, ohne Füllstoffe, weitgehend ohne Parfüme.
- Schmuck nur second hand oder voll RJC-zertifiziert o.ä. Weniger ist da eh mehr.
- Auch bei der Hardware mal darauf achten, wie wenig Wert der Hersteller auf Umweltfreundlichkeit & Sozialstandards legt.
- CO2 aus Flugreisen kompensieren und da auch fürs Autofahren mal was Springenlassen. Keine Inlandsflüge.
- Übers CO2-Kompensieren hinaus Spenden an Organisationen, die was für die Umwelt tun. Von "Regenwald kaufen" über "nachhaltige Landwirtschaft ohne Hybridsaatgut für ungebildete Landwirte" bis "saubere Kocher in abgelegenen Regionen Afrikas für Leute, die bisher offenes, rußiges Feuer für jedes Essen gemacht haben."
Edit2, von weiter oben im Fred, auch umgesetzt:
- zertifizierten Ökostromanbieter nutzen. Idealerweise aus regionaler Produktion. Auch wenn der 50% teurer ist als EON.
- Trinkwasser nutzen wenn es einem schmeckt und dafür verpackte Getränke vermeiden. Ist in der Regel eh gesünder.
- Zum Einkaufen immer eigene Tüten/Taschen mitnehmen und nicht irgendwelches Obst oder Gemüse im Supermarkt in Plastetüten einpacken. Das Zeug hat von der Natur 'ne Schale bekommen. Aus gutem Grund. Das muss man nicht einpacken. Und ständig neue Tüten kaufen muss man auch nicht.
- Müll sauber trennen. Batterien, Altöle, Elektroschrott in irgend einer Kiste sammeln und wenn die Voll ist halt einmal zum Werststoffhof. Was recyclebar ist, recyclen.
- Bei der Anschaffung von Geräten auf den Energieverbrauch achten. LEDs statt Glühbirnen.
- Stoßlüften und aktives Heizungsmanagement. Oder programmierbare Thermostate. Bad, Küche, Schlafzimmer müssen tagsüber nicht warm sein.
- Akkus nutzen statt Batterien wo es geht und über sauberen Strom aufladen.
Noch gar nicht umgesetzt:
- Fairphone statt geilem High-End-Scheiß
- festes Shampoo und Duschwaschstück. Ist attraktiver, wenn das Wasser aus der Zisterne kommt, weil sich der Wasserverbrauch mit festem Waschzeug unweigerlich erhöht (man muss die Waschstücke ja erstmal nass machen).
- Windeln und Feuchttücher. Feuchttücher haben wir in den ersten Lebensmonaten weitgehend durch Baumwolllappen ersetzt, aber später stinken die Fäkalien so abartig, dass wir es ganz schnell wieder gelassen haben.
- Bahn- statt Autofahren für weitere Strecken. Die Bahn nervt abartig hart und man ist solche Ewigkeiten unterwegs. Als Single mit ganz viel Zeit vielleicht noch machbar, aber als Familie mit weit verstreuter nächster Verwandschaft ohne ICE-Anbindung? Hardcore.
- Konsum allgemein und Amazon im Besonderen. Abartig, was da alles bestellt wird.
Edit:
Wann wäre ich bereit, mehr zu tun?
1. User Experience: Je besser die Alternativen (geschmacklich, preislich, Verfügbarkeit, Design,...), desto eher wird's was. Überall(!) Radwege mit mind 3m Breite pro Richtung, glatt asphaltiert, mit Wurzelsperre, hochbord und fette Bremshügel für Seitenstraßen,...
2. Penalty und Anreiz. Macht Benzin/Diesel/fossile Energie dreimal so teuer (aber kostenlosen "Grundverbrauch" für alle + Härtefallregelung für unteres Verdienst-Drittel). Bei Schneefall als Erstes Geh- und Radwege räumen, die Straßen zum Schluss. Exorbitante Steuern auf Plastik, Lacke, mosh uvm.
3. Kinder kriegen. Game Changer für mich, weil man sich unweigerlich die Frage stellt, was man denen hinterlassen und beibringen will.
4. Gewohnheit und sozialer Vergleich. Angefangen, mir Gedanken um die Welt zu machen, hab ich vor drölf Jahren durch meine unaufdringlichen aber vorbildlichen Mitbewohnerinnen. Dann zwei Partnerinnen, die da deutlich weiter waren als ich. Und inzwischen ist es selbstverständlich, dass ich bei fast allem kurz drüber nachdenke, was für einen Impact das hat und immer mal wieder überlege, wo ich noch was anders machen kann.
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Was mir bei alledem immer wieder scheißeklar wird: Über sowas kann man sich nur Gedanken machen, wenn man verdammt priviligiert ist (hier: oberes Verdienst-Drittel in Deutschland). Ja, es tut ein bisschen weh, bei Scheißwetter aufs Rad zu steigen und nicht das Auto mit Sitz- und Lenkradheizung aus der Garage zu holen. Aber soll ich das mal unserer Putzfrau im Büro erzählen, die jeden Tag 45 Minuten mit den Öffis zum Sammelpunkt fährt, dann 10 Stunden im Akkord arbeitet, sich bis Mitternacht den Rücken krumm macht und abschließend mit etwas Pech noch anderthalb Stunden zu Fuß nach Hause läuft, weil sie den letzten Bus gerade verpasst hat? Soll ich der außerdem ernsthaft erzählen, dass es aber nicht so geil ist, die ghanaischen Bananenchips mit viel Zucker und Aromastoffen aus dem Afroladen an ihre Kids zu verfüttern?
Oder die alleinerziehende Sekretärin im öffentlichen Dienst, die für Entgeltgruppe 8 (was ist das:
1200€ 2000€ netto im Monat? [Danke @Benrath für den Hinweis]) ihre zwei Kids in der 60m²-Wohnung durchkriegen muss, weil sie sich was Größeres nicht leisten kann: Soll die nur noch regional und bio essen und bitteschön keine Klamotten bei Kik mehr kaufen, sondern neben Vollzeitjob und Kindererziehung, neben Einkaufen und Hausaufgabenhilfe noch täglich ne Stunde ebay Kleinanzeigen für gebrauchte Klamotten und Spielzeug durchsuchen?
Oder der "selbstständige" Rumänische/Bulgarische/Polnische/Albanische Paketbote, der mir immer sackfreundlich die Amazon-Bestellung bringt und für 4 Euro die Stunde von Tür zu Tür hetzt: Soll ich dem sagen, dass er nicht mit seiner alten Diesel-Drecksschleuder (in der er auch wohnt, weil die "Agentur", die ihn hergeholt hat, nichtmal für eine bezahlbare Mietwohnung sorgt) 1x pro Monat zweitausend km pro Strecke in die Heimat fahren soll?
Wir leben in einer beschissenen Welt, in der die meisten von uns hier im Forum zu den lucky 1% der reichsten Menschen gehören dürften. Und viele von uns können das nichtmal genießen, weil es auch
innerhalb Deutschlands so ein krasses Gefälle gibt. Darum finde ich mich nicht besonders geil dafür, dass ich mir ab und zu mal Gedanken darüber mache, was ich dafür tun kann, dass auch meine Kinder noch ohne Klima-Krieg so alt werden können wie ich jetzt bin.