Evtl. ist das Twittermodell einfach nur scheiße. Ich mag Tweets als literarische Form, man braucht Kreativität und Humor, um nen guten Tweet abzusetzen. Als Plattform für schnelle Nachrichten ist es auch durchaus brauchbar.
Sobald Posts jedoch wirklichen Inhalt transportieren sollen, wird es schwierig. Erst recht, wenn es um Themen geht, bei denen Leute unterschiedlicher Meinung sind und diese Meinungen hart vertreten. Das endet dann immer wie aufm Pausenhof, wenn Manuel mal wieder mit Lukas aneinandergerät, weil der ihn einen Hurensohn genannt hat. Beide brüllen rum und schubsen und am Ende gewinnt keiner.
Die Frage, wie social media moderiert werden kann, ist mMn ziemlich komplex. Es gibt zu viel Content, als dass er von Einzelpersonen geprüft werden kann. Es gibt zu viele Verbindungen zwischen Menschen, als dass man durch das Bannen einer Einzelperson irgendwas von Wert erreichen würde, wenngleich es natürlich hilft, wenn große Köpfe gebannt werden - siehe Trump, bei dessen Abstieg auch der Twitterban nicht unwichtig war. Seine fanatischen Fans folgen ihm aber so oder so, es geht bei sowas eher darum, die Durchschnittsqualität des Austausches zu heben, indem man offensichtlichen Müll eindämmt.
Das Gegenargument wäre "totale Meinungsfreiheit". Also im Prinzip das OT auf globaler Ebene. Funktioniert bestimmt. Im Prinzip haben wir Menschen noch keinen Weg gefunden, mit dem Internet umzugehen. Die Wildwestphase war witzig, aber da war es noch Nerdkacke. Mit social media und v.a. Smartphones wurde das Internet zum Massenphänomen. Man kann seitdem einen klaren Shift in der Debattenkultur beobachten. Der Ton ist rauher und Bubbles sind organisierter geworden. Früher hat man Onkel Erwin, der beim Familiengeburtstag von der BRD GmbH geschwurbelt hat, irgendwie ignorieren können. Heute findet Onkel Erwin im Netz Gleichgesinnte und denkt, er wäre da was Großem auf der Spur.
Vielleicht sind Menschen auch einfach zu blöd für das Internet. Die Verbindung aus "Ich will recht haben" und "Ich will anerkannt werden" vergiftet jede Diskussion.