...oder er macht sich selbständig und gründet seine eigene Deutsche Bahn. Easy.
Wer nur hart genug arbeitet, schafft das dann auch.
Noch ein Bisschen Ramble gegen Kapitalismus an sich (ich weiß, das hat kaum noch was mit dem Thema zu tun, aber komplett am Thema vorbei zu schwadronieren ist doch gute alte Comm-Tradition
):
Nach Benraths Aussage, dass MVs Position, der Markt sei nur noch nicht frei genug, was für die ganzen Probleme sorge, nicht falsifizierbar sei, fühle ich mich mal wieder an die ganzen Parallelen zwischen Hardcore-Kapitalisten (und MV ist noch längst kein Hardcore-Kapitalist, wer sich gern John Oliver reinzieht, weiß, dass es da weit hoffnungslosere Gestalten gibt) und religiösen Menschen oder Fanatikern erinnert. Mal ein paar Beispiele als Parallelen:
1) fehlende Falsifizierbarkeit:
a) Wer sündigt, kommt in die Hölle, nach dem Tod gibt's nen Reboot und jedem, dem's hier scheiße ging, geht's dann supi, vertraut mir.
b)wenn sich Regierungen komplett raushalten, sind alle frei und happy und Arbeitnehmer können so voll reasonable mit den Arbeitgebern verhandeln. Und wie durch magic wird sich die Gier der Arbeitgeber nun in Luft auflösen und es werden ganz sicher keine Korruptionsprobleme auftreten, wo Arbeitgeber ihr de facto Gewaltmonopol (offiziell in Händen der Regierung, aber die Regierung besteht aus Menschen, und die lassen sich kaufen) ausnutzen.
2) Random "Werte", die nur den Zweck haben, das eigene Gewissen zu beruhigen, indem man sich selbst auf eine höhere moralische Ebene stellt (hier geht es nicht um die "offizielle" Version der entsprechenden Religion, sondern, wie sie tatsächlich praktiziert bzw. in der Praxis missbraucht wird).
a) - Frauen, die außerhalb einer Ehe Sex haben, sind ein Haufen Scheiße.
- Frauen sind eigentlich generell ein Haufen Scheiße, Schlange Apfel und so, die Huren.
- Du isst Schweinefleisch, du hast keine Ehre --> hat den netten Nebeneffekt, dass ich mich dir gegenüber generell wie ein Hurensohn verhalten kann, weil du ja keine Ehre hast.
b) - Wachstum ist gut, insbesondere natürlich Wirtschaftswachstum... Wachstum ist erstmal wertneutral und beim zweiten Hinsehen auf der begrenzten Erde auf Dauer ein ziemlicher Scheiß. Als ich in der Schule war, war Überbevölkerung zumindest noch halbwegs ein Thema. Meiner Meinung nach ist es DAS Thema der heutigen Zeit, aber ich höre niemanden in meinem Bekanntenkreis darüber reden. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich seit meiner Schulzeit JEMALS das Wort Überbevölkerung in meinem Bekanntenkreis vernommen habe.
- Jeder Mensch hat ein Recht auf Arbeit bzw. Arbeit ist ein heiliges Gut. Ah danke, ich verzichte. Wie wär's mit: jeder Mensch hat ein Recht auf eine Aufgabe? Jeder will "arbeiten", aber es muss auch nen Sinn ergeben, ansonsten sind Depressionen vorprogrammiert. Die 3 P's halt, um im Job glücklich zu sein: Profession, Payment, Purpose.
- 8h Arbeit ist Standard. Das in Kombination mit obigem Punkt einer sinnvollen Aufgabe UND unserer heutigen extremen Produktivität der menschlichen Arbeitskraft durch technologische Fortschritte ist eine UNMÖGLICHE KOMBINATION. Zumindest dann, wenn die "sinnvolle Aufgabe" im klassischen, produktorientierten Sinn gesehen wird. Es ist ein logischer Widerspruch, wir können diese Produktivität schlicht nicht sinnvoll unterbringen . Das lässt sich z.T. umgehen, indem man vollkommen neuartige Jobs kreiert, für die vor der industriellen Revolution schlicht die Arbeitskraft gefehlt hat, aber das geht nur bis zu einem gewissen Grad. Unsere Produktivität ist mittlerweile so lächerlich hoch (was ja EIGENTLICH erfreulich ist, da wir nun EIGENTLICH mehr Zeit für persönliche oder auch zivilisatorische Entwicklung hätten), dass ein 8h-Tag schlicht nicht mehr zeitgemäß ist.
Nicht umsonst hat John Maynard Keynes vermutet, dass im Jahr 2000 die Menschen aufgrund der Produktivitätssteigerungen nur noch wenige Stunden am Tag arbeiten würden. Stattdessen kreieren wir Bullshit-Jobs um ihrer selbst willen, bzw, um zumindest die 8h halten zu können (mittlerweile und in den USA ja sogar oft künstlich auf >10h/Tag gepusht). Depressionen sind da wie gesagt vorprogrammiert, Menschen sind nicht blöd und spüren instinktiv, dass sie den ganzen Tag nur Scheiße machen.
- Auch auf sprachlicher Ebene gibt's ein paar zumindest tendenziöse, moralisch eingefärbte Begriffe (auch wenn's nun zugegenermaßen bissl kleinlich wird, Gender-Uschis lassen grüßen), mein Lieblingsbeispiel: ArbeitGEBER und -NEHMER. Also zumindest ich find den Arbeitgeber intuitiv voll dufte, schließlich gibt der mir was.... andererseit könnte man auch sagen, dass ich als ArbeitNEHMER ihm meine Arbeitskraft GEBE, welche von ihm dann finanziell kompensiert wird. Dann könnte ich den "moralisch höherwertigen" Begriff für mich beanspruchen.
So, Ramble off. Das ist für mich ein Bisschen wie ein Fass ohne Boden und irgendwo muss ich aufhören. Ich bin sicher, mein Post wird so voll die Welt verändern und MV auf meine Seite ziehen, FUCK YEAH.
Oh und weil's mir bei Leuten wie MV oft auffällt: nur, weil ich gegen Kapitalismus bin, bin ich nicht für Kommunismus/Sozialismus. Ich bin für Freiheit. Und ja, ich weiß, Kapitalisten schreiben die Freiheit gern als höchstes Gut auf ihre Fahnen. Aber Konservative, gerade in den USA als "Untergruppe der Kapitalisten", predigen auch gern Familienwerte, nur um gleichzeitig laufend Gesetze zu verabschieden, die gegen Familien gerichtet sind.
Kapitalisten schreiben sich die Freiheit auf die Fahnen, weil's geil klingt und ein wohliges Gefühl der moralischen Überlegenheit erzeugt, mehr nicht. Auf einer Stufe mit irgendwelchen Spacken, die glauben, ehrenhafter zu sein, weil sie kein verdammtes Schweinefleisch essen.
Und MV, nicht falsch verstehen: ich glaube durchaus, dass dir Freiheit tatsächlich extrem wichtig ist, deine Posts zeigen das. Ich seh dich als ne Art Erfüllungsgehilfe, ein Beispiel eines durchaus ehrenhaften und fähigen, aber verblendeten Durchschnittsamis, der unabsichtlich entgegen seiner Überzeugungen handelt. Dazu passend ein nettes GoT-Zitat: "Making honest feelings do dishonest work is one of her many gifts".