Inflation & Rezession

Gustavo

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Ich weiß nicht, wo die Grenzen liegen, wo man mehr Verhaltensänderung sehen würde. Ich vermute aber stark, dass das bei den Wünschen vom linken Flügel der SPD gegeben wäre.

Wie groß der Effekt vom Bürgergeld hier sein wird, keine Ahnung. Es geht mir aber nicht nur um den Effekt, sondern auch um die Gerechtigkeit. Ich halte es für ungerecht, wenn die Grenzbelastung >80% ist, und für wohlfeil, dann nur die Arbeitgeber, nicht aber dieses System, zu kirtiisieren.

Na ja, das ist halt das alte Problem mit der verteilenden und der ausgleichenden Gerechtigkeit. Wenn du die verteilende Gerechtigkeit halbwegs erreichen willst, müssten entweder Sozialhilfeempfänger deutlich weniger verdienen oder Mindestlohnbezieher deutlich mehr. Der Unterschied zwischem erstere und letzterem ist halt, dass ersteres mit der ausgleichenden Gerechtigkeit in Konflikt kommt, weil du Sozialhilfe, ob sie jetzt auf Hartz IV Niveau oder auf Bürgergeld-Niveau gezahlt wird, eigentlich kaum weiter kürzen kannst ohne dass eine menschenwürdige Existenz nicht mehr möglich ist. Das Problem hast du bei letzterem nicht, weshalb man imho darauf seine Anstrengungen konzentrieren sollte. Das wird ja übrigens mit der Mindestlohnerhöhung gemacht, die das Problem das du beschreibst lindert, weil ein Mindestlohnbezieher bei gleicher Stundenzahl Ende 2022 dann weiter vom Bürgergeldsatz entfernt sein wird als er es Ende 2021 vom Hartz IV Satz war. Und mit Gerechtigkeit haben die Aussagen der Handwerkslobbyisten sowieso nichts zu tun, denen geht es nur um den eigenen Vorteil. Das ist in einer Demokratie legitim, aber muss bei Leuten die bereits so sehr gehätschelt werden wie das Handwerk in Deutschland nun wirklich nicht ernst genommen werden.
 
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Es ist ein Optimierungsproblem zwischen:
  1. Was sehe ich als den zu garantierenden Mindeststandard?
  2. Wieviel Umverteilung möchte ich machen & wo bekomme ich das Geld her?
  3. Welche maximale effektive Grenzbelastung finde ich akzeptabel?
Das Problem ist, dass fast alle #3 in der Debatte ignorieren.
Denn wenn du bei #3 Mindeststandards setzt bedeutet das, dass du mehr Geld brauchst (finden die Steuersenker nicht akzeptabel), oder eben die nicht-arbeitenden weniger bekommen (finden die linken inakzeptabel).

Die Kompromisse, die gefunden werden, werden also genau auf dem Rücken der arbeitenden Gering- und Normalverdiener ausgetragen, die von einer Deckelung der Grenzbelastung (ich würde mir 50% wünschen, aber selbst 30% wären ja schon ein Anfang) profitieren würden.

Ich wünsche mir also zweierlei.
Erstens, dass #3 in der Debatte stets mit berücksichtigt wird, anstatt so zu tun als wäre es nur ein Trade-off zwischen #1 und #2.
Zweitens, dass es da eben Mindeststandards gibt.

Ziel: Wenn dann jemand H4 oder das Bürgergeld erhöhen möchte, dann muss er nicht nur das direkt finanzieren, sondern eben auch die vereinbarte mindeste Grenzbelastung mit finanzieren & das transparent in das gewünschte Reformpaket mt einbringen.
 
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Nein, eben nicht.
#3 ist eine Grundsatzfrage, die limitiert, wo ich das Geld herbekommen kann -- ich darf dann eben nicht diejenigen belasten (bzw muss sie sogar entlasten bzw ihnen auch Transferleistungen zukommen lassen), die "nah dran" an der Mindestsicherung/H4 etc sind.

Vereinfachtes Beispiel:
  • Ich lege für #3 fest, dass die maximale Grenzbelastung 50% sein darf
  • Eine Familie bekommt €2.000 Sozialleistungen, wenn niemand arbeitet
  • In der Familie arbeitet nun jemand Teilzeit für €1.000
  • Durch die festgelegte maximale Grezbelastung muss die Familie weiterhin €1.500 Sozialleistungen bekommen, damit effektiv von den €1.000 eben €500 übrig bleiben
  • Ich muss also insgesamt mehr umverteilen, als wenn ich die Regel bei #3 nicht hätte
Heute l#uft es aber so, dass auf diese Grenzbelastung gar nicht geachtet wird. Diese Leute haben keine Lobby, bzw die einzige Forderung zu ihren Gunsten sind Mindestlohn & "dann bezahlt halt mehr", obwohl das in Isolation Kriterium #3 eben nicht zufrieden stellt.

Wenn ich unter einem Mindestanspruch von #3 (eine Art fluides "Abstandsagebot") die Mindestsicherung deutlich erhöhen will, brauche ich insgesamt mehr Geld, was dann #2 beeinflusst: Ich brauche mehr Geld, und muss es von "weit oben" beschaffen bzw aus Quellen, die nicht direkt mit Einkommen zusammenhängen (bspw. Erbschaftsteuer, Bodenwertsteuer).
 

Benrath

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Nicht dass ich etwas gegen den konkreten Vorschlag hätte aber wieso könntet der Vorschlag nicht Teil der Antwort auf "wo bekomme ich das Geld her?" sein
 
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Weil es nicht nur um die Frage geht, wo das Geld herkommt.
Selbst wenn du auf magische Weise die Mittel hättest, dann musst du ja konkret etwas tun, um das "Abstandsgebot" unter #3 zu gewährleisten, wenn du H4 erhöhst.
 

Benrath

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Das ist deine dritte Frage immer noch arbiträr spezifisch. Letztendlich geht's nur um
Woher und wie bekomme ich das Geld unter der Nebenbedinung den mindeststandard zu garantieren. Die Grenzbelastung und die Umverteilung ergeben sich dann.
 

Gustavo

Doppelspitze 2019
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Mal abgesehen davon ist es doch auch völlig beliebig, das so zu sehen. Die Grenzbelastung ist doch wie ein Steuersatz marginal, d.h. auch jeder der (deutlich) mehr verdient als Mindestlohn hätte für seine ersten ka 20k Euro einen horrend hohen Steuersatz? Das kommt mir alles nicht vor wie eine sehr durchdachte Betrachtungsweise, aber wenn man es so sieht müsstest du doch eindeutig für deutlich mehr Umverteilung von oben* nach unten fordern? Damit sind wir doch genau bei #2, was Benrath angemerkt hat.

Im Übrigen sehe ich immer noch nicht so richtig das Argument, du hast nur nochmal das Problem beschrieben, das wir glaube ich alle verstehen. Aber die Lösung ist offensichtlich: Löhne müssen tendenziell erhöht werden, weil du unten nicht viel wegnehmen kannst. Im Übrigen spielt dafür die Höhe der Sozialhilfe (egal wie man sie gerade nennt) ja durchaus auch eine Rolle, denn umso niedriger die Sozialleistungen sind, umso drängender wird es für Leute mit geringen Kompetenzprofilen, auch zu sehr niedrigen Löhnen zu arbeiten. Ohne Mindestlohn (oder mit geringem Mindestlohn) produziert das einen Druck nach unten, wie bspw. in den USA, insofern profitieren auch Leute knapp über Mindestlohn noch.


*umso mehr man verdient, umso geringer ist der Anteil des Einkommens, auf den 80% oder was auch immer Grenzbelastung anfallen
 
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Das ist deine dritte Frage immer noch arbiträr spezifisch. Letztendlich geht's nur um
Woher und wie bekomme ich das Geld unter der Nebenbedinung den mindeststandard zu garantieren. Die Grenzbelastung und die Umverteilung ergeben sich dann.
Sagen wir ich hätte das "Woher" fix geklärt, und ein Budget von bspw €100 Mrd / Jahr.
Nun zwei Szenarien:
  1. Mir ist, wie heute der SPD, die Grenzbelastung mehr oder weniger egal.
  2. Mir ist die Grenzbelastung wichtig, und ich möchte nicht, dass sie bspw. 60% übersteigt.
In Fall #1 wird die daraus resultierende Mindestsicherung / H4 deutlich höher sein, weil ich eben keine Mittel brauche, um die Grenzbelastung im Übergang zum "selbst Geld verdienen" klein zu halten.

D.h. bei fixer Finanzierung stellt man in meiner Vision diejenigen besser, die selbst etwas verdienen und diejenigen schlechter, die gar nichts verdienen.

Die Finanzierung ist natürlich nicht fix, ich wollte damit nur illustrieren, dass es eben drei Variablen gibt. Die (mögliche) Finanzierung, die (erwünschte) Mindestsicherung und der (von mir erwünschte) maximale Satz der Grenzbelastung.

Mal abgesehen davon ist es doch auch völlig beliebig, das so zu sehen. Die Grenzbelastung ist doch wie ein Steuersatz marginal, d.h. auch jeder der (deutlich) mehr verdient als Mindestlohn hätte für seine ersten ka 20k Euro einen horrend hohen Steuersatz?
Das kommt eben darauf an, wie man #3 festlegt, und woher die Steuern kommen.
Selbst wenn man weiter v.a. auf Einkommensteuer setzt:
Mit "maximal 70% Grenzbelastung" käme man offensichtlich gut hin.

Wenn man sagt "maximal 50% Grenzbelastung", dann braucht man ggf. mehr Steuereinnahmen aus bspw Erbschaftssteuer und Bodenwertsteuer.

Und die Gesamtbelastung der höheren Einkommen möchte ich damit nicht reduzieren.
Heute ist die Grenzbelastung der ersten 20k 80%, dafür meine Grenzbelastung nur noch der Einkommensteuerspitzensatz.
Wenn man die Grenzbelastung unten auf 60% senkt, dann muss man natürlich oben die Grenzbelastung erhöhen, um bspw. für mich die Gesamtbelastung auch nur konstant zu halten.

Das kommt mir alles nicht vor wie eine sehr durchdachte Betrachtungsweise, aber wenn man es so sieht müsstest du doch eindeutig für deutlich mehr Umverteilung von oben* nach unten fordern? Damit sind wir doch genau bei #2, was Benrath angemerkt hat.
Ich habe nichts grundsätzlich gegen mehr Umverteilung.
Aber eben nur nicht, wenn die Grenzbelastung berücksichtigt wird.
Aus Gründen der Effizienz, Anreizsetzung und Fairness.

Bspw bin ich durchaus Fan von höheren Erbschafts- und Bodenwertsteuern.
Aber ich bin kein Fan von der derartigen Methode der Umverteilung, die eben dafür sorgt, dass die Grenzbelastung für viele arbeitenden Menschen 80%+ ist.
Im Übrigen sehe ich immer noch nicht so richtig das Argument, du hast nur nochmal das Problem beschrieben, das wir glaube ich alle verstehen. Aber die Lösung ist offensichtlich: Löhne müssen tendenziell erhöht werden, weil du unten nicht viel wegnehmen kannst.
Das ist aber nicht die einzige Lösung.
Ich kann ja bspw. das Wegfallen von Transferleistungen und die Bepreisung der Sozialversicherungen (bspw. KKV) so gestalten, dass die Grenzbelastung sinkt.

Ich muss das sogar -- denn höhere Löhne in Isolation lösen das Problem eben nicht
Auch bei €30 Stundensatz gibt es die alleinerziehende Mutter, die 15h / Woche arbeitet, und im jetzigen System immer noch eine extrem hohe Grenzbelastung im Vgl. zum "nicht arbeiten" hat.
Im Übrigen spielt dafür die Höhe der Sozialhilfe (egal wie man sie gerade nennt) ja durchaus auch eine Rolle, denn umso niedriger die Sozialleistungen sind, umso drängender wird es für Leute mit geringen Kompetenzprofilen, auch zu sehr niedrigen Löhnen zu arbeiten.
Ja, ich bin ja nicht per se für niedrigere Sozialleistungen.
Ich bin nur dagegen, dass man auschließlich die Sozialleistungen im Blick hat und die Grenzbelastung erhöht.
 
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Damit meine ich ein Szenario, in dem du zum Beispiel Steuern erhöhst und abschätzen kannst, wieviel Geld dir das bringt. Beispiel: Du erhöhst Erbschaftssteuer/eliminierst Ausnahmen und hast dadurch jetzt grob X Mrd pro Jahr.
 
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@ Gustavo und NYC: Falls das falsch rübergekommen ist: Ich bin absolut gegen die niedrigen Löhnen, die in weiten Teilen Deutschland gezahlt werden und will mit meinem Eindreschen auf die arbeitsscheuen Elemente nicht gegen Lohnerhöhungen argumentieren.
Ich könnte mich selbst auch nicht dazu motivieren für 2.500 € brutto Vollzeit zu arbeiten, wo es keinerlei Perspektive gibt sich finanziell etwas aufzubauen und man spätestens zur Rente dasteht wie ein Sozialhilfeempfänger.

Okay, es gibt aber Null Hinweise darauf, dass es eine übermäßige Zahl an Erwerbsfähigen gibt, die arbeiten könnten, aber das nicht wollen. Das Handwerk jammert, weil es gerne Abiturienten hätte, die es mit Hauptschullöhnen abspeisen kann. Die ganzen Leute, die hier Krokodilstränen vergießen, wie schlimm doch die Konkurrenz "der Unterschicht" mit den "Armutsmigranten" sei lassen das komplett links liegen, obwohl das Lohnniveau grundsätzlich fast jeden betrifft.

Das sehe ich nicht so. In der Pflege, Hotelerie etc. herrscht wie jeder weiß, großer Personalmangel. Hier in der Gegend (Umkreis Hamburg) schickt das Amt regelmäßig "Bewerber", die durch die Bank entweder gar nicht erst erscheinen, oder so bocklos sind, dass sie es trotzdem schaffen abgelehnt zu werden, oder wenn sie im Job sind ständig "krank" sind. Das ist inzwischen ein signifikanter Bestandteil der Arbeitswelt und ich denke, dass das Problem größer wird.

Und ich würde das Problem am liebsten von zwei Seiten angehen:
- Höhere Löhne, niedrigere Steuern und Sozialbeiträge und Abschaffung der GEZ :deliver:
- Ausstattung von Hartz IV am absoluten Existenzminimum mit Lebensmittelgutscheinen für alle die noch nie signifikant gearbeitet haben.
 
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Das Schaf

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Das ist inzwischen ein signifikanter Bestandteil der Arbeitswelt und ich denke, dass das Problem größer wird.
Da wiederspreche ich auf das schärfste.

Was mMn ein größerer Teil wird sind Leute die nicht mehr arbeiten können aus psychischen oder physischen Gründen.
Und die sind im jetzigen System komplett gearscht.
 

GeckoVOD

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Das sehe ich nicht so. In der Pflege, Hotelerie etc. herrscht wie jeder weiß, großer Personalmangel. Hier in der Gegend (Umkreis Hamburg) schickt das Amt regelmäßig "Bewerber", die durch die Bank entweder gar nicht erst erscheinen, oder so bocklos sind, dass sie es trotzdem schaffen abgelehnt zu werden, oder wenn sie im Job sind ständig "krank" sind. Das ist inzwischen ein signifikanter Bestandteil der Arbeitswelt und ich denke, dass das Problem größer wird.
Bei Pflege und Hotelerie fehlt nur noch Logistik und du hast die drei Branchen mit den beschissenen Arbeitsbedingungen. Darauf zu schließen, dass jeder, der dort nicht erscheint, nicht arbeiten will oder "krank" ist, nur unwillig sei, ist kurz gegriffen.
Daneben sei gesagt, dass das Matching der ARGE auch nicht so prall ist. Ich wurde gottseidank nie gezwungen mich zu bewerben, weil's schnell genug geklappt hat. Kenne aber Fälle, in denen man sich pro-Forma komplett falsch bewerben musste, weil halt das System die Stelle gerade ausspuckt. Ob das dann klappt ist eigtl. jedem irgendwo bischen egal.

Allgemein noch dazu, das Bild der "Unwilligen" scheint ja doch noch in Köpfen zu sein. In der ARGE las ich in den Statistiken eher, dass es deutlich weniger als 5% sind, die man "langzeitarbeitslos" nennen dürfte, weil sie schlicht nicht vermittelbar sind. Grund dafür sind extrem niedrige Qualifikationen durch entsprechend schlechten geistigen Voraussetzungen, Ausstieg ins Alter (Bingo zwischen RV, GKV und ARGE) oder Personen mit sonstigen psychischen Problemen. Klassische RTL-Arbeitslose gibt's selbstverständlich auch, aber sehr viele sind das nicht. An und für sich sind die Leute nicht arbeitsunwillig, brauchen aber so viel Betreuung, dass sich eine Einstellung seltenst lohnt und die Vermittlung Jahre dauert, während da massiv Maßnahmen notwendig werden.
Daneben gibt's Drehtürklienten, die auch durch niedrige Qualifikation Schwierigkeiten haben länger Fuß zu fassen: Befristet, nicht übernommen, arbeitslos, Zeitarbeit, befristet, nicht übernommen, arbeitslos, etc. pp. Auf den ersten Blick wirken die dann auch "unwillig" oder ihre Historie suggeriert, sie würden sich nicht bemühen. Ist aber mehr als arschig das anzunehmen, wenn die Realität etwas anders aussieht, u.a. dank der Praxis der behinderten Verträge in den einschlägigen Branchen, die gar nicht erst auf langfristige Eingliederung / Qualifikation setzt. Aus diesen beiden Klienten, Drehtür und schwer vermittelbaren, setzt sich deine lokale Arbeitslosigkeit meist zusammen. Ist aber auch normal und sagt nix über "die Motivation" aus.

Deinen Bekannten in allen Ehren, ich kenne auch so Leute, die mir das aus Ihrer Brille erzählen. Die wissen aber meist schlicht nicht, was mit den Leuten real irgendwann passiert, ob die immer so bleiben, oder ob sich das schnell auflöst, sobald wirklich nur noch die soziale Grundsicherung da ist und dir die Ämter den Postkasten vollspammen.
 
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Da wiederspreche ich auf das schärfste.

Was mMn ein größerer Teil wird sind Leute die nicht mehr arbeiten können aus psychischen oder physischen Gründen.
Und die sind im jetzigen System komplett gearscht.
Wächst dieser Teil, weil es mehr physische und psychische Probleme gibt, oder weil die Schwelle, das von sich zu sagen & dass es akzeptiert wird, niedriger ist? Es gibt natürlich jetzt bspw Corona, aber abgesehen davon, ist mir nicht so einsichtig, warum die Leute weniger gesund sein sollten als früher. Bei Krankheitsmeldungen von Arbeitnehmern ist der langfristige Trend ja eher rückläufig, oder?
 
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belastung dürfte ne andere sein, früher mann job, frau haushalt/kinder, ein gehalt reichte für haus, auto und urlaub. heute müssen beide rann, kinderbetreuung nebenher oder sehr, sehr teuer, grundsätzlich finanziell mehr sorgen, geschäftlich sowieso, "der chinese schläft ja nicht". dazu wahrscheinlich noch ungesundere ernährung, wenig(er) körperliche betätigung und dann auch hier leistungsdruck, folglich niedrigere resilienz bei erhöhtem stress, yo, da klappt dann halt schon mal der eine oder andere zusammen.
 
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@YNC: Natürlich kann man das so rum sehen. Du kannst es aber auch umdrehen. Früher war die Ernährung schlechter, gerade für Kinder (meine gebildeten Eltern haben uns dauernd Zucker zum Frühstück gegeben). Früher war die Gesundheitsversorgung schlechter. Früher gab es mehr Schadstoffbelastung.

Natürlich "klappt da der ein oder andere zusammen", ein Makrotrend ist das aber noch nicht.

Vielleicht wurde früher auch der ehrlich Kranke faul genannt -- dafür wird vielleicht heute ab und an der Faule krank genannt.

---

Übrigens nochmal ein Gedanke zum Thema Inflation:

Die Geldmengenausweitung per se verursacht keine Inflation.
Aber gerade während Corona wurde das Geld dann ja tatsächlich relativ breit verteilt durch Kurzarbeitergeld & Hilfen aller Art.
Das hat natürlich einen Einfluss darauf, dass -trotz einer großen Krise- die Nachfrage hochgehalten.

Und die weiterhin hohe Nachfrage trifft auf ein eingeschränktes Angebot. Stichwort Lieferketten, Arbeitsakräftemangel, China-Lockdowns.

Insofern kann man schon sagen, dass die Geldmengenauswertung auch zur Inflation führte, über den "Umweg" der breiten Corona-Hilfen und natürlich nur als einer der Faktoren. Wenn es kein Angebotsproblem gäbe, bliebe vieleicht die Inflation weiter niedrig, weil die Produktion nach oben gefahren worden wäre.

Nun kann man natürlich sagen, dass die Hilfen nötig waren, damit die Leute nicht Armut erlitten (Beispiel: Selbstständige Künstler). Aber dennoch ist es die Inflation halt auch eine Konseqeuenz daraus, dass in Europa Geld gedruckt wurde, um den Lebensstandard von zig Millionen über das "natürliche Maß der Krise hinaus" zu halten.
 

Gustavo

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Übrigens nochmal ein Gedanke zum Thema Inflation:

Das ist keine sinnvolle Art, über Inflation nachzudenken, die du da betreibst. Das ist als würdest du argumentieren, wenn du im Jahr 2022 jeden Tag 7000 kcal zu dir nimmst und dann fett wirst ist auch das Jahr 2021 Schuld, als du normal gegessen hast, weil du ja in der Zeit schon hättest abnehmen können indem du unter replacement level gegessen hättest.

Das Problem, was du beschreibst, wird nicht durch die Geldmenge verursacht, sondern durch die gestörten Lieferketten. Und selbst das würde long run maximal eine Inflation ganz leicht über dem symmetric inflation target produzieren. Die Geldmenge hier ins Spiel zu bringen ist und bleibt makroökonomisch einfach völliger Quatsch.
 
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Die gestörten Lieferketten führen im Normalfall ja auch zu einem Rückgang der Nachfrage, weil die Leute weniger Geld haben.
Druckt man Geld, um das zu kompensieren, bleibt die Nachfrage hoch.
Inflation ist eine Reaktion auf der Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage.

Die Geldmenge per se ist egal, wenn sie irgendwo ungenutzt liegt.
Wenn du aber die Geldmenge explizit erhöhst, um breit Leuten Geld zu schenken, dann hat das natürlich einen sehr direkten Einfluss auf die Nachfrage.
 

Gustavo

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Die gestörten Lieferketten führen im Normalfall ja auch zu einem Rückgang der Nachfrage, weil die Leute weniger Geld haben.
Druckt man Geld, um das zu kompensieren, bleibt die Nachfrage hoch.
Inflation ist eine Reaktion auf der Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage.

Die Geldmenge per se ist egal, wenn sie irgendwo ungenutzt liegt.
Wenn du aber die Geldmenge explizit erhöhst, um breit Leuten Geld zu schenken, dann hat das natürlich einen sehr direkten Einfluss auf die Nachfrage.

Ich habe einen Master in Economics, du wirst voraussetzen können dass ich sowas weiß.

Die Zusammenhänge ändern nichts daran, dass das keine sinnvolle Art ist, über Inflation nachzudenken. Die Nachfrage einbrechen zu lassen würde zu Deflation führen, die noch weniger wünschenswert ist als Inflation. Im Übrigen ist die Stimulation von Nachfrage über Rettungspakete wie sie in Europa passiert auch kein "Geld drucken," sondern ein Verschieben von Konsum aus der Zukunft in die Gegenwart, vulgo Schulden. "Geld schenken" ist ein unsinniger Kampfbegriff.
 

parats'

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Wenn du aber die Geldmenge explizit erhöhst, um breit Leuten Geld zu schenken, dann hat das natürlich einen sehr direkten Einfluss auf die Nachfrage.
Man möge mich korrigieren, aber grundlegend ist die Geldmenge doch erstmal eine Bestandsgröße. Die sollte per se keinen Einfluss auf die Inflation haben, sondern wirkt erst dann, wenn dieses "Geld" auch nachfragewirksam wird.
Wirkliche Inflation bei den Basisgütern hatten wir in den letzten 14 Jahren nicht. Bei den Assets mag das stimmen (Immobilien etc. pp.), aber die sind ja kein Maßstab.

Ich habe einen Master in Economics, du wirst voraussetzen können dass ich sowas weiß.
Hat Hans-Werner Sinn auch. :troll:
 

Gustavo

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Hat Hans-Werner Sinn auch. :troll:

HW Sinn hat aber ein Diplom aus einer Zeit, als das in Deutschland noch keine ernstzunehmende Wissenschaft war wie jetzt natürlich. :troll:

===============================

Mal was anderes: https://adamtooze.substack.com/p/chartbook-150-why-cheap-russian-gas

Adam Tooze über die Wichtigkeit von russischem Gas und Energiepreisen für die deutsche Industrie. Kurzfassung: Maßlos übertrieben. Wer von der "Deindustrialisierung Deutschlands" redet erzählt puren Schwachsinn und es war auch keineswegs bisher so, dass überdurchschnittliche Energiekosten zu hohen Energiestückkosten geführt hätten, eben weil Energie für die meisten Branchen kein so nennenswerter Faktor ist und die deutsche Industrie ziemlich gut gelernt hat, Energie effizient zu nutzen. Wer behauptet, Deutschlands Wirtschaftssystem sei auf "billigem russischen Gas" begründet erzählt ökonomisch puren Schrott.
 
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Massiver Einbruch in der deutschen Chemiebranche


Die Folgen des Krieges in der Ukraine haben starke Auswirkungen auf die deutsche Chemiebranche. "Wir müssen uns im wahrsten Sinne des Wortes warm anziehen, um diesen Winter und auch das kommende Jahr zu überstehen", erklärte jetzt der Präsident des Verbands der Chemischen Industrie (VCI), Evonik-Chef Christian Kullmann. Wegen stark gestiegener Energie- und Rohstoffpreisen sowie anhaltenden Lieferengpässe müssen einige Unternehmen bereits ihre Produktion herunterfahren.

Bereits im zweiten Quartal 2022 brach die Produktion in der deutschen Chemie- und Pharmaindustrie im Vergleich zum Vorjahr um 5,4 Prozent ein. Ohne das Pharmageschäft ging sie sogar um mehr als acht Prozent zurück. Den Betrieben falle es trotz steigender Umsätze immer schwerer, die hohen Energie- und Rohstoffkosten an ihre Kunden weiterzugeben, warnte der VCI. Bei vielen Unternehmen gingen die Erlöse schon zurück, erste schrieben bereits rote Zahlen.
Deutschland am Ende, Putin hat gewonnen.
 

Celetuiw

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Ausstattung von Hartz IV am absoluten Existenzminimum mit Lebensmittelgutscheinen für alle die noch nie signifikant gearbeitet haben.
Versteh das jetzt bitte nicht als “linkes reingrätschen“ das ist nur mein Metier. Abgesehen davon ob es jetzt sinnvoll ist oder nicht, ist was du vorschlägst gesetzlich nicht haltbar.

Die Regelsätze stellen nach Definition schon das Sozikulturelle Existenzminimum dar. Die Jobcenter konnten bis 2019 noch prozentual kürzen, 10% weniger bei Terminversäumnis, 30% bei Ablehnung eines Arbeitsangebotes. In summe 60% max (iirc) bei Jugendlichen U25 auf bis auf 0.

Das hat das Bundesverfassungsgericht gekippt, in der Hauptargumentation mit Verweis auf die Würde des Menschen und das Anrecht auf eine gesicherte Existenz am soziokulturellen Existenzminimum (Art. 1 Abs. 1 in Verbindung mit Art. 20 Abs. 1 GG)


Heute darf nur noch bis 30% gekürzt werden und eine Zuteilung von Lebensmittelgutscheinen ist als Sanktion auch nicht haltbar.

Btw: wir haben 1-2 Fälle, bei denen wir im Monat Lebensmittelgutscheine ausgeben. Das ist ziemlich aufwendig und Personalintensiv. Wäre auch davon ab ein sehr hoher Aufwand, wenn die JC das flächendeckend machen sollten.
 
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Beim Terminus "soziokulturelles Existenzminimum" ist aber doch gerade das erste Wort sehr vage. Da gibt es genug, die behaupten, auch H4x2 sei "noch keine echte Teilhabe".

Ich verstehe Mackia auch eher so, dass eher vom Existenzminimum in einer Definition redet, welche halt den "soziokulturellen" Teil anders definiert.

Auch sowas wie m² pro Person ließen sich anders definieren. Man muss nicht, aber man kann argumentieren, dass ein Single nicht mehr als 30m² braucht.

Man kann das ja alles immer anders sehen, noch stört immer nur diese Argumentation vom Status quo. A la "ich würde gerne Gesetze ändern" und als Antwort darauf "lol, das was du willst entspricht aber nicht der Rechtslage" (No shit, sherlock.)
 

Celetuiw

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Beim Terminus "soziokulturelles Existenzminimum" ist aber doch gerade das erste Wort sehr vage. Da gibt es genug, die behaupten, auch H4x2 sei "noch keine echte Teilhabe".

Ich verstehe Mackia auch eher so, dass eher vom Existenzminimum in einer Definition redet, welche halt den "soziokulturellen" Teil anders definiert.

Auch sowas wie m² pro Person ließen sich anders definieren. Man muss nicht, aber man kann argumentieren, dass ein Single nicht mehr als 30m² braucht.

Man kann das ja alles immer anders sehen, noch stört immer nur diese Argumentation vom Status quo. A la "ich würde gerne Gesetze ändern" und als Antwort darauf "lol, das was du willst entspricht aber nicht der Rechtslage" (No shit, sherlock.)
Naja das Bundesverfassungsgericht greift sowas ja nicht aus der Luft. Dem ganzen liegt ein jahrzehnte langer Rechtsstreit zugrunde zwischen den Arbeitsämtern und Leistungsbeziehern. Da hat sich das Gericht die Entscheidung nicht leicht gemacht.
Das liegt auch schon in der Natur der Sache begründet: wenn man Sozialhilfe so bemisst, dass sie schon im Regelfall nur das Existenzminimum deckt und nicht mehr (und das ist der ausdrückliche Zweck) bleibt halt kein Spielraum zur Abweichung nach unten.
 
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Mir ist nicht bekannt, dass das Verfassungsgericht eine konkrete Höhe gefordert hätte, sondern die Art und Weise, wie es berechnet wird. MWn hat es sogar mal explizit festgestellt, dass der Staat Spielraum bei der Gestaltung hat, bspw Geld- oder Sachleistungen.

Aber ist alles auch etwas Schall und Rauch. Denn es geht um das Problem beim Übergang in den eigenen Verdienst, nicht um die absolute Höhe.

In seiner jetzigen Form ist H4 und Bürgergeld genau deswegen zu kritisieren, nicht ob es 450 oder 500 Euro sind.

20 Stunden im Monat schwarz arbeiten plus Transferleistungen ist skandalöserweise eben attraktiver als viele echte Teilzeit- und Vollzeit-Tätigkeiten.
 

parats'

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Aber ist alles auch etwas Schall und Rauch. Denn es geht um das Problem beim Übergang in den eigenen Verdienst, nicht um die absolute Höhe.
Da wirst du hier auch keinen Widerspruch ernten. Afaik geht das Bürgergeld doch genau diesen Punkt an und die 80% fallen. Die genaue Ausgestaltung kenne ich jetzt gerade nicht, aber so grundlegend hat sich ja was getan.
 
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Ich sehe immer noch keinen vernünftigen Grund, warum wir so stark auf die Grenzbelastung dieser Gruppe abzielen sollten. In jedem vernünftigen System, womit man das bisherige ersetzen kann, ergeben sich für diese Leute maximal leichte Verschiebungen. Ich fände das auch nicht schlecht, aber wir reden da über ziemlich kleine Effekte. Wenn man etwas für die Geringverdiener tun möchte gibt es viel einfachere und effektivere Wege, das zu erreichen, eben beispielsweise über den Mindestlohn. Es wäre nicht komplett unwichtig das System zu reformieren, aber dass das so viel Aufmerksamkeit verdient wie @Xantos2 hier dafür einwirbt sehe ich einfach nicht.

@Mackiavelli: Ich würde da auch nochmal darauf hinweisen, dass die beste Möglichkeit die wir haben, die Löhne zu stärken, eine Stärkung der Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer ist. Wenn man die Faulenzer bestraft, die es sicher auch gibt, dann muss man da schon SEHR zielgenau sein, ansonsten sägt man nur wieder an der Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer. Wer glaubt auf seinen Job in jedem Fall angewiesen zu sein lässt sich nun mal leichter abspeisen. Das war einer der negativen Aspekte von Hartz IV (es gab allerdings auch gute).
 
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@Gustavo - du schreibst, das den von der Problematik betroffenen der Mindestlohn besser helfen würde.

Dem möchte ich anhand eines Beispiels widersprechen. Alleinerziehende Mutter, €20 Stundenlohn, macht bei 90 Stunden im Monat €1.800. Hier ist die Grenzbelastung nach wie vor extrem.

Auch schreibst du, dass es "kleine Effekte" hätte. Auch dem widerspreche ich. Wenn du beispielsweise von €1500 Transferleistungen und €2000 Brutto ausgehst, so ist der Unterschied zwischen Grenzbelastung 80% und Grenzbelastung 60% satte €400 im netto.

Gerade wenn du von Mindestlohn sprichst: Der reale Mindestlohn ist doch das Delta zum Nichtstun. Der ist heute oft nur 2-3€.

Zur Aufmerksamkeit: Ich finde tatsächlich, dass es innerhalb des Thema Sozial- und Steuerpolitik ein sehr wichtiges Thema ist. Besonders viel schreibe ich darüber aber auch, weil es in der politischen und medialen Debatte eben sehr wenig adressiert wird.
 

Celetuiw

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Mir ist nicht bekannt, dass das Verfassungsgericht eine konkrete Höhe gefordert hätte, sondern die Art und Weise, wie es berechnet wird. MWn hat es sogar mal explizit festgestellt, dass der Staat Spielraum bei der Gestaltung hat, bspw Geld- oder Sachleistungen.

Aber ist alles auch etwas Schall und Rauch. Denn es geht um das Problem beim Übergang in den eigenen Verdienst, nicht um die absolute Höhe.

In seiner jetzigen Form ist H4 und Bürgergeld genau deswegen zu kritisieren, nicht ob es 450 oder 500 Euro sind.

20 Stunden im Monat schwarz arbeiten plus Transferleistungen ist skandalöserweise eben attraktiver als viele echte Teilzeit- und Vollzeit-Tätigkeiten.
Schwarzarbeit und Transferleistungen ist ja auch Betrug. Klar hat Betrug erstmal finanzielle Vorteile, versteh das Argument nicht.

Richtig ist wie du sagst, dass der Gesetzgeber die Höhe der Regelsätze ( Existenzminimum) jedes Jahr anpassen und alle paar Jahre neu berechnen muss. Nur die Abweichung von den neuen Regelsätzen, wie hoch dann auch immer, nach unten für Sanktion, ist recht limitiert.
 

Gustavo

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Auch schreibst du, dass es "kleine Effekte" hätte. Auch dem widerspreche ich. Wenn du beispielsweise von €1500 Transferleistungen und €2000 Brutto ausgehst, so ist der Unterschied zwischen Grenzbelastung 80% und Grenzbelastung 60% satte €400 im netto.


Was meinst du widersprechen? Das ist doch keine Ansichtssache, das ist alles längst durchgerechnet. Siehe bspw. für 60% Transferentzugsrate hier (S. 36): https://www.bertelsmann-stiftung.de...ublikationen/NW_Steuer_und_Transfersystem.pdf

Und wohlgemerkt: 60% kostet bereits acht Milliarden im Jahr. Das ist kein free lunch und das ist himmelweit von €400 Euro entfernt.

Gerade wenn du von Mindestlohn sprichst: Der reale Mindestlohn ist doch das Delta zum Nichtstun. Der ist heute oft nur 2-3€.

Für einen alleinstehenden Arbeitnehmer ohne Kinder. Das ist aber so eine deutsche Marotte, genau das wie der alleinstehenden Mutter: Es wird Politik für die ganze Bevölkerung gemacht, deshalb schaut man sich den Durchschnitt der Bevölkerung an, bspw. Dezile, nicht nur denjenigen bei dem das eigene Argument gerade ganz gut passt. Die Alleinerziehende kann man übrigens auch anders entschädigen, deren Stellung im deutschen Steuersystem ist ja bekanntermaßen unfair.
 
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Schwarzarbeit und Transferleistungen ist ja auch Betrug. Klar hat Betrug erstmal finanzielle Vorteile, versteh das Argument nicht.
Ja, aber man sollte Realist sein, wenn man Systeme entwickelt. Vollzeit schwarz arbeiten ist schwer & hat gewisses Risiko. 20h / Monat sind relativ easy und kaum zu entdecken.
Richtig ist wie du sagst, dass der Gesetzgeber die Höhe der Regelsätze ( Existenzminimum) jedes Jahr anpassen und alle paar Jahre neu berechnen muss. Nur die Abweichung von den neuen Regelsätzen, wie hoch dann auch immer, nach unten für Sanktion, ist recht limitiert.
Richtig. Die Sanktionen sind ja auch eine "negative" Variante dessen, was ich vorschlage. Man möchte den Abstand zwischen "fauler H4 Empfänger" und "Geringverdiener" durch Santktionen erhöhen. Ich möchte es durch Entlastung der Geringverdiener lösen beim Übergang aus Transferleistungen heraus.

Was meinst du widersprechen? Das ist doch keine Ansichtssache, das ist alles längst durchgerechnet. Siehe bspw. für 60% Transferentzugsrate hier (S. 36): https://www.bertelsmann-stiftung.de...ublikationen/NW_Steuer_und_Transfersystem.pdf

Und wohlgemerkt: 60% kostet bereits acht Milliarden im Jahr. Das ist kein free lunch und das ist himmelweit von €400 Euro entfernt.
Das sind sehr sehr gut investierte €8 Mrd.
Sie erhöhen die Gerechtigkeit, und helfen sehr gezielt arbeitenden Geringverdienern.

Ich weiß nicht, was man dagegen haben kann, insbesondere wenn man an anderer Stelle stets erwähnt, wie unproblematisch Schuldenaufnahme ist, und welche Peanuts doch das Sozialsystem genrell darstellt (Etwas polemisch ausgedrückt.)

Für einen alleinstehenden Arbeitnehmer ohne Kinder. Das ist aber so eine deutsche Marotte, genau das wie der alleinstehenden Mutter: Es wird Politik für die ganze Bevölkerung gemacht, deshalb schaut man sich den Durchschnitt der Bevölkerung an, bspw. Dezile, nicht nur denjenigen bei dem das eigene Argument gerade ganz gut passt. Die Alleinerziehende kann man übrigens auch anders entschädigen, deren Stellung im deutschen Steuersystem ist ja bekanntermaßen unfair.
Das Steuersystem belastet alleinstehende Arbeitnehmer mehr, das ist richtig. Aber zielt auf keine absurd hohe Grenzbelastung ab. Das Problem entsteht durch Abgaben und wegfallende Transferleistungen.

Und auch für alleinstehende Arbeitnehmer ist eine Grenzbelastung von 80-100% nicht fair. Das wird auch nicht besser, wenn du auf den Durchschnitt verweist.

Und eine alleinerziehende Mutter in Teilzeit ohne sehr hohen Stundenlohn hat das gleiche Problem. Die Transferleistungen steigen ja auch für Kinder, und auch diese fallen teils weg durch Eigenverdienst.
 

Gustavo

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Das sind sehr sehr gut investierte €8 Mrd.
Sie erhöhen die Gerechtigkeit, und helfen sehr gezielt arbeitenden Geringverdienern.

Ich weiß nicht, was man dagegen haben kann, insbesondere wenn man an anderer Stelle stets erwähnt, wie unproblematisch Schuldenaufnahme ist, und welche Peanuts doch das Sozialsystem genrell darstellt (Etwas polemisch ausgedrückt.)


Ich habe überhaupt nichts dagegen? Ich sage bloß letztendlich ist das Prinzip linke Tasche, rechte Tasche: Es ist egal auf welche Art man bestimmten Bevölkerungsgruppen Geld zukommen lässt, ob das jetzt durch so ein System ist oder ein anderes. Was wirklich zählt ist am Ende nur, was jemand am Ende des Monats mehr (oder weniger) hat. Und das ist halt einfach nicht so viel bei so einer Reform. Da gibt es effektivere Methoden, was diese ja nicht ausschließt. Aber du redest hier letztendlich weiterhin über ein völlig nachrangiges Thema.


Das Steuersystem belastet alleinstehende Arbeitnehmer mehr, das ist richtig. Aber zielt auf keine absurd hohe Grenzbelastung ab. Das Problem entsteht durch Abgaben und wegfallende Transferleistungen.

Und auch für alleinstehende Arbeitnehmer ist eine Grenzbelastung von 80-100% nicht fair. Das wird auch nicht besser, wenn du auf den Durchschnitt verweist.

Und eine alleinerziehende Mutter in Teilzeit ohne sehr hohen Stundenlohn hat das gleiche Problem. Die Transferleistungen steigen ja auch für Kinder, und auch diese fallen teils weg durch Eigenverdienst.

Das ist alles nicht falsch, aber es dauernd zu wiederholen ändert an der Richtigkeit der obigen Aussage nichts.
 

Celetuiw

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Richtig. Die Sanktionen sind ja auch eine "negative" Variante dessen, was ich vorschlage. Man möchte den Abstand zwischen "fauler H4 Empfänger" und "Geringverdiener" durch Santktionen erhöhen. Ich möchte es durch Entlastung der Geringverdiener lösen beim Übergang aus Transferleistungen heraus.
Ich bezog mich auch weiterhin auf Mackias Aussage zur gewünschten Verschärfung von Sanktionen. In deine/Gustavos Diskussion um die Übergangszone wollt ich mich nicht einklinken.
Ja, aber man sollte Realist sein, wenn man Systeme entwickelt. Vollzeit schwarz arbeiten ist schwer & hat gewisses Risiko. 20h / Monat sind relativ easy und kaum zu entdecken.
Ja, sicher. Ich sehe dass nur nicht als Argument gegen das aktuelle Sozialsystem, weil man immer Betrugsfälle hat. Die Ämter sollten aber mehr Möglichkeiten haben, das aufzudecken. Da besteht aus meiner Sicht aus der Praxis Verbesserungsbedarf.
 
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@ Ceeletuiw: Ich habe Deine Hinweise verstanden, aber würde trotzdem ein System bevorzugen, in dem die Leistungsbezieher stärker sanktioniert werden können und würde mir dahingehende Gesetzesänderungen wünschen. Das unser paritätisch mit SPDlern besetztes Verfassungsgericht das Grundgesetz so auslegt, wie es bei dessen Formulierung 1949 nicht im entferntesten gemeint war, erstaunt mich wenig und ließe sich mit Gesetzesänderungen oder einer personell anderen Besetzung der Richter ändern. Dieser Zustand ist also weder in Stein gemeißelt, noch besteht ein unabänderliches Menschenrecht auf entsprechende Leistungen.

HW Sinn hat aber ein Diplom aus einer Zeit, als das in Deutschland noch keine ernstzunehmende Wissenschaft war wie jetzt natürlich. :troll:

Das muss ich natürlich unterstreichen. Richtig ernsthaft wurde das Wirtschaftstudium erst mit der Einführung des Master of Science, den ich natürlich im ersten Jahrgang abgeschlossen habe :deliver:

Ich nehme an das ärgert Gustavo so sehr, wie es mich ärgern würde, wenn tzui Panzeroffizier wäre :troll:
 
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Gustavo

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@ Ceeletuiw: Ich habe Deine Hinweise verstanden, aber würde trotzdem ein System bevorzugen, in dem die Leistungsbezieher stärker sanktioniert werden können und würde mir dahingehende Gesetzesänderungen wünschen. Das unser paritätisch mit SPDlern besetztes Verfassungsgericht das Grundgesetz so auslegt, wie es bei dessen Formulierung 1949 nicht im entferntesten gemeint war, erstaunt mich wenig und ließe sich mit Gesetzesänderungen oder einer personell anderen Besetzung der Richter ändern. Dieser Zustand ist also weder in Stein gemeißelt, noch besteht ein unabänderliches Menschenrecht auf entsprechende Leistungen.


Na ja, ich kenne nur eine Nation wo sie der Meinung sind man muss die Rechte auslegen wie zu der Zeit als sie in der Verfassung geschrieben wurden und den Propellerhut müssen wir uns nicht auch noch aufziehen. :ugly:

Ich nehme an das ärgert Gustavo so sehr, wie es mich ärgern würde, wenn tzui Panzeroffizier wäre :troll:

Ärgert mich gar nicht. Ich gehe einfach weiter in kurzer Hose ans Institut und lasse den lieben Gott einen guten Panzergrenadier sein.
 

Celetuiw

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Das unser paritätisch mit SPDlern besetztes Verfassungsgericht das Grundgesetz so auslegt, wie es bei dessen Formulierung 1949 nicht im entferntesten gemeint war, erstaunt mich wenig und ließe sich mit Gesetzesänderungen oder einer personell anderen Besetzung der Richter ändern.
Ich finde die Besetzung der Richter (hab noch mal nachgelesen: mit 2/3 Mehrheit in Bundestag und -Rat) jetzt nicht problematisch, das vorweg. Das spiegelt imo wieder, dass sowohl dem Wählerwillen Rechnung getragen wird, als auch dass es breit mehrheitsfähige Besetzungen sind, die nicht nur eine Momentaufnahme der politischen Landschaft ist.

Die Richter gelten in Deutschland allgemein als sehr unabhängig davon, von wem Sie ernannt wurden. Das ist auch wichtig!
Die unabhängigen Gerichte sind eine Säule der Gewaltenteilung und Demokratie. Ich finde wir sollten gerade NICHT wollen, dass mit der Absicht konkreter Politikgestaltung nachbesetzt wird. Das untergräbt nämlich Gewaltenteilung und Rechtsstaat, siehe Polen!
Ich würd jetzt auch nicht sagen, dass die jetzige Besetzung den demokratischen Mehrheitswillen in diesem Land schlecht widerspiegelt.
 
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Wer hat hier eigentlich schon Erhöhungen bzgl. Gas / Strom
bekommen?
Hier: Strom von 24 Cent hoch auf 40 Cent. :fetti:

Haben eine Wärmepumpe, daher kein Gas / Öl.
 
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Hab noch bis Ende Oktober Preisgarantie beim Strom, aktuell knapp über 18 Cent :ugly2:
Geheizt wird mit Öl, da reicht die aktuelle Tankfüllung aber noch ne Weile, das wird erst nächstes Jahr irgendwann aktuell.
 
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