Es geht (mir zumindest) nicht generell um Angst vor Überfremdung. Es geht um die Art der Fremde. Ich halte muslimisch geprägte Kulturen für wenig nachahmenswert. Alle Werte, die in Europa mühsam erkämpft werden, werden in jedem einzelnen muslimischen Staat mit Füßen getreten. Oder kannst du mir auch nur einen nennen, in dem es eine mit Westeuropa vergleichbare Menschenrechtssituation gibt?
In erster Linie interessiere ich mich ausschließlich und vornehmlich für die Gesellschaft in welcher ich lebe. Moralische oder Werteurteile wende ich nicht auf andere an. Tut an dieser Stelle auch überhaupt nichts zur Sache. Das es "dort" nicht "lebenswert" ist setze ich voraus, wenn "dessen" Bürger fliehen. Fliehen ist auch der Schlüsselbegriff in dem ganzen Kontext. Sogenannte "Wirtschaftsflüchtlinge" spielen in meiner Überlegung keine Rolle; denn hier herrscht allgemeiner Konsens in der Gesellschaft und Politik. "Wirtschaftsflüchtlinge" "wollen" "wir" hier nicht haben. Das sich noch in politischen Grabenkämpfen um die Definition was denn nun genau ein "Wirtschaftsflüchtling" sei gestritten wird beachte ich nicht weiter. Ich rede ausschließlich von politischer Verfolgung, Krieg, Sklaverei, Unterdrückung und Vertreibung. Kein Mensch "verdient" es innerhalb solcher Rahmenbedingungen zu leben.
Ich hätte kein Problem auch mit mehreren Millionen Asiaten oder Afrikanern nicht-muslimischer Kultur. Ich habe auch per se nichts gegen muslimische Zuwanderer, die ihre Religion als Privatsache ausleben. Aber leider zeigt die Erfahrung, dass das oftmals nicht möglich scheint.
Deine Erfahrung scheint dies in der Tat zu zeigen. Das ist bedauerlich. Ich weiß nicht in welchen Situationen Du Deine Erfahrungen gemacht hast. Sicher, auf dem Schulhof hatte ich es auch mit Halbstarken zu tun. In der Nachbarschaft. Ich rümpfe selbst oft die Nase über Kopftuchfrauen oder bin genervt, wenn "die" zu laut in der U-Bahn/Bus/Straßenbahn sind.
Situationen, die ich als unabwendbar bedrohlich empfunden hätte, oder in welchen ich das Gefühl gehabt hätte keine Kontrolle zu haben, habe ich aber nicht erlebt. Und nur solche könnten - wenn überhaupt - eine solch "fundierte" Ablehnung, wie die Deine, in mir erregen. Daher rührt auch meine Annahme, du fühltest Dich bedroht.
Das Thema Integration ist ein nach wie vor ein akutes. Aber das sind "Früchte" unserer, gemeinsamem deutschen Innenpolitik der vergangenen Jahrzehnte. Die Menschen, die vor Krieg und Elend flüchten (und nur von diesen spreche ich) haben mit all dem nichts zu tun. Die Lebensläufe sind gar derart unterschiedlich, dass selbst der vermeintliche Connector "Religion" nicht hinreichend und einzig allein greifen kann.
Ich bin ganz bei Dir, wenn Du sagst, Flüchtlinge möglichst nicht auf einem Haufen zusammen werfen; Menschen, die an Gewalt gewöhnt sind. Nicht untereinander einen negativen Austausch fördern lassen. Isoliert wie sie meist sind. "Sowas" will niemand auf seinen/ihren Straßen haben.
Gab es jemals einen wütenden Protest oder gar einen Anschlag von Buddhisten, weil Buddha verunglimpft wurde?
Ach gewiss. Frag mal die Inder... So glücklich sind die nicht mit ihren Exilbuddhisten. Was die Europäer und Hollywood aus dem Buddhismus machen; naja... In der buddhistischen Geschichte wurden viele blutige Kämpfe geschlagen. Auch als Eroberer... Aber das ist ein anderes Thema.
Ich habe den Eindruck, dass gläubige Muslime im Zweifel niemals ihre Loyalität der Zivilgeschellschaft und ihren Regeln geben sonder - wenn es zu einem Konflikt zwischen Glauben und Gesellschaft kommt - stets auf Seiten ihres Glaubens stehen. Das ist kein Problem, was eher atheistische Muslime, wie dich zB betrifft. Aber die Menschen die jetzt kommen, kommen aus hoch religiösen Gesellschaften.
Ich möchte das nochmals klar stellen: ich bin kein Moslem. Ich bin Agnostiker. Ich habe mich sogar taufen lassen vor einer Weile (im OT schrieb ich davon) - nur so zum Spaß. Religion welcher Art auch immer hat für mich keinerlei Bedeutung. Ich bestehe deshalb darauf, da ich hier in vielen Diskussionen in Sippenhaft genommen werde und stellvertretend für die muslimische Welt sprechen soll. Das verfälscht und trübt Diskussionen...
Was Deine Annahme bzgl. der Moslems und deren "Loyalität zur Zivilgesellschaft" betrifft: wir können uns darauf einigen, dass das Konzept des Nationalstaates in der muslimischen Welt historisch noch nie eine Rolle gespielt hat. Die Gründe sind vielfältiger Natur.
Den Bogen zu einer potentiellen "wir gegen die" Situation, wie du sie teils implizierst - Situationen also wo es auf "Loyalität" ankommt -, würde ich aber dennoch nicht schlagen. Mehr noch, ich hielte sie für unbegründet. Ob Moslem, Jude, Christ, Du oder ich - Heimat begreifen wir alle als etwas schützenswertes. Wer hier sozialisiert wurde durch seinen Lebenslauf findet auch hier seine Heimat. Ich belächle immer wieder Aussagen von Jungtürken die Türkei wäre ihre Heimat - "Was wisst ihr schon? Lebt doch dort einmal eine Weile. Ihr habt doch mit 'denen' nichts gemein!", denke ich mir dann immer. Hab' ich ja auch oft gesehen. Junge Männer, die sich hier nicht haben finden können fliegen in die Türkei. Dort würde es ihnen ja so viel leichter fallen sich in die Gesellschaft einzubringen. Fast alle kommen geläutert zurück und begreifen wo ihre tatsächlichen Wurzeln sind. Nur Straftäter wie "Mehmet" dürfen nicht mehr mitspielen.
Ich schweife ab...
Ich fühle mich doch gar nicht bedroht.
Du skizzierst aber ein Bedrohungsszenario.
Aber sie sind mir, um ehrlich zu sein, vollkommen egal.
Alle anderen Menschen kommen ganz ganz weit abgeschlagen dahinter und sind für mich de facto irrelevant.
Hier schnappt die Logik der Moralkeule zu. Wenn "wir" Waffen an Gruppierungen verkaufen, die den wie oben beschriebenen Nährboden für Krieg, Elend und Vertreibung schaffen, müssen wir uns damit auseinander setzen. "Sie sind mir egal" ist inakkzeptabel, sofern man sich als gestaltendes Mitglied dieser Gesellschaft versteht.