Ich sehe einen Fehler in (3). Wir können sinnvolle Aussagen über weit mehr treffen als das, was uns gegeben ist.
Ausgehend von dem, was uns gegeben ist, können wir nämlich allgemeingültige Theorien aufstellen und damit Zustände vorhersagen, auf die wir keinen direkten Zugriff haben. Das ist auf jeden Fall sinnvoll - obwohl es kein "wahrheitsfähiger Satz" ist.
Alles was diese Theorien machen ist die Korrelation von verschiedenen Wahrnehmungen anzugeben und zusammen mit dem Postulat der Gesetzmäßigkeit von Erscheinungen lassen sich hieraus Aussagen über zukünftige Erscheinungen treffen. Du hast aber damit durchaus einen Punkt, nur erlaubt dir das nicht den Schritt über die Erfahrung hinaus, ich reformuliere 3: Wir können sinnvolle (wahrheitsfähige + probabilistische Aussagen) nur über vergangene, gegenwärtige oder zukünftige Erscheinungen treffen. Das ändert aber mMn nichts an der Gültigkeit des Schlusses, lasse mir aber gerne das Gegenteil beweisen
Allerdings implizierst du mit (4), dass "sinnvolle Aussagen" und "wahrheitsfähige Sätze" gleich wären, was nicht der Fall ist.
Stimmt. Habe ich angenommen indem ich sinnvoll als "wahrheitsfähig oder probabilistisch" definiere
Wir können allgemein keine wahrheitsfähigen Sätze aufstellen.
in dieser Form ist der Satz einfach nur dogmatisch, ich bin mir sehr sicher dass es wahrheitsfähige Sätze geben muss (z.B. der Satz des ausgeschlossenen Dritten) aber das ist hier nicht Thema und auch vollkommen irrelevang für die Diskussion, lass uns das also vernachlässigen
Jede Aussage ist statistisch
in dieser Form wieder einfach eine Setzung,
selbst die Aussagen über unsere eigene Wahrnehmung ([...] wahrgenommen haben wirklich meine Wahrnehmung war,
Wenn wir es wahrgenommen haben, dann war es eine Wahrnehmung, das liegt im Begriff des Wahrnehmens [...]
Es gibt keine wahren Aussagen (außerhalb der Mathematik).
Wieder eine Setzung, ich biete dir an, darüber in einem neuen Thread oder per PM zu diskutieren, ist aber für diese Diskussion nicht weiter von Belang
Aufgrund dieser Probleme schlage ich ein alternatives Satzsystem vor:
(1) Es gibt eine objektive Welt unabhängig vom Menschen. Diese existiert unabhängig von unserer Wahrnehmung.
(2) Die Wahrnehmung des Menschen kann als Messung an dieser Welt interpretiert werden. Als solche ist sie immer nur eine Näherung und sie kann die Realität niemals absolut erfassen.
(3) Als Basis für Aussagen können wir nur das nutzen, was uns gegeben ist. Also die Näherung an die objektive Realität
(4) Mit diesen Näherungen lassen sich aber probabilistische Aussagen über die objektive Welt machen. Jede Aussage, die wir machen, ist letztendlich immer probabilistisch. Wahre Aussagen über die Welt sind unmöglich.
Zu (1): Das ist letztendlich ein Postulat. Aber es ist das einzig sinnvolle. Wir müssen von einer objektiven Welt ausgehen denn nur dann hat Wissenschaft überhaupt einen Sinn.
Nein, eine Wissenschaft hätte genau so ihren Sinn wenn sie die Kausalzusammenhänge von Dingen als Wahrnehmung zeigt: Ob das Auto das ein Ingieneur konstruiert Auto-an-sich ist oder nur die eine Wahrnehmung (also ein Auto-für-mich) ist irrelevant, da er es offensichtlich mit Hilfe der Gesetze zwischen den Wahrnehmungen konstruieren kann
Natürlich können wir auch in einer Matrix leben oder vom fliegenden Spaghettimonster geschaffen worden sein aber wenn dem so wäre dann wäre ja jede Diskussion über die Welt sinnfrei.
Wenn du mit "Welt" "Ding-an-sich" meinst, dann stimme ich dir zu. Ist btw. auch die Pointe von Kant. Wenn du mit "Welt" die Totalität alles Seienden meinst, stimmt das nicht weil wir uns immer noch über die Welt als Erscheinung unterhalten können
(1) ist zwar strenggenommen unbewiesen aber es ist die Grundvorausetzung dafür, dass wir diese Diskussion überhaupt führen können.
Wieso? Scheint mir auch wieder wie eine Setzung