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Hier wird wohl kaum einer in Abrede stellen, dass Demokratie Transparenz benötigt. Anders ist Partizipation nicht vorstellbar. Ebenso nachvollziehbar ist es, dass einige Dokumente zeitweilig unter Verschluss liegen müssen. Beispielsweise wenn sie Informationen darüber enthalten, welche Ziele besonders kritisch hinsichtlich eines Anschlags sind.
Zeitweilig ist hier das richtige Wort. Da muss ich ausnahmsweise sogar mal die USA loben, die meisten der von Wikileaks veröffentlichten Dokumente waren soweit ich weiß sowieso zur Veröffentlichung (sofern eine Anfrage danach eingeht) in 5 Jahren freigegeben.
Die Veröffentlichung jetzt, bevor diese selbst gesetzte Frist abläuft, kann man gerne kritisieren. Aber es muss doch wirklich jedem auffallen, dass der Ruf nach Sanktionen ein massiver frontaler Angriff auf die Pressefreiheit und somit auf einen der wichtigsten Grundpfeiler unserer modernen Gesellschaft ist. Stellt euch doch mal vor, die NY Times hätte die Daten veröffentlicht und man würde sie jetzt ganz offen mundtot machen wollen. Watergate, Spiegel Affäre - da wäre nichts dagegen, der Aufschrei wäre unglaublich groß und jeder würde die Pressefreiheit verteidigen. Aber hier geht es "nur" um eine bis dahin recht unbekannte Internet-Plattform, dann ist Pressefreiheit plötzlich unwichtig? Das ergibt doch nun wirklich keinen Sinn.
Ihr könnt ja gerne sagen, dass diese Veröffentlichungen nicht sinnvoll waren. Aber ein Verbot gewisser Veröffentlichungen zu fordern geht einfach nicht. Wer soll denn bestimmen, was verboten ist? Die Regierung? Wie soll denn dann jemals ein Journalist noch eine Enthüllungsstory schreiben dürfen?
Es gibt einfach keinen anderen Weg, wir müssen alle Veröffentlichungen von Wikileaks unterstützen, auch wenn einige davon "nur" Klatsch und unwichtig sind. Alles andere mündet in der Abschaffung der wichtigsten freiheitlichen Werte unserer Gesellschaft. Sobald wir eine übergeordnete Instanz akzeptieren, die entscheidet, welche Veröffentlichungen "gut" und welche "böse" sind ist es zu spät, dann leben wir in einer zensierten Medienlandschaft. Dass Zensur prinzipiell etwas schlechtes ist, darüber sind wir uns doch hoffentlich alle einig, oder?