„Es war Yugien oder Dafort …“ setzte der Waffenmeyster an und lachte, während er sich am Bierkrug abstützte und sich eine Haarsträhne aus dem verschwitzten und geröteten Gesicht wischte. „Er war mit der Marketenderin zugange und teilte sich mit ihr das Nachtlager, während wir anderen uns die Ärsche abfroren. In diesem gottverlassenen Flecken von Fössl, dass nordöstlich von Augustinopol lag. Bei den alten Fünf, das war vielleicht ein beschissener Feldzug und ich bin nun ziemlich sicher, dass es Yugien war …“ fuhr der Waffenmeyster fort und lies vom Bierkrug ab, um sich dem Stopfen einer Pfeife zuzuwenden. Konzentriert rieselte er kleine Büschel Tabaks hinein und einen beachtlichen Teil neben seine Pfeife und auf die Tafel.
„Jedenfalls, Yugien und dieses Prachtweib mit ihrem vulkanschwarzem, wallendem Haar, ihrem zierlichen Figürchen und diesen schilfgrünen Augen … der kleine Planwagen mit seinem halbverfaulten Stoffverdeck wackelte, als ob ein alter Gott hinabgestiegen wäre und in ihm wütete“ grunzte er vergnügt, während er nun endlich eine halbwegs passable Pfeifenstopfung beisammen hatte und ein dafür bereitliegendes Strohbüschelchen an den Kerzen entzündete und die Flamme tief in die Pfeife hineinzog.
„Ich sage euch, der Wagen ächzte und knarrte als ob ein Rudel Wölfe darin ein Rotwild zerreißen würde und es ist schwer zu sagen, wer mehr jodelte. Yugien oder das Weib! Der Rest von uns verriss‘ sich das Maul und ein bisschen Neid war sicherlich dabei, ich mags nicht verhehlen. Plötzlich ertönte ein Schrei! Ein derartig gequälter und nervenzerreißender Schrei … wir sprangen alle zu den Waffen. Im gleichen Augenblick flitzte Yugien aus dem Wagen heraus und an uns vorbei. Entblößt und mit nicht viel mehr als einem dünnem Hemdchen bekleidet und einem feuerroten Arsch.“
Der Waffenmeyster zog genießerisch an seiner Pfeife und blickte gewitzt in die Runde und nickte vor sich hin.
„Nun sprecht schon, Mann!“ forderte Stirling und alle blickten gespannt zum Erzähler.
„Es stellte sich heraus, dass die Marketenderin eine männliche Dirne war und Yugien den Unterschied zwischen Arsch und Pflaume erst entdeckte, als er etwas ertastete und ihm sein Irrtum schlagartig klar wurde.“
„Ach kommt schon …“ sagte Tyr zweifelnd.
„Es ist wirklich wahr“ antworte Hayles und grinste schmal, bevor er dem Waffenmeyster zunickte und die Geschichte weiterzählte: „Eben jene Dirne ist Titus Bollos und er stammt aus einem kleinem Weiler jenseits der Grenzen, in diesem tiefen und dunklen Wald, der Augustinopol umringt. Und wie man sagt, sind die Montaforderner der Knabenliebe nicht ganz abgeneigt und auch Liebe zwischen Männern nicht so selten, wie man meinen möchte.“
„Titus Bollos?“ echote Tyr.
„Aye, Titus Bollos und so wahr mir der alte Schnitter helfe, wenn Titus den Fummel einer Gefallenen anzieht und sich nach Art der Dirnen schminkt, bringt seine erklingende Mädchenstimme euer Schwert zum stramm stehen!“ sagte Hayles.
„Ihr wollt euch davon überzeugen, Skaltholmer? Titus betreibt ein Bordell im Hafendistrikt in der Baekergasse, das Dickenhardt… aber nehmt euch in Acht!“ warf der Waffenmeyster ein und der ganze Tisch kicherte wie eine Scharr junger Buben.
„Sein Charme hat schon den einen oder anderen gestandenen Mann schwach werden lassen und einige davon wollten die Zeche prellen, wie Yugien“ ergänzte Hayles.
„So ist es. Titus ist Yugien hinterher, ebenso entblößt und mit einem nicht minder roten Hintern…“ sagte der Waffenmeyster und das gekichere am Tisch schwang sich zu einem breiten und kehligen Lachen empor.
„Und er hat sich den Sold für seinen Hurendienst geholt und Yugien trug zwei zusätzlich rote Backen, ein geschwollenes Auge und einen verlorenen Zahn davon“ sagte Hayles und ergänzte „Unterschätzt niemals eine der Gefallenen. Ganz besonders nicht Titus.“