Vor dem Internet bzw. dem Web 2.0 fand praktisch keine Interaktion zwischen Hörer und Produzenten statt - die Scheiben wurden einfach auf den Markt geworfen und die Kundschaft hatte die Wahl zwischen eben dem, was im Regal stand. Die großen Elektroketten boten und bieten eben jenes an, was sich auch eher verkauft (Die Angebotsfläche ist schließlich begrenzt), die kleineren unbekannteren Labels, die vielleicht keine Plattenfirma haben, die Vertrieb usw. organisieren, tauchen ergo dort gar nicht erst dort auf. Eher in den kleinen Eckläden, wo allerdings die Händler u. U. selbst die Scheiben beschaffen, für Zölle usw. kräftig draufschlagen (müssen).
Im Endeffekt bringen die Labels immer noch die Musik auf den Markt, die "laufen" soll (sprich, Gewinne machen, denn die Kosten für jede produzierte CD müssen die ja auch erst einmal auslegen, sprich eine CD der neuen Band ohne Risikokalkulation mit Kostendeckung dürfte dann ein paar hundert Euro kosten. Transport, PR und Co. müssen in jedem Fall bezahlt werden).
Aber der User kann nun immer mehr mitreden. Das Angebot ist durch das Internet bekanntlich breiter geworden, man findet leichter Informationen über Musik, die man mag.
Und eben nicht zu vergessen, das Filesharing. Die Napster-Pleite hat es vorgemacht. Die Musikindustrie ist viel zu spät auf den Zug aufgesprungen bzw. waren schon die ersten kommerziellen Downloadangebote schon zu restriktiv, siehe Sonic Stage damals.
Will weder das Vorgehen der MI noch das Verhalten der (meisten) Filesharer schönreden. Einerseits gebe ich den Kommentaren völlig recht, dass 15 Euro heutzutage nicht mehr zeitgemäß sind für eine CD, andererseits ist es auch der Fall, dass die MI eben NICHT davon 14,50 Euro Reingewinn einstreicht und 50 Cent Rohlingskosten sind.
Die Preise für Downloadprodukte müssten kräftig fallen, denn auch ich sehe es nicht ein, denselben Preis für ein paar digitale Bytes zu zahlen - es ist kein Booklet vorhanden, ich muss es erst selbst auf CD brennen - und je nach Anbieter bin ich durch DRM zu eingeschränkt bzw. nach einem Plattencrash könnte ich alt aussehen. Auf der anderen Seite sind da die User. "Ich kann mir die Mucke nicht leisten, die ist viel zu teuer. Also muss ich sie mir saugen, bei den Preisen!!!eins". Die Frage ist eben: Diebstahl? Oder eher nicht?
Man "muss" gar nichts saugen - die Möglichkeit ist eben da. Und mal ehrlich: Ich kenne kaum jemanden, der nicht mindestens ein bis zwei Lieder aus solchen Quellen hat, sei es selbst zum "Probehören" oder durch Freunde (hier gilt wieder das Recht der Privatkopie im eigenen Umfeld, wenn ich mich nicht täusche).
Macht die Musikindustrie tatsächlich Verluste, oder nicht eher weniger Gewinn? Denn manche würden die Musik ja ohnehin nicht kaufen, wäre sie nicht kostenlos (illegal) via Tauschbörse zu beschaffen -> Theoretisch dürfte ja denn dem Unternehmen nichts an Gewinn entgehen, wenn es sowieso ein potentieller Nichtkäufer ist, und es entsteht kein physischer Schaden, etwa durch das Entwenden einer CD im Laden, die die regulären Käufer wieder mitfinanzieren müssten durch höhere Preise.
Mein Vorschlag:
- Entweder die CD-Preise im Laden oder die im Internet senken. Was würde passieren, wenn die Musikindustrie beispielsweise einen Track für 60 Cent verkauft, das Album für knapp 5-6 Euro?
Es bleibt vom Kuchen so von jedem Titel im Vergleich zum Ladengeschäft noch weniger für jeden (Label, Künstler, Logistik) übrig, aber da fallen doch diverse andere Kosten wie das Pressen der CDs, Personal und Anderes weg.
Würden deutlich niedrigere Preise bei Downloadportalen wirklich Viele aus der Illegalität ziehen? Meine Frage aus der Sicht eines Laien, was Marktwirtschaftskenntnisse angeht.