Ich bin da etwas zwigespalten. Ich trinke gerne Kaffee und kann durchaus Qualitätsstufen, bzw. neutraler gesagt Unterschiede, herausschmecken aber ab einem gewissen Niveau ist für mich einfach alles guter Kaffee.
Auf der anderen Seite trinke (oder trank) ich gerne Whisky, gerade Islays. Da würde ich auch so weit gehen und behaupten, dass ein Jim Beam Bouron Rotz oder von mir aus auch ein Red Label etc. pp. durchaus "schlechter" ist. Auch wenn das eigentlich auch nur eine Frage des Geschmacks ist. Ich behaupte, Cica würde das nicht anders sehen.
Genau das ist der Punkt. Ich beschäftige mich intensiv mit Wein und gebe in diesem Bereich auch überdurchschnittlich viel Geld aus, Whisky oder allgemein Hochprozentiges interessiert mich dagegen überhaupt nicht, hier würde ich eher zu Veterano-Cola tendieren... und dennoch bin ich davon überzeugt, dass es z.B. bei Whisky und Co spürbare (Qualitäts-)unterschiede gibt.
Diese Frage, ob es sich hierbei nur um Geschmacks- oder gar um Qualitätsunterschiede handelt, kann doch letztlich nur vor dem Hintergrund des Anspruchs und der Kenntnisse vom Produkt beantwortet werden.
Ein Metzger erzählte mir einmal, dass er für einen (Kinder-)Geburtstag Schweineschnitzel lieferte. Er verwendete Schnitzel aus der Oberschale, eigentlich das ideale Schnitzelfleisch. Fazit: Das Fleisch wurde reklamiert, es sei zu "zäh". Auf Nachfrage gab die Mutter des Geburtstagskindes an, sonst immer nur die tiefgefrorenen (und aus Pressfleisch bestehenden, also sehr "weichen") Schnitzel verwendet zu haben. Geschmack? oder auch ein Qualitätsunterschied?
Und gerade bei Espresso kommt auf die äußeren Parameter an. Jeder (der nicht total abgestumpft ist, was Sensorik betrifft) schmeckt einen überextrahierten Espresso, wenn man ihm einen perfekt gebrühten daneben stellt.
Und wie gesagt, Kapselkaffee/Espresso ist sicherlich genießbar, und wenn man keine hohen Ansprüche stellt und es schnell gehen muss, ist meine Zubereitungsmethode sicherlich völlig übertrieben. Aber die Unterschiede sind nun einmal da, ich merke bei jedem Espresso, den ich selbst mache, wie nah ich am optimalen Ergebnis gelandet bin. Das ist durchaus einem Hobby gleichzusetzen.
Geschmacksfaschismus ist eher, nur in den Dingen, die einem selber wichtig sind, Unterschiede anzuerkennen, aber bei anderen Lebensmitteln, denen man diese hohe Bedeutung nicht zumessen will, so zu tun, als basierten die von anderen Menschen bemerkten Unterschiede nur auf Einbildung (diese "pseudos").