Original geschrieben von MegaVolt
Deine Empörung ist reiner Selbstbetrug.
Schlimmeres passiert täglich in weiten Teilen der Welt. Und niemanden interessiert es. Niemand interessiert sich wirklich für das Leid anderer Menschen (das er nicht sehen kann). So sind wir nunmal. Aber wir wurden so erzogen, dass wir ja so tun müssen, als würden wir Leid (auch wenn wir es nicht sehen können) ganz schlimm finden. Deshalb schwingen wir große Reden und empören uns genau wie du hier gerade und spenden eventuell auch mal ein wenig - und beruhigen damit unser Gewissen, zeigen uns vor anderen als "gut" und machen praktisch dennoch nichts, um Leid zu verhindern.
Deine Schlussfolgerung ist also, dass dem Menschen (gegen seine Natur?) erst Mitleid anerzogen werden muss? Das ist doch Schwachsinn.
Mitleid kann schon bei Affen beobachtet werden und es ist sehr wahrscheinlich, dass sich das Gefühl entwickelt hat, weil es irgendeinen Vorteil bringt.. wahrscheinlich ist die Gruppe einfach stärker, wo sich die Individuen untereinander "selbstlos" helfen.
Zudem gibt es Mitleid und ähnliches in jeder menschlichen Kultur und ich denke auch Kinder, die völlig ohne unseren moralischen Kanon erzogen werden, würden Mitleid empfinden.
Ich würde also eher sagen, dass man gegen seine Natur handelt, wenn man sich nicht empört, wenn man Leid sieht (oder eher: davon erfährt). Ja eigentlich ist eher(!) derjenige "unmenschlich", der sein Mitleid unterdrückt.
Wir dürfen nicht vergessen, dass es um ein Gefühl geht und die sind immer irrational. Wenn du einen Tiger auf dich zurennen siehst, dann hast du Angst; wenn du ein verhungerndes Kind auf der Straße siehst, dann hast du Mitleid. Das Gefühl an sich ist nicht gut oder schlecht.