England hat auch eigentlich nicht das Personal für ein 4-4-2. Barry und Lampard sind technisch und läuferisch nicht gut genug, um zu zweit im Zentrum gegen stärkere Teams zu bestehen. Zudem ist Lampard nicht besonders diszipliniert, wenn es gilt, sich richtig zu positionieren.
Wurde Capello ja auch schon längere Zeit vorgeworfen das falsche System zu spielen, aber nach der starken Qualifikation hatte er die Argumente auf seiner Seite.
Allerdings ist es eben ein Unterschied gegen kleine Gegner zu gewinnen, die sich eh hinten reinstellen und da die Nachteile des 4-4-2 in Kombination mit dem vorhandenen Personal überdeckt werden.
So hat England ja auch kein Freundschaftsspiel gegen einen "Großen" gewonnen gehabt mit Ausnahme von Deutschland, die in diesem Spiel ganz zufällig noch das 4-4-2 spielten (wobei ich hier nicht alles nur auf das System schieben will, aber das war damals sicherlich auch schon ein Faktor).
Traue nur wenig Mannschaften zu, noch ein echtes 4-4-2 erfolgreich zu spielen. Spanien hat dafür die Spieler, und Xabi Alonso/Xavi haben das afaik auch ein paar Mal in der Qualifikation gespielt, aber das sind eben auch absolute Weltklasse-Leute.
Das Lustige daran ist ja, dass Spanien mit Torres und Villa zwei absolute Topstürmer hat und theoretisch perfekt ein 4-4-2 spielen können müsste. Dennoch ist es in der Realität so, dass Spanien eben im 4-4-2 wesentlich mehr Probleme hat als noch unter Arragones im 4-1-4-1 oder nun im meist praktizierten 4-2-3-1.
Wegen dieser Probleme Villa und Torres im Team unterzukriegen wurde Villa im letzten Spiel ja schon auf eine Mittelfeldposition geschoben und musste praktisch einen auf Podolski machen.
Das hat aber auch nicht so richtig super geklappt, vor allem da bei Torres momentan wenig klappt und nachdem er rausgenommen wurde und Villa vorne spielte lief es auch besser.
Gibt in Spanien daher nun die Diskussion, ob es nicht besser wäre auf Torres zu verzichten, denn so könnte man dann z.B. einen Fabregas ins Team kriegen.
Auch etwas umstritten ist es ja, ob es wirklich eine gute Idee ist Busquets und Xabi Alonso als Doppel 6/8 spielen zu lassen, da man ihnen den Vorwurf macht das Spiel zu verlangsamen.
Wird halt oft angeführt, dass bei der EM mit Senna einer da war der schön abgeräumt hat und die vier davor sich dann sozusagen austoben konnten.
Also aus meiner Sicht stellt es sich mittlerweile so dar, dass man sich ein 4-4-2 nur dann erlauben kann, wenn man im Vergleich zum Gegner einen echten Qualitätsvorteil hat, denn ansonsten ist es immer problematisch die Mittelfeldduelle zu gewinnen und von dort aus werden nunmal die Akzente für Defensive und Offensive gesetzt.
Ich glaube auch nicht, dass im modernen Fußball noch Platz ist für zwei zentrale Stürmer, die nur auf Chancen lauern.
Es ist einfach so, dass solche Stürmertypen dann das gesamte Spiel in Richtung Zentrum ziehen und da gibt es sowieso immer weniger Platz. Sicherlich kein Zufall, dass die "Großen" der letzten Jahre mit Messi, C. Ronaldo etc. eben der neue Typ des Stürmers sind (und um auf England zurückzukommen war Rooney in der Rolle des "spielenden" Stürmers auch immer am besten).
Bezeichne sie eben bewusst als Stürmer, da sie zwar noch oft aus dem Mittelfeld heraus agieren, aber klar auch die Rolle des "Torjägers" übernehmen.
Diese Überlappung der Positionen sieht man ja auch bei Deutschland mit Müller, Podolski und selbst Özil.
Für mich definitiv eine interessante Entwicklung, die sicherlich schon einige Jahre im Gang ist, aber mittlerweile an einem Punkt ist wo man wirklich sagen muss, dass das 4-4-2 vergangener Tage wohl bald sein Ende finden wird.