Teegetraenk
Tippspielmeister WM 2006
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Ich kenne die Gehälter nur für Jura. Da bietet sich folgendes Bild:
In der Kanzlei, in der ich vor Beginn meines Referendariats 3 Monate gearbeitet habe, liegt das Einstiegsgehalt, 2 Prädikatsexamina und sehr gute Englischkenntnisse vorausgesetzt, bei ca. 110.000 (Brutto), mit LLM und/oder Dr. (habe ich beides nicht) ca. 130.000 €. Wenn man dann nach 10 Jahren mit etwas Glück Partner wird, verfünffacht sich diese Summe schnell noch einmal, nach oben ist eigentlich keine Grenze gesetzt.
Aber die Frage ist, ob es das auch wert ist. Ich musste dort 6 Tage die Woche arbeiten, Samstags erlaubt man sich den Luxus, bereits um 18:00 Feierabend zu machen und Sonntags ist man auf Abruf. Unterm Strich eine 60-70 Stunden Woche. Dann relativiert sich auch das Gehalt etwas. Man denkt rund um die Uhr an die Arbeit, hin und wieder ist man stolz, an der Abwicklung einer 800Mio Akquisition beteiligt gewesen zu sein, aber wen das nicht allzu geil macht, der wird dort niemals glücklich. Für mich war es eine Erfahrung, die ich nicht wiederholen möchte.
Steigt man beim Staat in der höheren Beamtenlaufbahn ein, verdient man ein Drittel, hat aber auch Zeit und damit das, was man allgemein unter "Leben" versteht. Find ich Klasse.
Als Richter verdient man nur etwas besser, arbeitet aber auch sehr viel mehr, also nur bedingt zu empfehlen. Man muss halt drauf stehen, in seinem Gerichtsaal der absolutistische Herrscher zu sein :-)
In der Rechtsabteilung eines Großkonzerns steigt man (z.B. in der Automobilindustrie) mit 55-60k ein, aber auch hier ist ein Prädikatsexamen Pflicht. Auch eine Tretmühle, aber nicht ganz so schlimm wie die Großkanzleien.
Es gibt auch genug Juristen, die ihr Wohnzimmer zum Büro gemacht haben und um die 20-30k verdienen. Wer mit reichen Eltern gesegnet ist, kann sich eventuell noch in eine bestehende Kanzlei als Teilhaber einkaufen und hat somit ein relativ gesichertes (und gutes) Einkommen. Das wäre natürlich Klasse.
Man sieht, die Einkommensspanne geht bei Juristen sehr weit auseinander, einen Durchschnittswert kenne ich nicht. Ich weiß nur, dass ich nicht mein Leben für eine Großkanzlei wegwerfen werde, um dann abends um 9 meine S-Klasse nach Hause in die Tiefgarage zu fahren, um anschließend totmüde ins Bett zu fallen. Ich liebäugele deshalb eher mit einer Beamtenlaufbahn und mittlerem Einkommen, wäre doch ganz nett seinen Kinder beim Aufwachsen zusehen zu dürfen... aber es gilt wohl: suum cuique :-)
Hab viel ähnliches erzählt bekommen und in Praktika gesehen. Und das ist es in meinen Augen echt nicht wert^^
Was meinen Gesprächen mit Richtern aber nicht entspricht, sind deine Angaben zu Gehalt/Arbeitszeit. Tatsächlich arbeitet ein Richter weniger als ein durchschnittlicher Rechtsanwalt und deutlich weniger als ein Staatsanwalt, verdient auch nicht allzu gut - zumindest nicht so gut, wie man mit zwei Prädikatsexamina verdienen könnte. Trotzdem sind die Stellen natürlich heiß begehrt. Gutes Gehalt, erträgliche Arbeitszeit, viel Verantwortung, großes gesellschaftliches Prestige.
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