Es ging mir eher um die Schulbildung, meinetwegen auch noch das Studium, nicht aber um den Eintritt in die Arbeitswelt. Und auch der wird nicht durch finanzielle Armut erschwert, sondern durch soziale Herkunft (ok, oft natürlich auch verbunden mit finanzieller "Not").
Den Begriff Gentrifizierung kannte ich zwar nicht, trifft das von mir geforderte aber auch nicht vollends, geht es dabei doch wohl vorwiegend um die Aufwertung städtischer Viertel.
Ja, der finanzielle aspekt ist nicht alles. das ganze thema ist etwas konfus, v.a. weil ich mir da stundenlang was im studium anhören musste, und das ganze etwas schwerer zu gliedern ist, v.a. weil es viele kleine einflussfaktoren gibt, und noch dazu alles irgendwie miteinander zu tun hat. das geld keinen einfluss hat ist zumindest extrem dumm, und auch die annahme, dass man gleich akademikereltern braucht für ein abitur (lmao) ist mehr als nur hirnrissig.
Rollen wir es mal etwas auf: ich nehme an, dass hier die meisten den begriff 'homo oeconomicus' kennen, auch wenn der mehr als abgelutscht und in der realität sehr gefährlich ist. (nein kein bock auf dein dummes gelatsche clawgMVwasweißichwer)
ausgangspunkt von microsoziologischen erklärungen ist es jedenfalls, dass ein mensch über verschiedene ressourcen verfügt. ökonomisches potential, d.h. rein theoretisch nur das geld, ist der ausgangspunkt deiner these, was typisch für ökonomische herangehensweisen ist - was die realität bis zu einem gewissen punkt aber viel zu sehr außen vor lässt. es gibt daneben diverse kulturelle aspekte (manieren, vorbildung durch eltern/sonstige erzieher/andere freizeitgestaltung für kinder) die als kulturgüter zusammengefasst werden. daneben gibt es hohe opportunitätskosten für eher mittellose eltern.
nimm doch mal eine alleinerziehende mit zwei kindern. das bischen unterstützung für den staat langt nicht wirklich für alles, was kinder so brauchen. in den meisten fällen muss die frau mehr oder minder teilzeitarbeit oder mehrere jobs annehmen, damit sie genügend geld bekommt, dass ihre kinder normal leben können. oder nimm dir die unterschiedlichen 'unteren schichten': vater auf dem bau, mutter teilzeit/vollzeit als putze / telefonistin irgendwo. kitas sind teuer, müssen bezahlt sein. kinderbetreuung nach / während körperlicher arbeit ist auch schwer. wenn die betreffenden dann genügend kohle haben, damit sie ihren kinder neben bildung etwas zu essen geben können, urlaub, oder so sachen wie vereine bieten können, müssen sie auch noch normale hausarbeit machen. normal sind die auch nicht hoch gebildet, sondern haben quali/max realschulabschluss. kindern da beim latein lernen helfen wird schwer, oder sich selbst in die höhere mathematik reinversetzen (ja, naja nicht hoch, aber über quali-niveau) etc. ist hart. so bekommst schon im elternhaus neben/vor der schule eine gewisse "kultutrelle" unterstützung. freizeit spielt auch hier ne wichtige rolle. leipzig-schakkeline glotzt den ganzen tag rtl(2), weil sie nix anderes kennt, hermann von und zu sonstwas dagegen ist im schachclub.
nach der bildungsexpansion im zuge der 60er/70er wurde es zumindest ermöglicht, dass alle an gymnasien kommen, vor allem auch auf dem land, und vor allem frauen. theoretisch war zu erwarten, dass
alle personen höherqualifiziert werden, da ja das system auf alle wirkt. hier wieder die theorie: leute, die es sich leisten können, (oberschicht + teile der mittelschicht) investieren jetzt mehr in die bilung ihrer kinder: nachhilfe, extrakurse, betreutes lernen ,bla bla bla. die kinder finden dann natürlich die schule deutlich leichter. und eben so was sollte durch ganztagsschulen aufhebbar sein (theoretisch - praktisch eher problematisch, da sind sich viele studien uneinig). hier driftet das dann halt auseinander, kinder die vom elternhaus in jeder hinsicht (durch geld, durch kulturkapital) besser unterstützt werden können, werden mehr schaffen.
in der praxis sah das dann so aus, dass zwar stadt/land unterschied aufgehoben wurde, mädchen aufgeholt haben, aber der drift nicht aufgehalten, sondern sogar teilweise verstärkt wurde. die arbeiterkinder verlieren extrem, weil sie auf haupt/realschule versauern, mittelstandskinder bekommen abi, höhere schichten hochschulabschluss.
erklärt sich laut micro-theorien folgendermaßen: wenn mehr leute abi bekommen, muss es für mehr leute mit abi arbeitsplätze geben. dazu muss der arbeitsmarkt genug bieten. bietet er aber nicht. also werden die akademiker (hochschulabschluß) die abitur-arbeitsplätze einnehmen, die abi-leute die rest-abi-arbeitsplätze, und einen teil der realschul-arbeitsplätze. so wird von oben herab verdrängt. und vor allem die karrierewege abgeschnitten -> verdeckelung.
das ist der eine teil. das nächste ist, dass heiratsmärkte gebildet werden. du heiratest, wenn du eine arbeit hast (rein statistisch), und du deine existenz sicher kannst. das gleiche gilt für die geburt des ersten kindes. quali-kevin macht also mit quali-schakkeline viele kinder, und das früh. die akademiker heiraten spät, und dann meist präferiert (überdurchschnittlich hoch) gleichwertige partner, oder maximal eine schicht nach unten. dadurch wird die soziale ungerechtigkeit reproduziert.
war das jetzt ausführlich genug? und ja, es wurde x-mal belegt.
zu der gentrifizierung: wo sonst hast du ausländerprobleme mit integration, außer in städten? in den ländlichen gegenden ist das nicht so das extreme problem. welcher ausländer mit wenig integrationswillen zieht auch an den arsch der welt, wo er weder anschluss an andere migranten hat, noch sich einigermaßen verständigen kann? das wäre ja das dümmst mögliche. dann lieber in die stadt, wo ich leute kenne, und wo ich eher mal als kloputze oder sonstwas arbeiten kann, weil der deutsche michel sich dazu zu schade ist.