BTW 2025

parats'

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Nach allem was ich weiß und was bekannt ist, gab es Vorwürfe gegenüber Gelbhaar bzgl. sexueller Belästigung. Der RBB hat sich dazu dann eidesstattliche Versicherungen geben lassen und Gelbhaar hat seinen zweiten Listenplatz geräumt und Audretsch hat diesen übernommen. Nun stellt sich raus, dass die zentrale Person wohl gar nicht existiert, die EV hinfällig sind und nach allem Anschein der Auslöser innerhalb der Grünen war. Der NZZ Artikel ist da etwas genauer.
Der Teil bzgl. Audretsch ist imo reine Spekulation, der Teil über die Vorwürfe sind aber Tatsachen, die mittlerweile auch von den Brantner und Banaszak so öffentlich anerkannt und kommentiert worden sind. Der RBB hat bereits zurückgerudert und zugegeben, dass damit die Vorwürfe in sich zusammenfallen.

Mir geht es ja btw gar nicht um die Personen. Sondern eher, wieso man solche moves so kurz vor der Wahl macht.
 
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Benrath

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Ich glaub es bestreitet niemand den Sachverhalt bzw den Ablauf. Die Geschichte wird ja nur durch angebliche Motivation dahinter spannend, den Platz für den Mann aus habecks Entourage freizumachen. Außer das er davon profitiert hab ich bisher nichts konkretes gesehen
 

parats'

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Spannend ja. Dumm und strafrechtlich ist sie auch so und das mitten im Wahlkampf.
 

Gustavo

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@Gustavo schon klar. Dazu übrigens auf den Punkt, fand ich wirklich treffend, Veit Medick bei Miosga. Er bringt imho gut auf den Punkt, wie die etablierten Parteien zur Zeit im Wahlkampf herumlavieren und klassisch ihre Klientel bedienen. Niemand mag den Elefant im Raum ansprechen, weil ein echter Lösungsansatz immer Einschnitte für Wählergruppen bedeuten würde.
Auch die Einschätzung, dass dies zu Vertrauensverlust führt und Populisten stärkt, teile ich erstmal grds.


Prinzipiell finde ich vernünftig was er sagt, aber ich befürchte auch hier trifft eine ziemlich unglückliche Konstellation aufeinander: Einerseits eine (Wahl-)Bevölkerung, die ohne wirklich triftigen Grund völlig veränderungsscheu und besitzstandswahrend ist und andererseits Parteien, von denen mittlerweile keine mehr einen Vertretungsanspruch für einen echten Querschnitt der Bevölkerung anmelden kann. Abstrakt finden alle "Verzicht" gut, aber wenn man dann fragt was genau die Leute damit meinen haben alle immer primär die anderen im Blick, die verzichten sollen. Das spielt kleineren Parteien natürlich in die Hände, die dann Programme schreiben können, bei denen ihre Klientel weitestgehend ungeschoren bleibt und nur die anderen bluten müssen. Und in der Politik ist mittlerweile auch geradezu endemisch geworden, insbesondere am Ende der Merkel-Zeit, dass man abstrakte Ziele postuliert ohne einen konkreten Plan zu beschließen, wie man dort hinkommen will. Bei Umweltzielen, bei Digitalisierung, bei Bildung, bei Wohnraum, überall sagt man "wir wollen bis Jahr X Ziele Y und Z" erreicht haben, macht dann aber viel zu wenig dafür. Konsequenterweise sind die Ziele immer zwei oder drei Legislaturperioden entfernt.
Insofern denke ich, dass sich die Bevölkerung da durchaus auch an die eigene Nase fassen muss: Mir fällt kein Thema ein, zu dem es einen konstanten sachpolitischen Druck aus der Bevölkerung gab. Und dementsprechend reagieren die Parteien: Im Wahlkampf werden dieselben ideologischen Pferde geritten wie immer, statt dass man wirklich über Sachpolitik redet. Wenn es einen ECHTEN Wunsch aus der Bevölkerung gegeben hätte, die Zeitenwende umzusetzen würde im Wahlkampf über die Vergangenheit geredet und warum alles wieder so schleppend ging. Stattdessen redet man über die Zukunft und die Parteien werfen wieder Zahlen in den Raum unter denen sich niemand konkret etwas vorstellen kann.






Was veranlasst Menschen eigentlich dazu innerhalb der gleichen Partei solche Aktionen, auch noch kurz vor einer BTW, zu starten?
Gelbhaar war stabil vorne auf der Liste und man munkelt der Nutznießer ist Audretsch* (Wahlkampfmanager von Habeck).


*

Die Art, wie der Name Habeck da mit der Brechstange reingeschrieben wird ist schon ein bisschen peinlich. Gerade die Leute, die sonst gegen "Kontaktschuld" wettern, sind hier die ersten, die im Konditional von Habecks angeblichem Schaden schreiben. Nicht etwa, weil Habeck etwas zur Last gelegt wird. Nicht mal, weil Habecks Vertrautem etwas zur Last gelegt wird. Weil Habecks Vertrauter von dem Vorgang "profitiert"* haben soll, ohne dass es irgendeinen Anhaltspunkt dafür gibt, dass er etwas mit den Vorwürfen zu tun hat. Das ist kein seriöser Journalismus.

Ansonsten kann ich nur sagen, dass ich zwar prinzipiell in gewisser Weise schon das Problem sehe, vor dem die Grünen stehen, denn es ist glaube ich unzweifelhaft so, dass die Grünen tatsächlich niemanden aufstellen wollen, gegen den berechtigte Vorwürfe gemacht wurden, insofern kann man den Fall nicht einfach mit "in dubio pro reo" abräumen, es geht ja nicht um eine strafrechtliche Verurteilung sondern um politische Repräsentation (die auch nicht mehr entzogen werden kann, falls jemand ein Mandat gewinnt und sich die Vorwürfe als berechtigt herausstellen). Aber wenn man schon jemandem den Listenplatz wegnimmt würde ich doch darauf hoffen, dass man zumindest vorher ordentlich geprüft hat, so weit das in der verbliebenen Zeit geht. Aber hier geht es ja nicht mal um koordinierte Anschuldigungen von plausiblen Opfern (welche man als Partei schwer vollständig widerlegen könnte), sondern um mindestens eine frei erfundene Person. Das hätte man wohl schon auch in der kurzen Zeit merken können, insbesondere wenn es diese Person im Parteiverzeichnis nicht mal gibt.





*im Übrigen ist überhaupt nicht klar, wie groß dieser "Profit" denn nun wirklich gewesen wäre, weil Leute regelmäßig zwei Sachen vermischen: Gelbhaars Platz auf der Landesliste und Gelbhaars Direktkandidatur; die Direktkandidatur hatte er bereits gewonnen, aber für den Listenplatz stand die Abstimmung erst noch an und es wäre zu einer Kampfabstimmung mit Audretsch gekommen. Nur wenn er die verloren hätte wäre da ein nennenswerter Profit entstanden; dass jemand eine Kampfkandidatur gegen einen Mandatsträger gewinnt, der dazu noch einen relativ aussichtsreichen Wahlkreis direkt vertritt ist jetzt politisch nichts Außergewöhnliches und hätte für Audretsch auch keinerlei negative Konsequenzen gehabt
 

parats'

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Ansonsten kann ich nur sagen, dass ich zwar prinzipiell in gewisser Weise schon das Problem sehe, vor dem die Grünen stehen, denn es ist glaube ich unzweifelhaft so, dass die Grünen tatsächlich niemanden aufstellen wollen, gegen den berechtigte Vorwürfe gemacht wurden, insofern kann man den Fall nicht einfach mit "in dubio pro reo" abräumen, es geht ja nicht um eine strafrechtliche Verurteilung sondern um politische Repräsentation (die auch nicht mehr entzogen werden kann, falls jemand ein Mandat gewinnt und sich die Vorwürfe als berechtigt herausstellen).
Das ist genau mein Punkt. Es einfach ignorieren und intern klären geht nicht. Kommt das raus und die Vorwürfe sind wahr, haben die Grünen ein Kommunikationsproblem nach außen. Insofern scheint mir die aktuelle Handhabung als sinnvoll, einfach weil das Risiko deutlich geringer ist, das der Kram erfunden wurde. Nun ist es aber leider so und es bleibt am Ende vor allem eins hängen - wieso zerlegt man sich auf regionaler Ebene in solch einer Form. Absolut unnötig.

An die bewusste Bevorteilung von Audretsch glaube ich btw auch nicht, aber es ist verständlicherweise eine Art Reflex erstmal Kontaktschuld zu rufen. Gerade zur Wahlkampfzeit und der aktuellen Lautstärke einiger Akteure.
 
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Nur der Vollständigkeit halber, Gelbhaar hat nicht nur seinen Listenplatz verloren, sondern in einer Neuwahl auch seinen Direktkandidatenplatz. Sprich, die Bundestagskarriere ist allermindestens pausiert, durch vermeintlich konstruierte Vorwürfe. Ich persönlich hätte da von allen Beteiligten sehr viel mehr Fingerspitzengefühl erwartet.
 

Gustavo

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Das ist genau mein Punkt. Es einfach ignorieren und intern klären geht nicht. Kommt das raus und die Vorwürfe sind wahr, haben die Grünen ein Kommunikationsproblem nach außen. Insofern scheint mir die aktuelle Handhabung als sinnvoll, einfach weil das Risiko deutlich geringer ist, das der Kram erfunden wurde. Nun ist es aber leider so und es bleibt am Ende vor allem eins hängen - wieso zerlegt man sich auf regionaler Ebene in solch einer Form. Absolut unnötig.


Ich fand es ein bisschen irritierend, dass Gelbhaar sich darüber beklagt hat, dass es keine "politische Unschuldsvermutung" für ihn gab. Das klingt für mich nach "wenn ihr mir nicht beweisen könnt, dass die Anschuldigungen zutreffen, müsst ihr mir den Platz als Direktkandidat halt geben". Politik ist aber nun mal keine Strafjustiz, insofern gibt es keine Unschuldsvermutung, und es gibt auch keinen Besitzanspruch auf einen Platz als Bundestagskandidat für eine Partei, den man mal gewonnen hatte, wenn sich die Partei (innerhalb der gesetzlichen Frist natürlich) vor der Wahl umentscheiden will.

Mich stört generell, wie "Unschuldsvermutung" im öffentlichen Diskurs gebraucht wird. Ist vielleicht auch einfach ein unglücklich gewählter Begriff, vielleicht sollte es eher "Unschuldsannahme" heißen: Der Staat nimmt rechtlich deine Unschuld an, außer dir kann das Gegenteil bewiesen werden. Annehmen kann man prinzipiell alles. "Vermutungen" stellt man eigentlich erst an, wenn man sie mit irgendeiner Art von Evidenz begründen kann (und sei es nur die base rate). Richtig absurd wird es, wenn es um Vorwürfe geht, die nicht mal theoretisch strafrechtlichhe Relevanz haben, denn dann ist ja nicht mal theoretisch klar, wie eine Schuld überhaupt etabliert werden könnte, denn viele Sachverhalten die unter der Rubrik "verhält sich scheiße gegenüber Frauen" laufen erfüllen keinen Straftatbestand.


An die bewusste Bevorteilung von Audretsch glaube ich btw auch nicht, aber es ist verständlicherweise eine Art Reflex erstmal Kontaktschuld zu rufen. Gerade zur Wahlkampfzeit und der aktuellen Lautstärke einiger Akteure.

Na ja, es wäre eine Sache wenn der politische Gegner das macht. Das ist zwar auch dumm, aber in der Politik auch irgendwo Standard. Aber den Spin muss man als Journalist ja nicht übernehmen, das sollte einem eigentlich schon der Berufsethos sagen.
 

Benrath

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Was will Merz genau?


können wir diese schnappsidee bitte auch so kontrovers diskutieren wie habecks einwurf?

warum 50? Warum Gas? dachte wir sind Technologie offen? dachte der Markt regelt?
 
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abgelehnt. bei habeck gabs was zu diskutieren, mit pro und contra. das ist einfach nur dumm mit null pro-argumenten, außer man steht auf putins/trumps gehaltsliste.
 
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Habe mir gerade Lage der Nation angehört zum Thema elektronische Patientenakte & zum Thema Habeck's Vorschlag.

Zum Thema ePA fand ich es sehr gut, inhaltlich tief & balanciert.
Verstehe die Probleme nun besser.
Würde dennoch für mich persönlich nach wie vor die Risiken in Kauf nehmen, um den Mehrwert zu haben.
Finde es sogar eher nervig, wie gering der Mehrwert noch ist als dass ich mir persönlich um die Data Security Sorgen mache.
Würde meine medical records eh jederzeit für die Forschung donaten - gern pseudonymisiert, aber wenn jemand dann mit mir Kontakt haben wollen würde für Follow-ups wäre ich vermutlich immer dabei.

Zum Thema Habeck's Vorschlag fand ich es aber für LdN erstaunlich unkritisch.
Ihre Sicht ist grob zusammengefasst. "Gute Diskussion angestoßen, aber halt taktisch unklug im Wahlkampf."
Dabei kommen sie am Rande sogar selbst auf den Trichter, dass es halt nur Sinn machen würde, wenn man auf eine Bürgerversicherung umstellen würde.
Ich finde da könnte man auch inhaltlich die Kritik üben, dass er dann halt direkt den dicken Brocken ansprechen soll - Beitragsbemessungsgrenzen & Bürgerversicherung.
Innerhalb dessen kann dann die Einbeziehung von Kapitalerträgen Sinn machen -- ohne das ist es aber, wie wir uns ja größtenteils einig sind eher kontraproduktiv (weil es gezielt die Gruppe belastet, die in der GKV ist & unter der BBG ist).

Auf der Meta-Ebene interessiert mich da, ob die LdN-Dudes sich beim Thema Steuer- & Sozialsystem nur nicht so tief reingearbeitet haben, ob sie tatsächlich die Meinung haben, oder ob sie da mit gewissem Bias gezielt vorsichtig mit Habeck umgehen (weil Bild & co ja -teils tatsächlich- unfair mit ihm umgehen).
 
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Zu Habecks Vorschlag war auch noch Miosga von vorgestern "sehenswert".

Von vorne bis hinten Cringe. Man kann zumindest sagen, dass sich die Grünen von ihren zwei Vorzeigeministern dieses mal definitiv nicht die schwächere Person als Kanzlerkandidat ausgewählt haben. So häufig wie Baerbock betont hat, dass sie da jetzt nicht ins Detail gehen kann, weil das alles ganz doll komplex ist, muss man ja von Glück reden, dass wir hier im Forum so viele Genies sind, dass wir Worte wie "Beitragsbemessungsgrenze" überhaupt kenne. Peinlich.

Was Merz' Vorschlag angeht @Benrath:

Positiv zu bewerten wäre, dass Gaskraftwerke schnell und flexibel auf eine sich ändernde Auslastung von erneuerbaren reagieren könnten ohne vom Import abhängig zu sein. Allerdings wäre das auch etwas, was womöglich auch andere Kraftwerksarten leisten könnten, denn (ich spekuliere) die Wetterlage lässt sich in einem gewissen Rahmen ja schon vorhersagen, was u.U. genug sein könnte, um z.B. bei einem Kohlekraftwerk ein wenig hoch- und runterzuregeln … allerdings bin ich da zero bewandert. In Summe: ja, könnte diese Dips ausgleichen.

Negativ zu bewerten wäre, dass wir dann in Phasen starker Bereitstellung erneuerbarer Energiequellen dafür zahlen, dass wir diese Energie bereitstellen dürfen*, und dann nochmal in schwachen Phasen zahlen, um eine alternative Energiequelle zu haben. Mutmaßlich wären die Gaskraftwerke in dieser Situation aber immer noch teurer als der Stromimport … weil sie eben die teuerste Methode der Stromerzeugung sind. D.h. wir "lösen" das Problem, indem wir einfach _noch_ mehr Geld draufwerfen. Auch die Gesamtkapazität wird aufgrund der hohen Unit Cost nur theoretisch größer.

Die naheliegende Variante wäre mE gewesen, dass man mit Nachdruck in Speichertechnologien investiert. Also Batterien jedweder Art, Pumpspeicher, Wasserstoffsynthese, Schwungräder, Hitzespeicher … whatever. Dummerweise las ich davon nichts. Entsprechend erscheint mir Merz' Vorschlag ähnlich gut durchdacht wie der von Habeck, wobei ersterer vermutlich real mehr Schaden anrichten würde.


*Der garantierten Einspeisevergütung sei dank. Unter anderem zahlen wir effektiv dafür, dass Pumpspeicherkraftwerke in Österreich sich wieder "aufladen" können, um uns dann quasi die gleiche Energie bei Lastspitzen und Flaute _nochmal_ zu verkaufen.
 
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