Das ist deine dritte Frage immer noch arbiträr spezifisch. Letztendlich geht's nur um
Woher und wie bekomme ich das Geld unter der Nebenbedinung den mindeststandard zu garantieren. Die Grenzbelastung und die Umverteilung ergeben sich dann.
Sagen wir ich hätte das "Woher" fix geklärt, und ein Budget von bspw €100 Mrd / Jahr.
Nun zwei Szenarien:
- Mir ist, wie heute der SPD, die Grenzbelastung mehr oder weniger egal.
- Mir ist die Grenzbelastung wichtig, und ich möchte nicht, dass sie bspw. 60% übersteigt.
In Fall #1 wird die daraus resultierende Mindestsicherung / H4 deutlich höher sein, weil ich eben keine Mittel brauche, um die Grenzbelastung im Übergang zum "selbst Geld verdienen" klein zu halten.
D.h. bei fixer Finanzierung stellt man in meiner Vision diejenigen besser, die selbst etwas verdienen und diejenigen schlechter, die gar nichts verdienen.
Die Finanzierung ist natürlich nicht fix, ich wollte damit nur illustrieren, dass es eben drei Variablen gibt. Die (mögliche) Finanzierung, die (erwünschte) Mindestsicherung und der (von mir erwünschte) maximale Satz der Grenzbelastung.
Mal abgesehen davon ist es doch auch völlig beliebig, das so zu sehen. Die Grenzbelastung ist doch wie ein Steuersatz marginal, d.h. auch jeder der (deutlich) mehr verdient als Mindestlohn hätte für seine ersten ka 20k Euro einen horrend hohen Steuersatz?
Das kommt eben darauf an, wie man #3 festlegt, und woher die Steuern kommen.
Selbst wenn man weiter v.a. auf Einkommensteuer setzt:
Mit "maximal 70% Grenzbelastung" käme man offensichtlich gut hin.
Wenn man sagt "maximal 50% Grenzbelastung", dann braucht man ggf. mehr Steuereinnahmen aus bspw Erbschaftssteuer und Bodenwertsteuer.
Und die Gesamtbelastung der höheren Einkommen möchte ich damit nicht reduzieren.
Heute ist die Grenzbelastung der ersten 20k 80%, dafür meine Grenzbelastung nur noch der Einkommensteuerspitzensatz.
Wenn man die Grenzbelastung unten auf 60% senkt, dann muss man natürlich oben die Grenzbelastung erhöhen, um bspw. für mich die Gesamtbelastung auch nur konstant zu halten.
Das kommt mir alles nicht vor wie eine sehr durchdachte Betrachtungsweise, aber wenn man es so sieht müsstest du doch eindeutig für deutlich mehr Umverteilung von oben* nach unten fordern? Damit sind wir doch genau bei #2, was Benrath angemerkt hat.
Ich habe nichts grundsätzlich gegen mehr Umverteilung.
Aber eben nur nicht, wenn die Grenzbelastung berücksichtigt wird.
Aus Gründen der Effizienz, Anreizsetzung und Fairness.
Bspw bin ich durchaus Fan von höheren Erbschafts- und Bodenwertsteuern.
Aber ich bin kein Fan von der derartigen Methode der Umverteilung, die eben dafür sorgt, dass die Grenzbelastung für viele arbeitenden Menschen 80%+ ist.
Im Übrigen sehe ich immer noch nicht so richtig das Argument, du hast nur nochmal das Problem beschrieben, das wir glaube ich alle verstehen. Aber die Lösung ist offensichtlich: Löhne müssen tendenziell erhöht werden, weil du unten nicht viel wegnehmen kannst.
Das ist aber nicht die einzige Lösung.
Ich kann ja bspw. das Wegfallen von Transferleistungen und die Bepreisung der Sozialversicherungen (bspw. KKV) so gestalten, dass die Grenzbelastung sinkt.
Ich muss das sogar -- denn höhere Löhne in Isolation lösen das Problem eben nicht
Auch bei €30 Stundensatz gibt es die alleinerziehende Mutter, die 15h / Woche arbeitet, und im jetzigen System immer noch eine extrem hohe Grenzbelastung im Vgl. zum "nicht arbeiten" hat.
Im Übrigen spielt dafür die Höhe der Sozialhilfe (egal wie man sie gerade nennt) ja durchaus auch eine Rolle, denn umso niedriger die Sozialleistungen sind, umso drängender wird es für Leute mit geringen Kompetenzprofilen, auch zu sehr niedrigen Löhnen zu arbeiten.
Ja, ich bin ja nicht per se für niedrigere Sozialleistungen.
Ich bin nur dagegen, dass man auschließlich die Sozialleistungen im Blick hat und die Grenzbelastung erhöht.