Kommt drauf an, was du meinst: Gesellschaftlicher Diskurs im Sinne von Medien? Dann schon ein wenig, sicher. Aber gesellschaftlicher Diskurs im Sinne dessen, wie sich Leute tatsächlich einbringen? Da sehe ich eigentlich eine enorme Überfrachtung des Themas Kriminalität im Allgemeinen und des Themas "Ausländerkriminalität" im Speziellen. Frag mal rum für wie groß die Leute die Gefahr durch "Ausländerkriminalität" im Speziellen (und Kriminalität im Allgemeinen) halten und ich garantiere dir, dass die Zahlen überhaupt keinen Bezug zur Realität aufweisen. Klar, bestimmte Gruppen sind erstaunlich kriminell: Mhallami-Kurden, frisch eingewanderte "Nafris" und Schwarzafrikaner z.B. Aber der Bezug den der größte Teil der Bevölkerung zu denen hat ist hauptsächlich von ihnen in der Zeitung zu lesen. Leider sind Kriminalitätsraten sowohl als cross-section als auch als time series schwierig zu vergleichen, weil sich wichtige Voraussetzungen ändern, aber ich bezweifle stark, dass die Angst und die Kriminalitätsrate in irgendeinem sinnvollen Verhältnis stehen.
1. Falls du recht hättest, dann müsste ja mehr Transparenz helfen, die Angst zu mindern. Meine Forderung ist ja u.a., detailliertere Kriminalitätsstatistiken zu veröffentlichen, welche Rohdaten möglichst detailliert zur Verfügung stellen. Denkbar wäre eine vollständige öffentliche Datenbank mit Datenpunkten wie Datum; Uhrzeit; PLZ; Art der Kriminalität; unbekannter Täter vs. Tatverdächtige vs. verurteilt; Geburtsland der Eltern; Geburtsland der Person; Alter; Geschlecht; ...
Diese Datenbank könnten dann Journalisten und Blogger -oder auch wir- vernünftig analysieren. Ich sehe halt problematische Einstellungen hinter der Entscheidung, nicht so offen mit Daten um zu gehen (frei nach de Maziere
"Teile dieser Daten könnten die Bevölkerung verunsichern.")
2. Du sagst ja selbst, dass bestimmte Gruppen (du nennst drei konkrete) 'erstaunlich' kriminell sind. Meine zweite Forderung wäre, dass diese Erkenntnis in politische Handlungen umgemünzt wird bzw. Migrationsgesetz, -praxis und Asylverfahren.
Bevor jetzt das Geschrei kommt a la "Das ist ja diskriminierend, nicht jeder Nafri ist ja kriminell", dem sei gesagt:
• Bereits heute ist jedes Einwanderungsgesetz diskriminierend, bspw. werden Studenten bevorzugt, ebenso Leute mit Jobangebot
• Nordafrikaner oder auch Mhallami-Kurden könnten als sich-selbst-finanzierende Studenten oder Arbeitnehmer mit hochbezahltem Job angebot ja weiter akzeptiert werden
In den USA geht es zumindest ein bisschen besser und da kann davon keine Rede sein. Wenn Leute NICHT vereinfachen würden hättest du in meinen Augen einen guten Punkt, aber solange DIE Vereinfachung schlechthin "Ausländer sind krimineller als Deutsche" ist, die zu massiver Überschätzung der Kriminalität des durchschnittlichen (!) Migranten bzw. Deutschen mit (sichtbarem) Migrationshintergrund führt, erscheint mir das nicht das Problem zu sein, für das du es hältst.
Du sagst, dass "alle Ausländer" in einen Topf geschmissen werden.
Ich stimme dir zu, würde dabei aber nicht den "besorgten Bürger" als Ursache sehen, sondern Behörden und Medien. Denn genau diese sind nicht präzise, klar zwischen verschiedenen Gruppen von Ausländern zu unterscheiden.
Ein Beispiel dafür sind Kriminalitätsstatistiken, die nur nach "Ausländer" oder "Migrationshintergrund" unterscheiden.
Ein anderes Beispiel war hier ja kürzlich im Thread:
http://www.faz.net/aktuell/beruf-ch...nder-ueberfluegeln-einheimische-14501918.html
• Die Studie sagt, dass die Kinder von
EU-Zuwanderern öfter studieren (was auch nicht überraschend ist, wird umgekehrt genauso sein, d.h. dass Kinder von Deutschen, die in Spanien arbeiten, öfter studieren - denn Akademiker sind international mobiler).
• Der Titel und die ersten 5 Sätze erwähnen diese Einschränkung aber nicht und implizieren damit, dass das für "alle Migranten" gelte.
Sprich: Ich bin ein großer Freund von Differenzierung und Konkretisierung.
Sehe das Problem, dass "alle in einen Topf geschmissen werden" aber viel weniger von der "rechten" Seite, sondern von denen, die mMn gezielt Migranten aus bestimmten Regionen in einem besseren Licht darstellen wollen, als sie sind.
Na ja, ich würde nicht unbedingt widersprechen, aber eben auch dringend davon abraten, von problematischen Einstellungen auf problematische Handlungen zu schließen.
Hierzu kann ich nur den Rassisten-Vergleich heranziehen:
• Die meisten Rassisten werden auch nicht gewalttätig
• Sie sind aber Nährboden, Rekrutierungspool und förderlich für die gewalttätige Szene
• Und selbst die "friedlichen" Rassisten diskriminieren im Alltag, z.B. wenn sie in leitender Funktion tätig sind, oder Polizist sind
Analog konservative Muslime, bei denen du ja implizierst, nur eine Minderheit würde ihre "problematischen Einstellungen" zu "problematischen Handlungen" werden lassen. Denn analog gilt hier:
• Die meisten konservativen Muslime werden nicht gewaltätig
• Sie sind aber Nährboden, Rekrutierungspool und förderlich für die gewaltätige Szene
• Und selbst die "friedlichen" konservativen Muslime diskriminieren im Alltag, z.B. wenn sie in nur Glaubensbrüder einstellen oder ihre Tochter letztlich effektiv daran hindern, einen nicht-muslimischen Freund oder Ehemann zu haben
Dein Prinzip, hier auf "die zweite / dritte Generation" zu warten, verstehe ich daher nicht. Das machst du doch bei Rassisten auch nicht? (Ich gehe mal davon aus, dass du für anti-rassistische Aufklärung an Schulen bist.)
Meine Fragen:
1. Siehst du keinen Anlass, an den Kriminalitätsstatistiken zu zweifeln?
2. Welchen anderen Grund siehst du, warum nicht mehr Daten veröffentlicht werden, inkl. Nationalitäten-/Migrationshintergrunds-Background?
Deine Antworten:
1. So dass sich nennenswerte Verschiebungen für Deutschland insgesamt ergeben? Nein. Wäre aber eine interessante Forschungsfrage, sich mal die Rohdaten mit den Methoden der election forensics anzusehen.
Wie erklärst du dir dann, dass von den 2.000 Anzeigen zu Neujahr in Köln gerade mal 17 Fälle in die Kriminalstatistik eingingen? Dass das "normal" wäre, dagegen spricht doch die Aufklärungsquote von 2% bei Einbrüchen -- dort gelangt offenbar auch jede Anzeige in die Statistik, auch wenn die Aufklärung gänzlich unerfolgreich ist.
2. Wie kann etwas, was im Ländervergleich schon immer so gemacht wurde von "PC" verursacht worden sein? Maximal könnte es sein, dass "PC" verhindern, dass es eingeführt wird, das erscheint mir aber auch nicht gerade wahrscheinlich. Gründe sind doch offensichtlich: Man will Vorurteilen keinen Vorschub leisten.
Dass man "Vorurteilen keinen Vorschub" leisten will ist die Definition von PC. Insofern überraschend, dass du sagst, dieser Grund sei offensichtlich, aber gleichzeitig denkst, dass es unwahrscheinlich ist, das ganze habe mit PC zu tun.
3. Das ist keine faire Interpretation dessen, was ich geschrieben habe. Ich habe explizit von Kriminalität von Zugewanderten untereinander (!) geschrieben. 1000 Taschendiebe aus Marokko beklauen wohl kaum hauptsächlich frisch Zugewanderte. Mir ging es viel eher um sowas wie die Situation in den Lagern: Ich würde da ungerne wohnen, aber ich bezweifle auch dass es zu weniger Kriminalität kommen würde, wenn dieselben Personen in einem Lager in der Türkei sitzen würden.
(a) Selbst wenn eine Gruppe an Zuwanderern nur an Zuwanderern kriminell würde, würde ich sie nicht in Deutschland haben wollen. Gründe dafür:
(a1) Kosten für Polizei & Justiz
(a2) Verantwortung gegenüber den nicht-kriminellen Migranten
(b) Es ist nicht wahrscheinlich, dass Kriminelle nur unter anderen Zuwanderern der gleichen Herkunft kriminell werden. Du wirst immer Spill-Over-Effekte haben.
Insofern finde ich es nach wie vor absurd zu sagen, dass es gleich gut oder gleich schlimm wäre, ob die gleiche Kriminalität nun hier in Deutschland oder in einem Lager in Jordanien statt fände. Das ist utilitaristisch gesehen nicht falsch, aber die deutsche Regierung ist nunmal der deutschen Bevölkerung in höherem Maße verpflichtet als der gesamten Menschheit.
1. Wie gesagt, ich glaube du interpretierst viel falsch, weil dir ein bisschen das Grundwissen fehlt. Er redet keineswegs vom Steueraufkommen, sondern von der Abschöpfungsquote. Die Staatsquote bewegt sich seit fast 40 Jahren relativ konstant bei ca. 45%, was in etwa (abzüglich Schulden) dem entspricht, was alle staatlichen Ebenen (plus Sozialversicherungen) insgesamt als Einnahmen ausweisen.
2. Er redet natürlich nicht über Wirtschaftswachstum durch die Flüchtlinge selbst, sondern durch die zusätzlichen Ausgaben die der Staat für sie aufwendet. Wie gut diese Rechnung aufgeht hängt hauptsächlich von freien Kapazitäten und crowding out ab. Über Ersteres kann man diskutieren (und wird es auch), Zweiteres erscheint momentan nicht gerade wie ein Problem. Insofern nein, das ist kein Haufen Nonsense, du verstehst es bloß nicht richtig.
Du hast recht damit, dass es einen Unterschied zwischen Staatsquote und Steuerquote gibt.
Die Staatsquote ist ca. 44%, die Einnahmenquote ca. 23%.
Aber lies bitte nochmal genau den vor dir verlinkten Artikel:
http://www.faz.net/aktuell/beruf-ch...nder-ueberfluegeln-einheimische-14501918.html
Ich zitiere hier wesentliche Stellen aus dem Artikel:
"Ich nehme weiterhin an, dass der Staat wie in der Vergangenheit etwa 44 Prozent des zusätzlichen BIP als Einnahmen verbuchen kann"
"was insgesamt einem Zusatz-Output von 92 Milliarden Euro entspricht und bei einer Abgabenquote von 44 Prozent zu staatlichen Zusatzeinnahmen von 40,5 Milliarden Euro führt."
Ergo: Der Autor des Artikels verwechselt die Begriffe Staatsquote und Einnahmenquote, nicht umgekehrt.
Das nur als Beispiel dafür, dass der von dir zitierte und gelobte Artikel
objektiv fehlerhaft ist.
Weiterhin möchte ich sagen, dass ich es sehr schade finde, dass du hier unsachlich wirst und aufs "ad hominem" wechselst.
Anstatt dich inhaltlich mit meinen Argumenten auseinanderzusetzen, schreibst du Dinge wie:
[...] du interpretierst viel falsch, weil dir ein bisschen das Grundwissen fehlt. [...] du verstehst es bloß nicht richtig
Das ist sehr, sehr schlechter Stil. Zum einen kennst du mein Grundwissen und mein Verständnis nicht. Zum anderen habe ich dir oben beispielhaft aufgezeigt, dass der Artikel objektiv falsch ist.
Wenn du auf sowas weiterhin nur ausweichend und persönlich angreifend reagierst, macht ein Austausch dazu wenig Sinn.
Wie gesagt, das würde zu weit führen. Wie hoch Renten und Beiträge seien werden hängt von extrem vielen Stellschrauben (Renteneintrittsalter, Lebenserwartung, demografischer Aufbau, wie weit will man vom bismarckschen Sozialversicherungssystem abweichen, wer kann wie viel der Gewinne aus dem zukünftigen Wirtschaftswachstum nutzen) und es geht um so hohe Beträge, dass wir hier über Rundungsfehler reden.
Bitte was?
Zuerst schreibst du:
Auch weiß ich bspw. nicht, woher du auf den Gedanken kommst, wir hätten "Mega-Lücken" in den Sozialkassen, aber das wäre ein Thema für einen anderen Thread.
Dann zeigt man dir eine konkrete Beispielrechnung im SPIEGEL, dass gleichzeitig das Rentenniveau drastisch sinken wird (es war vor 10 Jahren ja noch deutlich höher als heute) und gleichzeitig die Rentenbeiträge drastisch steigen werden (sie waren ja vor 10 Jahren noch deutlich niedriger als heute).
Dies sind auch Zahlen und Trends, die von niemandem bestritten werden. Da sind sich sogar Andrea Nahles und Hans-Werner von Sinn einig.
Und hier fällt dir nichts anderes ein als "das würde zuweit führen", plus Platitüden einzustreuen, dass auch andere Faktoren das Thema Rentenfinanzierung beeinflussen? Und bei so drastischen Zahlen von "Rundungsfehlern" zu reden?
Sorry, hier hört es für mich auf. Solange du so dreist sachliche Fakten wegredest ("würde zu weit führen") und ad hominem gehst ("du hast ja keine Ahnung"), solange macht es keinen Sinn, auf die weiterem Themen weiter einzugehen.