X-Com Enemy Unknown
Ich habe Terrror From the Deep als Kind gesuchtet und mich entsprechend auf das neue X-Com gefreut. Dann hat es aber doch ewig gedauert, bis ich mal dazu gekommen bin, es zu spielen. Um so schöner, dass es endlich mal geklappt hat

Bisher habe ich nur einen run auf normal durch, weitere werden aber sicher noch folgen.
Das Spiel folgt der alten X-Com-Tradition, man fliegt mit Soldaten zu einer Ufo-Landestelle (oder Abschussstelle, falls die eigenen Flieger erfolgreich waren) und räumt dort rundenweise Aliens ab.
Das Deckungssystem ist etwas gewöhnungsbedürftig, funktioniert aber ganz gut. Man hat eine Trefferwahrscheinlichkeit, ist der Gegner in halber oder voller Deckung geht diese um 20% bzw. 40% herunter, dazu noch modifiziert durch diverse Eigenschaften. Gegner treffen einen so genaus.
Obendrauf gibt es Rüstungen, die Bonus HP und/oder Trefferchancereduktion geben und man kann Waffen von den Gegnern erbeuten und/oder selbst erforschen und bauen, die mehr Schaden machen.
Soldaten steigen im Level auf, erhalten damit mehr HP/Trefferchance und spezielle Fähigkeiten. Ein Soldat kann entweder Sniper, Assault, Heavy oder Support sein, jeweils mit Fokus auf lange Reichweite, Mobilität, Explosionen oder Unterstützung von Teammates. Jede Klasse ist nützlich und viele Taktiken können erfolgreich sein.
Basismanagement gibt es auch: Man erhält sporadisch Geld und darf dies in den Ausbau der Basis oder neue Ausrüstung stecken. In der Basis baut man primär Satelliten, um Nationen zu schützen, und die Infrastruktur, um zu forschen und bessere Waffen zu bauen.
Geld ist immer knapp, d.h. man muss priorisieren. Die Missionen selbst sind unterhaltsam, der rundenbasierte taktische Kampf funktioniert und macht Spaß. Die Steuerung ist oft etwas gewöhnungsbedürftig und ein paar Design-Entscheidungen sind zumindest auf dem PC sehr fragwürdig, hier kommt wohl leider mal wieder die Konsolitis durch. Das sind aber nur Kleinigkeiten (Menüs offensichtlich auf Controller statt Maus/Tastatur optimiert), die den Spielfluss zwar etwas stören aber auszuhalten sind.
Die Balance der Produktionskosten ist auch nicht optimal getroffen: Da kosten Plasmawaffen ein Vermögen, obwohl man sie einigermaßen problemlos von Gegnern erbeuten kann. Die 'normalen' Waffen jedenfalls, Sniper und Shotgut muss man bauen, was die Ausrüstung für diese Truppen deutlich schwerer/teurer macht.
Alte Rüstungen werden nutzlos, sobald neuere Modelle verfügbar sind. Nur leider gibt es keine Möglichkeit, die alten Modelle aufzurüsten. Das heißt dann leider, dass man sie entweder gar nicht erst baut oder nach ein paar Missionen schon wieder wegwerfen kann, wenn besseres vorhanden ist. Dafür sind die Produktionskosten wenigstens sehr gering, so dass man sich nicht mit ein paar billigen Rüstungen zu viel verbaut. Trotzdem, ein Wiederverwertungssystem wäre praktisch gewesen.
Die Waffen-Progression ist auch etwas seltsam: Man kann quasi von Anfang an die besten Waffen im Spiel von den Gegnern erbeuten. Nur das Standardgewehr, aber auch das ist der eigenen Bewaffnung extrem überlegen. So steigt die eigene Feuerkraft sehr früh im Spiel stark an und ändert sich danach quasi nicht mehr.
Das macht dann auch die Klassen, die die Standardwaffen führen können, klar überlegen gegenüber denen, die man extra ausrüsten muss: Meine Assaults und Supports laufen fast von Anfang an zumindest mit Light Plasma herum. Eine Alloy Cannon zu bauen (Shotgut upgrade für Assault) ist quasi Geldverschwendung, da ich dem Assault auch einfach eine Plasma in die Hand drücken kann. Heavy Plasma erbeutet man erst sehr spät im Spiel und auch da nur schwer, weil sie auf einem sehr dicken gegner zu finden ist, d.h. einen Heavy auszurüsten ist entweder extrem teuer oder extrem aufwändig, weshalb im Zweifel dann eher ein Assault oder Support mitkommt. Ähnlich beim Sniper, dessen Waffe muss man bauen und kann sie gar nicht finden. Dafür sind Sniper aber auch extrem stark, so dass es sich lohnt sie vernünftig auszurüsten und die Balance stimmt bei der Klasse in etwa. Zudem sind die Laser-Versionen der Waffen einigermaßen günstig und nicht viel schwächer als Plasma, halbwegs sinnvoll einsatzfähig sind Heavy und Sniper also auch ohne zu große Investitionen.
Das sind allerdings nur Kleinigkeiten, der Kern des Spiels - die rundenbasierten Einsätze gegen Aliens - macht Spaß und das ist es, was zählt.
Insgesamt ist es auf jeden Fall empfehlenswert, alleine schon weil es keine wirkliche Konkurrenz gibt. Rundenbasierte Taktikspiele wie dieses sind ja sehr selten und auch wenn X-Com an einigen Stellen noch ein wenig verbessert werden könnte so unterhält es doch wunderbar und ist eine klare Kaufempfehlung.
Das Addon,
Enemy Within habe ich allerdings noch nicht gespielt. Ich sehe auch nicht ganz, wie es das Spiel besser machen sollte. Zwei neue Gegner machen keinen Unterschied, die EXALT-Fraktion klingt eher lästig, MECs sind schön und gut aber letztendlich doch nichts anderes als ein überbewerteter SHIV und Gene Mods wirken irgendwie aufgesetzt. Die Funktionalitäten klingen irgendwie so, als ob man einfach 'cool' sein wollte und deshalb den Kram ins Spiel gepackt hat. Das ist aber alles nur Theorie, beim nächsten Sale werde ich wohl Enemy Within mitnehmen und schauen, ob diese Vermuten stimmen.