[...] Früher oder später raged man allerdings rum, es kribbelt in den Fingern, und dann sagt man irgendwas.
Weiterhin nervt es, dass wirklich nicht diskutiert wird, zumindest krieg ich in keinem Medium - Forum, online Paper, Radio, TV, Talkrunden, sonstigen Aktionen - irgendeine Form von Austausch mit. Es wird A von X vorgeschlagen, Y sagt B wäre es. Das war es dann, es wird nicht diskutiert, es wird direkt auf emotionale oder persönliche Schiene gewechselt, es kommt zu keinem Austausch. Und das sind nicht nur Politiker, es zieht sich momentan durch die komplette Gesellschaft, von Journalisten, über Talkmaster bis zu den Leuten auf der Straße.[...]
naja, was erwartest du realistischerweise? die leute werden sich schon mehr als 2 sekunden zeit genommen haben, um sich für eine ideologie/weltanschauung zu entscheiden, wie auch immer sie zu dem schluss gelangt sind. das ziel in diskussionen ist nicht, die gegenübersitzende person zu überzeugen, sondern die hunderttausenden "neutralen" zuschauer vor dem tv. idealerweise werden die entscheidungsträger aufgrund der mehrheitsverhältnisse innerhalb der bevölkerung dazu gezwungen, ihre position anzupassen, um wähler angemessen zu befriedigen.
Aber um mal auf eine "Diskussion" zurückzukommen, mir stellt sich vor allem mit der Ansicht "alle [kriminellen] [falsche Flüchtlinge] [bei erreichter Obergrenze] seien auszuweisen" folgende Frage: Was passiert, wenn das rigoros gemacht wird? Wo schieben wir sie hin? Denkt ihr, die kommen dann nicht wieder? Was machen die normalen, verstopften Länder auf der Route?
da du hier emotional argumentierst: in afrika verhungern täglich tausende. ist deren elend etwa weniger akut als das der kriegsflüchtlinge? sollen wir den halben kontinent etwa auch hierher holen? ich wette du (und ich) schlafen nachts wie babies und haben währned der aktuellen flüchtlingskrise die not anderswo komplett ignoriert. wenn du jedes menschenleben, das von deutschland hätte gerettet werden können, zu deiner persönlichen verantwortung machst, kommst du aus der depression gar nicht mehr heraus. machst du aber nicht konsequent, nur für die flüchtlinge, die gut sichtbar für uns, da von fernsehkamera eingefangen, an die grenzposten klopfen.
Unter Einbedenken, dass viele Wirtschaftsflüchtlinge unter Lebensgefahr im Mittelmeer rumtuckern, erscheint es mir persönlich recht naiv anzunehmen, abgeschobene Leute würden einfach dann zu Hause bleiben. Entsprechend müsste, wenn schon rigorose Stopps und Ausweisungen gefahren werden, anderswo Geld investiert zu werden, damit das Problem an der Wurzel gepackt und aufgelöst wird - und ob solche Lösungen billiger oder teurer als Einreise, Integration und Fortbildung wären. Dabei ist noch zu bedenken, dass wenige Leute plötzlich massiv viel entscheiden müssen. Es ist eine Sache online oder am Stammtisch zu fordern, eine andere wirklich ein Schicksal zu sehen. Und ja, es gibt durchaus Terroristen/Idioten/Vergewaltiger/etc. pp. darunter. Genau da liegt wohl aus moralischer Perspektive viel für die Gutmenschen begraben, kA wie man dazu kommt, dass man so ein Dilemma als Naivität oder Schwäche auslegt. Und genau daher wäre eine Abschottung für mich das letzte Mittel überhaupt, sowie ein Armutszeugnis eine Abschottung ohne Differenzierung als alternativlos zu bezeichnen.
ich wiederhole hier nochmal schnell meine ursprüngliche position, die ich vor vielen vielen seiten gepostet habe, um dem vorwurf von "xenophobie", "nazi" vorzubeugen: ich hätte nichts dagegen, flüchtlinge aufzunehmen, wenn sie von anfang an FAIR über ganz europa verteilt worden wären (selbstredend hätte deutschland das größte stück vom gesamtkuchen bekommen). jedoch hat sich gezeigt, dass während der ganzen zeit NIEMAND die flüchtlinge aufnehmen will. europa klatscht uns applaus für unsere barmherzigkeit, aber der gemeine engländer flüstert zum nächsten: "ich bin aber schon froh, dass es nicht unsere regierung und unser land ist". diese untätigkeit, diese "see no evil, hear no evil, speak no evil" attitüde der anderen ist es, die unsere bevölkerung (mich eingeschlossen) so feindselig ggü der flüchtlingsdebatte gemacht hat. währenddessen nehmen wir weiterhin unaufhaltbar flüchtlinge auf, DAMIT diese leute eben nicht verrecken. das würde unausweichlich passieren, da, nochmals, NIEMAND diese menschen will. das blut der flüchtlinge wäre nicht an unseren händen.
politiker wie der amerikanische präsidentschaftskandidat bernie sanders kritisiert, dass katar statt hunderten millionen für die fußball-weltmeisterschaft auszugeben lieber den flüchtlingen helfen sollte. währenddessen wird in den usa heiß diskutiert, ob es mit ihrer sicherheit vereinbar ist, dieses jahr 64k flüchtlinge aufzunehmen. 6 4 k !
es wurde zu beginn der krise auch vorgeschlagen, das oktoberfest etc. auch ausfallen zu lassen, um ein zeichen zu setzen und flüchtlingszelte zu errichten. sorry ich bin nicht bereit, meine lebensqualität derart zu beschneiden, "irgendwas ist immer".
pragmatische gesehen, da sich europäische länder aus egoistischen gründen auf keine einhellige lösung einigen will: flüchtlinge in der türkei unterbringen und das land finanziell unterstützen, dort passen kulturell viel besser hin als nach europa.
Er muss zwingend etwas tun, alles andere läuft auf feste Grenzen im Stile der DDR raus.
false equivalence. und "der westen" ist vollkommen zufrieden mit der derzeitigen lösung, nur deutschland eben nicht. und deutschland hat sein ganzes leverage verspielt, da die hunterttausenden flüchtlinge nun halt schon im land sind. das kind ist in den brunnen gefallen.
Wo es bei mir dann endgültig fehlt ist die Sympathie mit anderen Mischforderungen, die so irgendwie von der PEGIDA rüberschwappen: "man könne sich doch auch um die deutschen Probleme kümmern". Ja, natürlich. Gerade in der Flüchtlingskrise sehe ich Potential bei den eher linken Parteien bestehende Gesetze zu verändern. Man könnte, langfristig, mal sehr genau über zunehmende Zeitarbeit nachdenken, oder ob Mini-Jobs in ihrer Form nicht überarbeitet werden könnten, ob man nicht mal die Lücken im Kündigungsschutz und Sonderregelungen für "kirchliche und religiöse" Unternehmen abschafft. Und das wiederum ohne den Teufel an die Wand zu malen - die Flüchtlinge lösten das Problem nicht aus, das haben wir uns in den letzten Jahrzehnten selbst gezüchtet. Kausalität wird trotzdem postuliert, sowie der Allgemeinplatz gefahren, Kriminalität gehört abgeschoben (ach, als ob da jemand Normales da was einzuwenden hätte). [...]
hier stimme ich dir vollkommen zu, es braucht immer ereignisse statt vernunft, um die politikträge masse, die sonst zu sehr mit ihrem eigenen individuellen leben und problemen beschäftigt ist, hinter ein gemeinsames ziel zu mobilisieren. siehe verschärfung der gesetze zu sexueller gewalt in schland nach der silvesternacht. es werden nebenbei bemerkt immer noch vergewaltiger für nicht schuldig erklärt, deren opfer sich nicht ausreichend gewehrt haben oder nicht vehement genug nein sagten.