Weil wir hier im Internet sind und der Eifer der Gegenseite (und damals der Medien), ihr irgendwelche "Kinder vom Zaun snipen" Intentionen zu unterstellen, halt genauso groß ist. Und wer zuerst blinkt oder sich auch nur kompromissbereit zeigt, hat "verloren".
Genau solche Behauptungen sind, warum ich überhaupt auf diesem Thema beharre, trotz der hermetisch abgedichteten Bubble, in der hier anscheinend einige hängen. Es ist einfach nicht wahr. Niemand hier hat sowas im Zuge dieser Diskussion gesagt und ich habe nur einen Überblick über die Medien, die ich selbst lese, aber von denen hat es damals auch niemand geschrieben und wenn man mehr als die Überschrift las, konnte man meistens auch das Zitat ad verbatim lesen. Es ging und geht immer nur darum, dass sie es überhaupt für denkbar (und "geltende Rechtslage") gehalten hat, Waffen gegen Flüchtlinge einzusetzen, um Grenzübertritte zu vermeiden. Natürlich kann man sich darauf kaprizieren, dass sie "ultima ratio" sagt, aber das ist unehrlich. Pretzell hat zwei Monate vorher auch gesagt, niemand denkt daran, auf friedliche Flüchtlinge schießen und es gibt andere Mittel, sie zu stoppen. Aber Pretzell hat eben auch gesagt, dass die Verteidigung der deutschen Grenzen (!)" mit Waffengewalt als "ultima ratio" zu erfolgen hat. Dazu stand in der Erklärung auf Facebook
Wir sind inzwischen eine Gesellschaft mit einem mitleidverklärten Helfersyndrom, die den Blick für die Notwendigkeit der Verteidigung unseres Staates, unserer Werte und Freiheit völlig verloren hat. Es gibt überhaupt keinen Verteidigungswillen mehr.
Wer schreibt sowas, wenn es ihm lediglich um die Verteidigung der körperlichen Gesundheit von Grenzschützern geht?
Für die Aussage zum Grenzschutz wurde er von Rainer Wendt kritisiert, das seien Gewaltfantasien. Petry hatte der Rhein-Zeitung ein Interview gegeben, wo sie auch nach der Aussage ihres Lebensgefährten gefragt wurde:
Auf die Frage „Ihr Partner, Herr Pretzell, hat gefordert, dass notfalls Grenzen auch mit der Waffe gesichert werden müssen. Was sagen Sie dazu?“ antwortete sie: „Das ist geltende deutsche Rechtslage.“ Nachfrage: „Also notfalls schießen?“ Antwort: „Als Ultima Ratio ist der Einsatz der Waffe zulässig. Das haben wir gerade schon besprochen. Es ist nichts, was sich irgendjemand von uns wünscht. Es müssten alle anderen Maßnahmen davor ausgeschöpft werden.“
Das Zitat wollte sie dann bei der Autorisierung in „Alle Beamten im Grenzdienst tragen eine große Verantwortung, kennen die Rechtslage und den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit.“ ändern lassen. Ich bin sicher, alles nur weil die Lügen-, pardon, Pinocchiopresse sie dann wieder mit ihren eigenen Worten zitiert hätte. Für die Aussage zum Mannheimer Morgen wurde sie dann von der anderen Polizeigewerkschaft kritisiert, vermutlich weil das lauter linksgrünversiffte DGB-Polizisten sind. Und von Storch hat dann ja zu guter Letzt auch direkt gesagt, sie würde auf Flüchtlinge schießen lassen, wenn auch (wegen ausgerutschter Maus) eigentlich doch nicht auf Kinder, nur auf Frauen. Seltsam, dass die alle darauf beharren, völlig ohne Not (außer "auf Fragen antworten," in Pretzells Fall bei einem Vortrag und bei von Storch auf Facebook, zählt als Not) darauf beharren, dass es in der Situation, die es ja angeblich nie geben kann, gerechtfertigt wäre, auf Flüchtlinge zu schießen. Aber es kann ja nichts damit zu tun haben, dass sie vielleicht doch (wie offensichtlich 29% der Bevölkerung) letztendlich ein größeres Problem damit hätte, dass Flüchtlinge an Grenzen nicht mehr aufgehalten werden können als dass man auf sie schießt. Seltsam auch, dass sie alle auf denselben Paragraph 11 hinweisen, der sie wortwörtlich gelesen auch in dieser Interpretation absichert, aber für einen komplett anderen Zweck eingeführt wurde und hier nach einhelliger Meinung gar nicht greifen würde. Alles, um nicht zugeben zu müssen, was völlig offensichtlich ist. Im Gegenteil: Der eigentliche Skandal ist, dass man Frauke Petry Fragen stellt, bei denen sie sich kompromittiert.
Diesen ganzen Mist, die ganze Realitätsverweigerung, die ganze brachiale Subjektivität, alles schon mal gesehen. Genau das ist, was die politische Kultur in den USA kaputtgemacht hat. Wenn es in dem Tempo weitergeht, muss man bald wieder den Wehler aus dem Bücherregal kramen, um Leuten die ernsthaft "der NationalSOZIALISMUS war eine linke Bewegung" in den Diskurs werfen mit der "Deutschen Gesellschaftsgeschichte Band 4" gegen den Kopf zu hauen.