John McCain, der Mega-Bush
Mit rätselhafter Gleichgültigkeit nimmt Europa zur Kenntnis, dass John McCain der Präsidentschaftskandidat der US-Republikaner ist. Gegen ihn ist der aktuelle Amtsinhaber geradezu ein Friedensengel.
...McCain stellt aufgrund seiner politischen Grundeinstellung, seiner bisherigen praktischen Politik und vor allem seiner Persönlichkeit ein Problem dar.
Seine Ideologie und die seiner wichtigsten Berater ist neokonservativ. Früher galt McCain als konservativer Realist alter Schule. Doch inzwischen dienen die Realpolitiker in seinem Team nur noch zur Dekoration. ...
...Schon 1999 sagte McCain: "
Die USA sind das Land, ohne das es nicht geht. Wir haben bewiesen, dass wir
die stärkste Kraft in der Geschichte der Menschheit sind, die für das Gute eintritt (...). Wir sind fest entschlossen, unsere Vorreiterrolle in der Weltpolitik weiter zum Wohle der Menschheit zu nutzen."
...Ganz im Sinne des neokonservativen Programms, die Demokratie auch mit Gewalt in der Welt zu verbreiten, sagte McCain im Jahr 2000: "Ich würde eine Politik veranlassen, die ich als das Zurückdrängen der Schurkenstaaten bezeichne.
Ich würde sowohl interne als auch externe Kämpfer bewaffnen, ausbilden und ausrüsten, die letztlich die betreffenden Regierungen stürzen und freie, demokratisch gewählte Regierungen einsetzen würden." McCain tritt dafür ein, wenn nötig den Iran zu bombardieren, damit das Land keine Atomwaffen entwickelt.
Vergangenes Jahr wurde er dabei gefilmt, wie er zur Melodie des Beach-Boys-Titels "Barbara Ann" "Bomb, bomb Iran" sang. ...
...
Der Russenhass des amerikanischen Establishments ist bei McCain noch stärker ausgeprägt als üblich. Hinzu kommt bei ihm besonders große Sympathie für Georgien und für die Wiederherstellung der georgischen Herrschaft über Abchasien und Südossetien. McCain befürwortet den Ausschluss Russlands aus dem Industrienationenklub G8 und setzt sich, ähnlich wie Scheunemann, vehement für einen schnellen Nato-Beitritt Georgiens und der Ukraine ein. Scheunemann hat
der gegenwärtigen US-Außenministerin Condoleezza Rice sogar vorgeworfen, gegenüber Russland Beschwichtigungspolitik zu betreiben.
...Trotz seiner kriegerischen Neigungen hat der scheidende US-Präsident
George W. Bush immer gewusst, wie man China und sogar Russland mit Bedacht und Diplomatie behandelt. Kann man sich bei McCain auf ähnliches Verhalten verlassen?
...
Nicht nur die amerikanischen Wähler, auch die europäischen Regierungen sollten die nächsten neun Monate bis zum Amtsantritt des nächsten US-Präsidenten nutzen, die Folgen abzuwägen, die eine Wahl McCains für sie hätte.
Sie sollten sich fragen, wie sie eine Regierung McCain vom Zündeln abhalten. Oder wie sie, falls nötig, Europa vor den resultierenden Flächenbränden schützen können.
http://www.ftd.de/meinung/kommentare/335398.html?p=1