Bilanz der DFB-Junioren für die Hinrunde: Insgesamt sehr positiv
29 Spiele - 25 Siege, 4 Unentschieden, 0 Niederlagen...
So lautet die erstaunliche Bilanz der DFB-Juniorenteams in diesem Halbjahr. Doch die wirklich wichtigen Spiele warten besonders für die U-17 und U-19 auch erst im nächsten Halbjahr, wenn man sich in der Eliterunde als Erster für die jeweilige Europameisterschaft qualifizieren muss. Und das "muss" ist fast wörtlich zu nehmen, denn nach der enttäuschenden letzten Saison ohne Endrunden-Teilnahme wäre eine weitere Pleite ein gehöriger Dämpfer für den zuletzt so gepriesenen Nachwuchsbereich des DFB und besonders Sportdirektor Matthias Sammer, der anders als seine Vorgänger in der leitenden Position im DFB-Nachwuchsbereich dem mannschaftlichen Erfolg der U-Mannschaften neben der individuellen Entwicklung eine besondere Bedeutung beimisst. Sowohl die Gruppe der U-17 als auch der U-19 erscheint machbar, aber es braucht auch nur einen Strauchler, ein schwächeres Spiel und schon kann Platz eins unerreichbar sein. So erging es letztes Jahr der durchaus gut besetzten heutigen U-18, während die eher mäßig talentierte damalige U-19 wohl zurecht ausschied.
U-15 und U-16 scheinen wieder recht talentierte Jahrgänge zu sein, außergewöhnliche Talente wie der zukünftige Englandlegionär Serge Gnabry (Arsenal London) inklusive. Beide Jahrgänge sind noch ungeschlagen. Es fällt aber schwer, hier schon eine Gesamteinordnung bezüglich des Potentials im Vergleich zu den älteren Jahrgängen zu machen.
Dagegen kann man der aktuellen U-17 um Trainer Steffen Freund ohne weiteres besondere Begabung bescheinigen. Seit der U-15 ungeschlagen, herausragende individuelle Talente wie Can, Aycicek, Schnellhardt etc. Dazu scheint der Charakter der Truppe zu stimmen, etliche Spiele wurden nach Rückstand noch gewonnen. Bleibt zu hoffen, das diese scheinbare Unbesiegbarkeit nicht zu einer gewissen Leichtsinnigkeit führt und ausgerechnet in den bisher wichtigsten Spielen dieses Jahrgangs bei der Eliterunde dann endet. Denn es wäre schon traurig, wenn dieser außergewöhnliche, auch in der Breite so gut besetzte Jahrgang (Spieler wie Toptorjäger Duksch, Techniker Holzweiler oder Abwehrtalent Günter sind nicht einmal Stammkräfte) nicht zur EM fahren würde.
Ein erfreuliche Entwicklung scheint Jahrgang 1993 (U-18) unter dem neuen Trainer Horst Hrubesch zu machen. Das individuelle Potential dieses Jahrgangs wird durch Profidebüts von Sonny Kittel (Frankfurt), Danny da Costa (Leverkusen), Markus Mendler (Nürnberg), Nico Schulz (Hertha), Johannes Geis (Greuther Fürth) und Onel Hernandez (Bielefeld) in dieser Hinrunde verdeutlicht. DFB-Vorzeigetrainer Hrubesch ist es zuzutrauen, dieses Talent dann nächste Saison in der U-19-EM-Quali auch in Ergenisse umzuwandeln.
Die U-19 meisterte die erste Runde der EM-Quali mit einigem Stottern, gegen Nordirland tat man sich elendlich schwer. Auch hier ist das individuelle Potential nach wie vor hoch trotz des Abgangs des Supertalents Götze in Richtung Jogi Löw. Im Gegenzug kamen nämlich zwei Mittelfeldtalente hinzu, die auch schon ausgiebig Profiluft schnuppern durften. DM Tolga Cigerci vom VfL Wolfsburg (zuletzt dort viermal in der Startformation, allerdings auf der für ihn eher ungewohneten linken Seite) und der quirlige Moritz Leitner von 1860 München, der aufgrund österreichischer Mutter bisher einmal für die Alpenrepublik gespielt hatte. Beides auf Anhieb Stammkräfte. Zuletzt wurde dann auch mal wieder Alex Merkel vom AC Mailand nominiert, der hier durch wenige Profiminuten für den AC zuletzt für leicht übertriebene mediale Aufmerksamkeit sorgte. Bei ihm stellt sich leider immer wieder die Frage, ob es denn großen Sinn macht, einen Spieler zu nominieren, der in mehreren interviews seine Affinität zur russischen Nationalmannschaft mehr als deutlich gemacht hat. Rein fussballerisch ist er sicher eine gute Ergänzung für diesen Jahrgang. Etwas weniger positiv dagegen die Lage zweier großer Talente des 1.FC Köln. Sowohl Reinhold Yabo als auch Christopher Buchtmann kamen nicht zu erhofften Minuten im Profidress, obwohl gerade ein Yabo durchaus bereit zu sein scheint für den Profibereich. Eine Ausleihe wäre hier vielleicht nicht das Schlechteste.
Schwer einzuordnen wie immer die U-20 als Übergangsjahrgang für Spieler, die evtl. mal für die U-21 in Frage kommen. Stark wechselnde Nominierungen machen es hier dem Trainer sicher nicht leicht, deshalb ist die makellose Bilanz in der internationalen Spielrunde mit Polen, Schweiz und Italien durchaus lobend zu erwähnen. Aus diesem Spielerpool besonders hervorgetan haben sich sicher Christian Clemens aus Köln mit großen Spielanteilen bei den kriselnden Geißböcken und ein weiterer Flügelspieler, Karim Bellarabi von Eintracht Braunschweig. Dieser kickte sich dann auch recht schnell zu U-21-Trainer Rainer Adrion, konnte aber wegen Grippe nicht beim Spiel gegen England dabei sein. Der schnelle, trickreiche Bellarabi wird bereits von mehrerern Bundesligaklubs umworben. Ebenfalls Chancen bei der U-21 bekamen die U-20-Stürmer Tosun und Ginczek, auch wenn dieses eher dem eklatanten Mangel an Sturm-Qualität im U-21-Bereich geschuldet ist.
Außer Penil Mlapa wächst dort nämlich kein wirklich erwähnenswertes Talent im Angriff nach. Richie Sukuta-Pasu von St.Pauli konnte wegen Verletzung die positiven Ansätze von Saisonbeginn leider nicht weiterführen. Insgesamt schaffte es der letzte Saison zurecht gescholtene Rainer Rainer Adrion den völligen Neuaufbau nach dem peinlichen Ausscheiden des eigentlich stark besetzten letzten Jahrgangs gut einzuleiten. Spieler wie Sebastian Jung, Ilkay Gündogan, Sebastian Rudy, Stefan Bell oder Konstantin Rausch spielen bereits tragende Rollen bei ihren Vereinen. Lewis Holtby, Andre Schürrle und Mario Götze wurden Adrion sogar vorrübergehend schon von Jogi Löw "entrissen". Insgesamt ist auch dies ein potenter Jahrgang (mit fast schon typischen Schwachstellen auf links hinten und im Sturm), der eigentlich die Europameisterschaft 2013 erreichen müsste. Aber das dachten wir ja auch schon bei der letzten U-21...
Abschließend alle Ergebnisse der Juniorenteams in chronologischer Reihenfolge (Dank an User "Junior"). Eine erfreulich makellose Bilanz. Fast noch wichtiger erscheint aber, das so viele dieser Junioren in der Hinrunde erstmals Profiluft schnuppern durften. Das Vertrauen in den eigenen Nachwuchs ist bei den Profiklubs so groß wie selten zuvor. Deshalb auch eine Liste mit allen Spielern aus DFB-Juniorenteams, die in dieser Halbserie erstmals bei den Profis ran durften.
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