- Mitglied seit
- 21.08.2010
- Beiträge
- 7.845
- Reaktionen
- 1.021
kingcools:
Benraths letztes Posting fasst es ganz gut zusammen. Etwas ergänzt: Im Mittel gibt es eben Fortschritt in Form von Technologie und Effizienz. Dies ermöglicht es unseren Wohlstand per capita dadurch auszuweiten, dass Arbeitskraft freigesetzt wird die vorher mit anderen Aufgaben gebunden wurde, welche nun mit weniger Arbeitskraft erledigt werden können. Diese Arbeitskraft kann in zusätzlichen Wohlstand fließen. Das heißt, dass Unternehmen, welche technischen Fortschritt so einsetzen, dass sie eine existierende Aufgabe konstant besser lösen, langfristig an Wert gewinnen. Unternehmen die dies nicht schaffen gehen unter. Dazu kommt dann noch die Marktdynamik, dass Unternehmen sich in einem konstant ändernden Umfeld idealerweise ständig neu erfinden, um ihren Wettbewerbern voraus zu sein und ständig besser werden.
Der Trick beim Investieren besteht also darin, dass man erkennt welche Unternehmen langfristig die Auswirkungen und Implikationen des technologischen Wandels am Besten erkennen und am schlauesten darauf reagieren. Zumindest langfristig. Alles bis hierhin Gesagte bezieht sich auf die lange Frist von 5+ Jahren.
Kurzfristig spielt das nur teilweise eine Rolle. Vor allem deswegen, weil sich manche Technologien schneller entwickeln als andere. Sehr kurzfristig spielt etwas ganz anderes eine Rolle, nämlich Psychologie und Herdeneffekte die dann zu all den lustigen Blasenbildungen auf den Finanzmärkten führen. Da man mit diesen kurzfristigen Schwankungen leben muss, sollte man zumindest grob verstehen was sie treibt. Das wiederum lässt sich sehr knapp zusammenfassen mit "erkennen wohin die Herde rennt und dann mitrennen und ständig auf der Hut sein abzuspringen wenn man eine Klippe sieht" … Trendfolgerverhalten eben.
Bis hierhin noch nicht aufgetaucht: Der Staat. Der kann natürlich durch schlaues Management der Rahmenbedingungen sowohl den technischen Fortschritt als auch die bestmögliche Ausnutzung der Ressource Arbeit durch gute Arbeitsmarktpolitik dazu beitragen, dass der Wohlstand eines Landes steigt. Der globale & historische Regelfall ist, dass man einigermaßen froh sein kann wenn man nicht enteignet wird und die eigene Leiche dann mit einem Dildo im Arsch im Straßengraben endet. Ein Rechtsstaat mit Gewährleistung von Vertragsfreiheit und Privateigentum sowie einer universalen Sozialversicherung ist recht nah am Optimum dessen was jemals existiert hat.
Zsfg:
--> Kann man erfolgreich investieren? Ja, wenn man kurz- und/oder langfristige Dynamiken durchschaut. Kurzfristig muss man Trendfolgerverhalten verstehen und vorhersagen, langfristig muss man technologische Trends verstehen und vorhersagen. Beides ist nicht unmöglich, aber eben risikobehaftet.
--> Ist Investieren verabscheuungswürdiges Glücksspiel? Jein. Es ist Glücksspiel weil man streng genommen mit jeder Entscheidung darauf wettet, dass diese Firma morgen nicht Pleite ist. Das spätestens seit 2007-2009 populäre Verdammen von "Casino-Kapitalismus" halte ich aber für vollkommen falsch, weil letztlich jede zukunftsgerichtete Entscheidung Glücksspiel ist, nämlich eine Entscheidung unter Unsicherheit und Risiko––manche eben mit mehr, manche mit weniger Risiko. Daraus abzuleiten, dass es moralisch falsch ist Risiken einzugehen ist schwachsinnig. Was hier das eigentliche Problem ist sind gesellschaftliche Mechanismen die es ermöglichen Risiken einzugehen und bei Realisation der Risiken den Schaden auf andere abzuwälzen. Das wird umso relevanter wenn Investitionsentscheidungen das Wohlergehen von Firmen betreffen und damit das Leben anderer Menschen was dann durch die von Einzelnen eingegangenen Risiken brutal beeinflusst werden kann.
--> Geht es langfristig immer nach oben? Ja, aber eben nur aus der Vogelperspektive bzw. im Mittel. Einzelne Industrien sind immer mal wieder untergegangen weil die Technologie überflüssig geworden war. Siehe die Anbieter von Pferdekutschen oder CD- und DVD-Presswerken … die gibt es zwar noch, aber es ist nicht mehr die blühende Industrie die es mal war. Zu erkennen wann etwas auf dem absteigenden Ast ist ist fundamental.
PS: DIe hier referenzierten Finanzmarktmodelle bauen wiederum alle darauf auf, dass die kurzfristige Dynamik von Zeitreihendaten analysiert wird. Deswegen nimmt man dort auch den Random Walk als Basis … weil aus kurzfristiger Sicht die Änderungen eben unerklärbares Rauschen sind was erst langfristig durch Technologietrends beeinflusst wird.
Daher kommt auch der absolut zutreffende Aphorismus:
PPS: Und dann gibt es ja immer noch exogene unvorhergesehe Ereignisse die die ganze Dynamik über den kurz- bis langfristigen Haufen werfen und diejenigen real- und finanzwirtschaftlichen Akteure belohnen die sich am schnellsten auf die neuen Rahmenbedingungen einstellen können.
Benraths letztes Posting fasst es ganz gut zusammen. Etwas ergänzt: Im Mittel gibt es eben Fortschritt in Form von Technologie und Effizienz. Dies ermöglicht es unseren Wohlstand per capita dadurch auszuweiten, dass Arbeitskraft freigesetzt wird die vorher mit anderen Aufgaben gebunden wurde, welche nun mit weniger Arbeitskraft erledigt werden können. Diese Arbeitskraft kann in zusätzlichen Wohlstand fließen. Das heißt, dass Unternehmen, welche technischen Fortschritt so einsetzen, dass sie eine existierende Aufgabe konstant besser lösen, langfristig an Wert gewinnen. Unternehmen die dies nicht schaffen gehen unter. Dazu kommt dann noch die Marktdynamik, dass Unternehmen sich in einem konstant ändernden Umfeld idealerweise ständig neu erfinden, um ihren Wettbewerbern voraus zu sein und ständig besser werden.
Der Trick beim Investieren besteht also darin, dass man erkennt welche Unternehmen langfristig die Auswirkungen und Implikationen des technologischen Wandels am Besten erkennen und am schlauesten darauf reagieren. Zumindest langfristig. Alles bis hierhin Gesagte bezieht sich auf die lange Frist von 5+ Jahren.
Kurzfristig spielt das nur teilweise eine Rolle. Vor allem deswegen, weil sich manche Technologien schneller entwickeln als andere. Sehr kurzfristig spielt etwas ganz anderes eine Rolle, nämlich Psychologie und Herdeneffekte die dann zu all den lustigen Blasenbildungen auf den Finanzmärkten führen. Da man mit diesen kurzfristigen Schwankungen leben muss, sollte man zumindest grob verstehen was sie treibt. Das wiederum lässt sich sehr knapp zusammenfassen mit "erkennen wohin die Herde rennt und dann mitrennen und ständig auf der Hut sein abzuspringen wenn man eine Klippe sieht" … Trendfolgerverhalten eben.
Bis hierhin noch nicht aufgetaucht: Der Staat. Der kann natürlich durch schlaues Management der Rahmenbedingungen sowohl den technischen Fortschritt als auch die bestmögliche Ausnutzung der Ressource Arbeit durch gute Arbeitsmarktpolitik dazu beitragen, dass der Wohlstand eines Landes steigt. Der globale & historische Regelfall ist, dass man einigermaßen froh sein kann wenn man nicht enteignet wird und die eigene Leiche dann mit einem Dildo im Arsch im Straßengraben endet. Ein Rechtsstaat mit Gewährleistung von Vertragsfreiheit und Privateigentum sowie einer universalen Sozialversicherung ist recht nah am Optimum dessen was jemals existiert hat.
Zsfg:
--> Kann man erfolgreich investieren? Ja, wenn man kurz- und/oder langfristige Dynamiken durchschaut. Kurzfristig muss man Trendfolgerverhalten verstehen und vorhersagen, langfristig muss man technologische Trends verstehen und vorhersagen. Beides ist nicht unmöglich, aber eben risikobehaftet.
--> Ist Investieren verabscheuungswürdiges Glücksspiel? Jein. Es ist Glücksspiel weil man streng genommen mit jeder Entscheidung darauf wettet, dass diese Firma morgen nicht Pleite ist. Das spätestens seit 2007-2009 populäre Verdammen von "Casino-Kapitalismus" halte ich aber für vollkommen falsch, weil letztlich jede zukunftsgerichtete Entscheidung Glücksspiel ist, nämlich eine Entscheidung unter Unsicherheit und Risiko––manche eben mit mehr, manche mit weniger Risiko. Daraus abzuleiten, dass es moralisch falsch ist Risiken einzugehen ist schwachsinnig. Was hier das eigentliche Problem ist sind gesellschaftliche Mechanismen die es ermöglichen Risiken einzugehen und bei Realisation der Risiken den Schaden auf andere abzuwälzen. Das wird umso relevanter wenn Investitionsentscheidungen das Wohlergehen von Firmen betreffen und damit das Leben anderer Menschen was dann durch die von Einzelnen eingegangenen Risiken brutal beeinflusst werden kann.
--> Geht es langfristig immer nach oben? Ja, aber eben nur aus der Vogelperspektive bzw. im Mittel. Einzelne Industrien sind immer mal wieder untergegangen weil die Technologie überflüssig geworden war. Siehe die Anbieter von Pferdekutschen oder CD- und DVD-Presswerken … die gibt es zwar noch, aber es ist nicht mehr die blühende Industrie die es mal war. Zu erkennen wann etwas auf dem absteigenden Ast ist ist fundamental.
PS: DIe hier referenzierten Finanzmarktmodelle bauen wiederum alle darauf auf, dass die kurzfristige Dynamik von Zeitreihendaten analysiert wird. Deswegen nimmt man dort auch den Random Walk als Basis … weil aus kurzfristiger Sicht die Änderungen eben unerklärbares Rauschen sind was erst langfristig durch Technologietrends beeinflusst wird.
Daher kommt auch der absolut zutreffende Aphorismus:
"Doing economics is like pretending that there's no such thing as finance,
while doing finance is like pretending that there's no such thing as a real economy."
while doing finance is like pretending that there's no such thing as a real economy."
PPS: Und dann gibt es ja immer noch exogene unvorhergesehe Ereignisse die die ganze Dynamik über den kurz- bis langfristigen Haufen werfen und diejenigen real- und finanzwirtschaftlichen Akteure belohnen die sich am schnellsten auf die neuen Rahmenbedingungen einstellen können.
Zuletzt bearbeitet: