Lächerlich, zu glauben, wir würden unsere "Meinungsfreiheit" einschränken, wenn wir diesen Film verbieten. Das einzige, das wir einschränken würde, wäre unsere "Beleidigungsfreiheit". Keine erhaltenswerte Freiheit.
Ach ja, herrlich. Also "Beleidigung" kann es nicht sein, da wir ja alle wissen, dass man nur einzelne Personen beleidigen kann. Gruppen (Muslime, Polizisten) kann man gar nicht beleidigen und abstrakte Konzepte ("den Islam", "die Mathematik") erst recht nicht. Denn der Islam hat gar keine Ehre, die man verletzten könnte.
Du willst die Meinungsfreiheit einschränken, weil dir eine bestimmte Meinung nicht passt. In diesem Fall Kritik am Islam und seinen Ausprägungen. Diese Meinung mag inhaltlich unzutreffend sein. Du magst gerne selbst Kritik an dieser Meinung äußern. Nichtsdestotrotz bleibt es eine Meinung. Und diese ist
an sich und
als solche schützenswert, losgelöst von ihrem Inhalt. Noch weiter: Nicht nur die Meinung ist schützenswert, sondern auch die Form ihrer Äußerung. Ein Film, mag er auch noch so überzogen und provokant sein, ist von der Rechtsordnung zu verteidigen. Genauso, wie auch andere Formen der Meinungsäußerung in Deutschland geschützt werden, gleichgültig, wie viele Menschen diese Meinung teilen. Dafür, dass das so ist, kannst du dich bedanken, wenn du das nächste mal auf einer Demo gegen S21 bist, wenn du dich am Stammtisch über die bösen Banker aufregst oder wenn du die Regierung das nächste mal kritisierst.
Die Vorstellung, wir müssten auf einmal ALLES verbieten, wenn man diesen Film bannt ist absurd. Eine Papst-Karikatur ist davon zB nicht betroffen.
Du bist ein Narr, wenn du das wirklich glaubst. Wenn du ein Gesetz schaffst, dass die "religiöse Beleidigung und Kritik, sowie Blasphemie" verbietet, dann verbietest du damit selbstverständlich auch die Papstkarikatur. Du musst dich mal entscheiden: Willst du Meinungen verbieten, weil sie die religiösen Gefühle anderer verletzten (können)? Dann musst du das für alle derartigen Meinungen tun.
Andernfalls knüpfst du eben nicht an die religiösen Gefühle an, sondern an die Heftigkeit und Brutalität der Reaktionen. Dann sagst du nämlich "
eine Meinung ist dann zu verbieten, wenn andere sie mit Gewalt beantworten". Dann belohnst du Mörder, Brandschatzer und Körperverletzer dafür, dass sie so brutal sind. Dann rufst du per Gesetz dazu auf, unliebsame Meinungen möglichst blutig zu bekämpfen. Ist das vielleicht deine Vorstellung von friedlichem Zusammenleben?
Das ist nicht "absurd". Vielmehr ist diese Allgemeinheit und Abstraktheit ein Merkmal eines Rechtsstaates. Im Gegensatz zum Willkürstaat, wo in der Tat irgendso ein Mahzagony aus dem Bauch heraus die eine Meinung verbietet und die andere nicht.
Selbst wenn du jetzt hingehen würdest und nur die "Islamische Blasphemie" unter Strafe stellen würdest, wäre es nur eine Frage der Zeit, bis andere Weltreligionen und anschließend alle von Art. 4 geschützten Glaubens- und Weltanschauungen folgen würden. In zwei, fünf oder zehn Jahren wäre dann Kritik an Scientology verboten. Das Recht ist ein empfindliches, zusammengehörendes System. So wie du in der Natur nicht die Fliegen folgenlos ausrotten könntest, kannst du auch nicht auf Dauer unsystematische Rechtsvorschriften einführen, ohne das große ganze auf lange Sicht zu verändern. Ich weiß Fliegen sind lästig. Sehr sogar. Und manchmal, argh, manchmal rät mir mein Bauch, die Konsequenzen doch einfach zu ignorieren und die Mistviecher alle auszurotten. Aber zum Glück habe ich diese Macht nicht, denn das böse Erwachen käme früher oder später.
Aber natürlich weißt du das wieder besser...
PS:
http://www.focus.de/politik/deutsch...eo-nicht-verboten-werden-darf_aid_824535.html