@Ph!L:
Wo ich dir auf jeden Fall zustimme:
- der Großteil der Migranten (auch der Armutsmigranten) wird nicht kriminell
- in vielen Bereichen werden viele Migranten "reifer" sein -- die Migration allein bspw. ist hart und risikoreich
- viele sind grundsätzlich hochmotiviert, ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen
Doch ich glaube, dass das nicht reichen wird.
Sehen wir mal von Kriminalität ab (die bei den Nicht-Syrern, also Nicht-Kriegsflüchtlingen deutlich stärker ausgeprägt ist).
Dann bleibt, dass auch du nur bei 40% reelle Jobchancen siehst. Und diese vermutlich im Niedriglohnsektor bis auf vielleicht 5-10% die sicherlich auch Abitur machen werden etc.
Da bleiben 60% mit keinen Jobaussichten. Sehen wir hier weiterhin von den hohen Kosten für den Sozialstaat ab.
Was glaubst du, bleibt von der Motivation, wenn du in einem Fremden land bist mit wenig Kontakten, und du realisierst so langsam, dass deine Karriereoptionen Hartz IV oder bestenfalls Niedriglohnsektor sind?
Es geht also nicht nur um die kleine Minderheit, die kriminell wird und Stress macht. Insofern brauchen wir uns auch nicht unbedingt darüber zu streiten, ob die nun schlimmer oder weniger schlimm sind als ähnliche deutsche Jugendliche.
Es geht mir darum, dass ich selbst bei den vernünftigen Migranten nicht von einer gelungen Integration (d.h. auf eigenen Füßen stehend, Job etc.) ausgehe. Statistisch, wohlgemerkt: Mancher wird es sicher schaffen, das reicht aber eben nicht.
Man könnte es auch umdrehen:
Nimm irgendein beliebiges armes Land in Afrika und bringe 500.000 Jugendliche und junge Männer nach Deutschland. Auch hier wirst du nun viele motivierte haben, und nur wenige Kriminelle. Ist es trotzdem eine gute Idee? Ich glaube nicht, weil der große Teil sich hier nicht richtig "durchsetzen" (i.S. von integrieren inkl. Job) wird können, und man damit nur die Grundlage für eine enttäuschte, perspektivlose Parallelgesellschaft bilden würde.
Was denkst du denn zu dem letzten Gedankenspiel?
Und was zu den langfristigen Jobaussichten in der Realität, und was das langfristig für diese Menschen bedeuten wird?
@Benrath:
Die ganz Dublingeschichte macht nur Sinn, wenn man den Peripherieländern die Kohle gibt, Dublin zumzusetzen, dann können die auch irgendwelche Routen dicht machen etc.
k.a. ich schreibst jetzt wiederholt... Es macht nicht viel Sinn über Lager zu phantasieren, wenn man bisher nicht mal bereit war wesentlich weniger Geld auszugeben um Dublin vor Ort umzusetzen, sprich Anträge schnell abzuarbeiten und konsequent abzuschieben.
Dass wir den Grenzstaaten Geld geben müssen, da stimme ich dir ja zu.
Gleichzeitig sollte man aber bedenken:
1. Dublin III ist ja nichts "besonderes" im zwischenstaatlichen Sinne, sondern die Norm.
Stell dir vor Griechenland wäre nicht in Schengen: Dann bräuchte man kein Dublin III.
Dublin III ist nötig durch die offenen Grenzen im Schengenraum.
Insofern finde ich es selbst ohne finanzielle Unterstützung von Griechenland / Italien machbar. (Wie gesagt, auch meinem Gerechtigkeitsempfinden würde es widersprechen, da die EU auch eine Solidargemeinschaft sein sollte.)
2. Wenn wir Dublin III letztes Jahr konsequent umgesetzt hätten (in der Praxis sowie unterstützt durch klare Ansagen), dann wäre der Migrantenstrom viel früher abgeebbt. Die Leute hätten sich
nicht alle in Griechenland gestaut, weil sie gar nicht aufgebrochen wären ohne die gute Aussicht, nach Deutschland und Schweden zu gelangen.
Ergo wäre Griechenland selbst im Worst Case ohne guten EU-Support in einer ähnlichen Lage wie heute, wo sie die "verbliebenen" 60.000 Migranten versorgen müssen, die nach Schließung der Balkanroute schon unterwegs waren.
3. Gerade wenn Deutschland keine große Menge eigene Flüchtlinge und Wirtschaftsmigranten hätte, so glaube ich, dass wir Griechenland mehr helfen würden als heute. Denn heute ist der Verweis auf unsere eigene große Last ja völlig legitim.