@ Gustavo
Naja das ist halt unterm Strich die Merkel Linie "kann man nix machne, AfD Leute sind halt bisschen dumm, die verstehen nicht, dass alles echt super ist und Migration einfach unerheblich und daher uninteressant".
Was habt ihr alle immer mit Merkel? Das ist schlicht und ergreifend die Linie, die ich aus dem ziehe, was ich an poliitkwissenschaftlicher Literatur lese. Ich hatte hier sogar im Thread mal eine Studie verlinkt die relativ gut gezeigt hat, dass es für die etablierten Parteien rechts der Mitte im Schnitt nichts gebracht hat, rechtspopulistische Forderungen zu adaptieren, weil es nicht dazu führte dass die Rechtspopulisten weniger erfolgreich wurden. Du verschließt schlicht und ergreifend die Augen davor, dass die Kernwähler der Rechtspopulisten für die Demokratie nach westlichem Muster verloren sind. Das macht es aber nicht weniger wahr. Rechtspopulisten wollen eine andere Art von Staat und überall dort, wo sie lange genug an der Macht sind (Polen, Ungarn), um die institutionellen Leitplanken abzubauen, kannst du auch sehen, wie er aussieht. Ihr verniedlicht das, indem ihr so tut als wären das alles irgendwie rationale Leute, die eigentlich das richtige wollen, aber Rattenfängern auf den Leim gehen, wenn ihr das alles auf Flüchtlinge reduziert.
Da liegst du halt massiv falsch und das weiß auch jede Partei, weshalb sie den Teufel tun würde auch nur den Anscheind eines 2015 zu erwecken. Für den "Durchschnittsbürger" ist insofenr alles kalter Kaffee, was 2 Wochen aus der Tagesschau verschwunden ist. Das bedeutet aber nicht, dass es vergessen ist oder das Problem gelöst wäre.
Es ist extrem ermüdend, wie du immer wieder policy und politics durcheinander wirfst. Ich rede über Politics, du redest über Policy. Für Politics (!) wissen wir ganz genau: Wenn das Thema aus der Tagesschau verschwunden ist, ist es kalter Kaffee. Du kannst das als Policy für eine Katastrophe halten und ich kann es für belanglos halten, aber es ändert schlicht und ergreifend nichts an der Tatsache: Es ist vergessen. Solange es sich nicht wiederholt, bleibt es bei den meisten Wählern so.
Im Grunde hast du also mit vielen Worten gesagt, warum man sich mit keinem Deut um die Interessen der AfD Wähler kümmern braucht und so wird es halt ewig hin und her gehen. Wenn man das "Problem" wirklich lösen will, müsste man bereit sein einzugestehen, dass sie einfach im Punkt Masseneinwanderung nicht total daneben liegen und dass es so wie es bisher lief (und auch jetzt noch läuft in Europa) einfach nicht mehr weitergehen kann.
Wie gesagt: Dein Problem ist, dass du einfach nicht von diesem leidigen Flüchtlingsthema abstrahieren kannst. Und ja, letztendlich sage ich genau das: Es geht nicht anders als die Interessen der AfD-Wähler zu ignorieren, weil es nichts bringt, auf sie einzugehen. Das heißt natürlich auch nicht, dass du immer das Gegenteil dessentun sollst, was sie wollen: Wenn man es genuin für gute Policy hält, dann sollte man es tun, auch wenn die AfD dafür ist, das steht absolut unbenommen. Man sollte bloß nicht glauben, dass man damit der AfD das Wasser abgräbt, denn es gibt einfach keine Evidenz dafür, dass das bei Rechtspopulisten funktioniert. Das Verhältnis zwischen AfD und Union ist nicht vergleichbar mit dem Verhältnis Union zu SPD, wo Merkel die Partei 20% in die Mitte verschieben kann und dann schon einen nennenswerten Teil der Wähler der SPD abgräbt. Wer AfD wählt will dass die Dinge ganz anders laufen und das kann denen die Union unmöglich verkaufen, alleine schon weil es DIE Establishment-Partei in Deutschland ist.
Das "Problem" von dem ich rede sind die 10%+ Wähler, die keine demokratische Gesinnung haben. Dagegen nehmen sich für mich die Flüchtlinge sehr harmlos aus, aber das ist wie gesagt egal, du kannst auch gerne anderer Meinung sein bzgl. Flüchtlingen, aber wenn du anderer Meinung bzgl. der AfD-Wähler bist, dann würde ich schon als Begründung mehr hören wollen als "ja, so ganz unrecht haben sie mit den Flüchtlingen ja nicht", denn das ist wie gesagt nicht der Kern des Themas. Schau dir mal die AfD-Pressekonferenz zum Wahlausgang in SA an, wenn du ein konkretes Beispiel haben möchtest: Was du dort siehst sind keine Demokraten so wie du und ich das Wort verstehen.
Wie gesagt, Dänemark hat sehr schön gezeigt, wie man bspw. als Sozialdemokraten sowohl Links als auch Rechtrs Leute wieder einfängt und der Schlüssel heisst auch dort: großzügige Sozialpolitik, harte Migrationspolitik. Viel Unterstützung und Hilfe für die Guten, absolute Härte und Null Toleranz gegen die Schlechten. Unsere Politik traut sich weder das eine noch ads andere und schwimmt Merkelmäßig im absoluten Mittelmaß des status quo herum - wie in allen Belangen.
Ich sage dir nochmal: Es gibt gute politikwissenschaftliche Literatur (als Beispiel: Silja Häusermanns Arbeiten), die klar zeigt, dass diese Fälle nicht vergleichbar sind. Die Sozialdemokraten in Dänemark machen das nicht hauptsächlich, weil sie glauben den Rechtspopulisten das Wasser abzugraben, sondern weil ihre eigenen Wähler das wollen. Das ist aber in Deutschland schlicht und ergreifend nicht so. Ich weiß, in der journalistischen Sphäre ist die Welt immer voll von latenten Linken, die eigentlich weiterhin links wählen würden, aber es wegen Flüchtlingen/Identitätspolitik/(hier Tagespolitik einsetzen) nicht tun, aber das ist schlicht nicht die Realität, wie Umfragen sie darstellen. Es gibt knallharte Evidenz, dass in Dänemark UNTER LINKEN (!) die Umfragewerte bzgl. "flüchtlingsfreundlicher vs. flüchtlingskritischer Politik" deutlich anders aussehen als in Deutschland. Das mag dir (aus deutscher Sicht) nicht weise erscheinen, aber es ist schlicht und ergreifend wahr: Du blendest komplett aus, dass 2016 die Leute unzufrieden waren, ein guter Teil derselben Leute 2015 aber eben durchaus mit Merkels Politik einverstanden war. Weder das eine oder das andere ist der "Normalzustand", der Normalzustand bewegt sich irgendwo in dem sehr breiten Feld dazwischen. Das weiß die AfD übrigens relativ genau, denn dort wird sich permanent über "die Medien" beschwert, weil man genau weiß, dass man die Art von Berichterstattung (Flüchtlinge als Problem) braucht, der man 2016 nicht entkommen konnte, um politisch über die Kernwählerschaft hinaus erfolgreich zu sein.