Akzeptiert, dass die Formulierung des Arguments schrottig ist. Ich versuche es anders auszudrücken.
Ich weiß nicht wo Piko es schrieb, aber ohne Zwang ändert sich in gegebenen sozialen Systemen meist recht wenig, wenn überhaupt. Der Zwang ist durch die Migration jetzt da und imo ist das noch gut gelaufen, weil zu einem frühen Zeitpunkt und unter halbwegs geminderten Zuständen. Hierin sehe ich eine Chance realen Profit aus der Sache zu ziehen - und die hat rein gar nichts mit neuen Arbeitskräften zu tun, bzw. höchstens indirekt und in wenigen Fällen.
Sprich, du hoffst, dass der Leidensdruck durch Rechtsruck auf die Politik so hoch ist, dass sie jetzt auf einmal anfangen, Renten oder Hartz IV zu erhöhen.
Falls ich dich richtig verstehe, und gehen wir mal davon aus, das würde passieren:
1. Wie stellst du dir die Finanzierung einer Erhöhung solcher Leistungen vor, insbesondere wenn sie auch von Millionen Migranten beansprucht werden können?
2. Wie stellst du dir den zukünftigen Migrationsdruck vor, wenn die Sozialleistungen in Deutschland noch besser werden?
Das ganze Geheule der AFD und sonstiger Rechtspopulisten bezüglich Krankenkassen, sozialen Kosten und was weiß ich ist exorbitant übertrieben,
Aha, und inwiefern genau?
Die Fakten sind mMn klar:
# Die meisten Migranten und Flüchtlinge haben keine relevante Ausbildung.
# Der deutsche Arbeitsmarkt hat keine freien Arbeitsplätze in großer Zahl für ungebildete Migranten.
# Dieser Zustand hält statistisch gesehen lange an, dazu gibt es ja auch Daten, nur mal eine Quelle:
http://www.bloomberg.com/news/artic...elcome-to-sweden-you-ll-get-a-job-in-a-decade
# In der Praxis bleiben die meisten, grad die ungebildeten. Weil es relativ gesehen hoch unattraktiv ist, freiwillig zurück zu gehen. Und Abschieben schaffen wir ja nicht.
# Durch Familiennachzug (selbst wenn heute noch keine Familie, morgen dann die Ehefrau aus der Heimat, die noch weniger Deutsch kann) wird sich die Zahl der Nettoleistungsempfänger nochmal erhöhen.
# Die Kosten für die Flüchtlinge sind immens: Hartz IV, Krankenkassenkosten für Leute, die im Leben nicht zur Vorsorge gingen (Stichwort Zähne) - und das auf Jahrzehnte. Nicht für alle - 10-20% schaffen sicher eine solide Integration. Selbst diese werden im Schnitt aber keine drastischen Nettozahler werden.
# Diese Kosten sind nicht nur dieses Jahr, sondern die nächsten Jahrzehnte zu erwarten. Die Flüchtlinge und Migranten, die selbst im besten Fall oft im Mindestlohnbereich landen werden, werden auch im Rentenalter auf Hartz IV angewiesen sein.
# Da haben wir noch gar nicht von Integrationskosten gesprochen. Sprachkurse, Verwaltung. Immense Kosten gerade bei den "unbegleiteten Minderjährigen".
Jetzt verrat mir doch, was daran genau "exorbitant übertrieben" sein soll?
Hast du dir selbst mal Gedanken gemacht und eine Modellrechnung aufgestellt?
Ich schon, und ich komme pro Migrant auf im Schnitt €250.000 Kosten bis Lebensende. Da sind diejenigen, die zu Steuerzahlern werden, schon mitgerechnet. Pro Million sind wir da bei €250 Milliarden, und inkl. Familiennachzug sind wir jetzt allein seit Anfang 2015 schon bei erwartbar 1,5-2 Millionen.
Meine Rechnung ist sicher auch nicht mega verlässlich. Dass du dich aber ohne Rechnung einfach hinstellst und behauptest, dass die Rechnungen übertrieben wären, finde ich sehr merkwürdig. Klingt etwas nach "wishful thinking" - a la: "Die AfD behauptet das ja, also kann es nicht sein!!"
Egal wo ich hinschaue, scheint das Geld "für Flüchtlinge" nur umverteilt, nicht aus systemkritischen Bereichen abgezogen worden zu sein, ohne das kurz- bis mittelfristig irgendwer darunter leidet.
Das Problem ist:
1. Die Migration verursacht Kosten über Jahrzehnte. Die €20-30 Milliarden pro Jahr derzeit sind nicht das Kernproblem.
2. Gerade sind wir in einer Boomphase, was Steuereinnahmen angeht. Und die Arbeitslosigkeit ist relativ niedrig.
De facto machen wir mit der Migration aber eben Schulden in die Zukunft hinein.
Wenn dann noch eine wirtschaftlich schwache Phase hinzukommt...
Gerade durch den demographischen Wandel wird auf die Krankenkassen und die Rentenkassen noch enormer Druck kommen. Wenn wir da keinen staatlichen Speilraum haben, weil wir den für ein paar Millionen Migranten aufbrauchen, wir das bedeuten: Noch höhere Abgaben, gerade für die Unter- und Mittelschicht (Krankenkassenbeiträge, Rentenversicherungsbeiträge steigen bei sinkenden Leistungen aus beidem).
Sparmaßnahmen gab es schon vor dem ersten Flüchtling am Münchner Bahnhof und hätte es auch ohne die weiterhin gegeben.
Nur weil es vorher Sparmaßnahmen gab, die du nicht gut fandest, kann man jetzt zig Milliarden Geld easy für was anderes ausgeben?
Da bist du doch wieder bei genau dem gleichen absurden Argument in anderem Gewand wie vorhin.
Daher auch der Hinweis auf die Sparwahnsinn, den unsere Regierung immer wieder rausbläst. Wir leben in einem Land mit sehr vielen linken Ideen, die schusselig kompromißmäßig umgesetzt, dann freiwirtschaftlich-liberal pervertiert und letztendlich durch die konservative Sparpolitik völlig irrsinnig werden: 450€ Jobs, Aufstocken und Zeitarbeit etwa, damit die Zahlen der Agenturen geschönigt werden können, auch wenn dafür nur noch 9 Minuten pro Realfall da sind. Die Krone wird dem Ganzen aufgesetzt, wenn Integration durch 450€ Jobs € mit Zeitarbeit ohne Mindestlohn (weil sie noch nie hier arbeiteten) zum Aufstocken auf einmal zur Diskussion steht, weil dann _Geld gespart_ wird - wobei das hoffentlich bei der Idee bleibt. Die Einsteinsche Definition von Wahnsinn, das Gleiche machen und denken, es wird was anderes rumkommen.
Zu schließen, dass Flüchtlinge die Probleme verschärfen, oder es ohne diese überhaupt nicht so schlimm gekommen wäre, ist naiv.
Das ganze, was du beschreibst, wird sich durch die Migranten verschärfen.
Es wird noch weniger politischen Willen und noch weniger finanzielle Mittel als vorher geben, um daran etwas zu ändern. Denn statt "nur" den Millionen armen Rentnern und Hartzern sind auf einmal ein paar Millionen leistungsempfangende Migranten mit in der Rechnung.
Die Konsequenz wird sein, dass wir noch stärkere Spaltung zwischen Arm und Reich haben werden.
Wäre es schon, da wir dank demographischen Zahlen diesen Abgrund sowieso erreichen werden.
Noch ein Argument der Art:
"Ist eh schon so schlimm, also ist eh alles egal"?
Der demographischen Wandel wird teuer und schmerzhaft genug.
Nicht leistungsfähige Zuwanderung wird ihn verschärfen.
Analogie:
Wenn du weisst, dass du in 10 Jahren für deine Eltern sorgen müsstest. Würdest du dann sagen: "Ach Gott, das wird so teuer. Dann ist's auch wurst, und ich kann jetzt mein ganzes Gelt spenden." Nein? Du würdest eher Geld zurücklegen und anfangen zu planen? Aha? Warum forderst du dann das Gegenteil von unserer gesamten Gesellschaft?
Noch ist Zeit das ganze Modell zu überdenken, der Grundboden ist dafür wie geschaffen. Nur müsste man halt mal die AFD mit deren Kausalitätsideen auskontern, selbst vernünftig über eigene Politik nachdenken und das ganze System Schritt für Schritt auf die Realität vorbereiten. Die Flüchtlinge dabei ein paar Jahre mitzuziehen ist wirklich nicht das große Problem, zahlenmäßig sind die nichtmal das Zünglein an der Waage, nur das beste Symbol für viele Sachen, die einfach nicht tragbar erscheinen, weil sie den perfekten Kontrast liefern: Aber der Flüchtlingsjunge da, der kriegt mehr Aufmerksamkeit als ich mit meinen 50 Jahren und niedrigen Qualifikation. Usw.
Jetzt mal ohne Polemik: Ich verstehe viele rechts eingestellte Personen, kann aber nicht nachvollziehen, warum eine Kehrtwende in der Flüchtlingsfrage über Nacht auf Kosten der Flüchtlinge irgendwas bringen soll.
1. Eine Kehrtwende ist nicht "auf Kosten der Flüchtlinge". Anstatt superviel Kohle für einen Mix aus Wirtschaftsmigranten und einem kleinen Teil der Kriegsflüchtlinge auszugeben, könnten wir für einen kleinen Teil dieser Kosten
allen Flüchtlingen in den Lagern vor Ort helfen.
2. Die Migrationspolitik ist superteuer (nicht nur finanziell -> Rechtsruck, Kriminalität etc.). Das hat wenig damit zu tun, ob du dir nun wünscht, der deutsche Staat solle sein Geld anders ausgeben.
Es kommt mir fast so vor, als ob du dir ins Fäustchen lachst, weil unser Staat durch die Migranten finanziell und gesellschaftspolitisch überlastet wird. Mit dem Problem, dass es nicht zu dem "großen politischen Erwachen" kommen wird, welches du dir vielleicht erhoffst.
Das erinnert mich wieder an die Thematik mit Verantwortungsethik vs. Gesinnungsethik. Wenn unsere Gesellschaft dann den Bach runtergeht, dann kannst du dir ja sagen: "Ja selber schuld. Hätten sie mal auf mich gehört."
Verantwortlich wäre es, den politischen Wandel, den du dir wünschst, politisch zu betreiben. Und nicht in irgendeiner verqueren Logik dich darüber freuen, dass die Migrationsfrage jetzt "den Druck" erhöht. Tut sie nämlich auch gar nicht: Wie du siehst diskutiert exakt niemand darüber, wie und ob man mit Mindestlohn und Zeitarbeit umgehen kann. Im Gegenteil. Je mehr Migranten, desto schlechter für den unteren Rand der deutschen Gesellschaft. Denn je mehr Migranten, desto eher wird der Mindestlohn nicht erhöht, und desto eher wird sich keine Regierung an eine arbeitnehmerfreundliche Arbeitsmarkterform waagen.