Das Problem ist aber, dass auch der beste General mit einer demoralisierten Truppe keinen Krieg gewinnen wird und wenn ich deiner Analogie folgen darf, bist Du in dieser Position nichts weiter als ein Zivilist. Dein Bezug zu diesem Thema ist ausschließlich die "Statistik" und du glaubst ernsthaft, dass dir diese ein umfassendes Bild vermittelt, wenn schon bei der Auswahl der Kennzahlen fachliche Fehler vorliegen.
Völlig absurder Post. Ich beschäftige mich jetzt schon einer Weile mit dem Thema Kriminalität (und ihre Interaktionseffekte mit der Politik) professionell und ich kann dir aus eigener Erfahrung sagen, dass der durchschnittliche Erkenntnisgewinn eines Jurastudiums in etwa der Lektüre eines halben Kriminologie-Fachartikels gleichkommt, also quasi Null. Selbst der durchschnittliche Strafverteidiger/Staatsanwalt/Richter ist maximal Praktiker und genauso wenig wie ich einem Betriebswirt Einschätzungen der gesamtwirtschaftlichen Lage zutraue, würde ich allzu viel auf die Meinung dieser Berufsgruppen bzgl. Kriminalitätsaufkommen geben. Insbesondere weil es das Äquivalent zu einem Volkswirtschaftler zur Begutachtung der Gesamtwirtschaft ja auch in diesem Fall gibt: Kriminologen. Nach meiner Erfahrung ist jemand der in einem statistikaffinen Bereich arbeitet in der Regel um Welten besser darin die Gesamtlage zu verstehen als der durchschnittliche Jurist, wenn er sich ein bisschen damit beschäftigt. Siehe auch Benraths völlig angebrachte Fragen nach Kausalität, Zeittrend etc.
Babautz: Ich glaube du hast in meinen Post mehr reingelesen als da drin ist. In keiner Weise habe ich behauptet, dass wir Paneldaten bzgl. der Radikalisierung von Polizisten oder auch nur irgendwem hätten. Echte Sozialwissenschaft ist mit der Mehrheit der Daten bzgl. Kriminalität btw auch gar nicht zu machen, weil man von einem Endogenitätsproblem ins Nächste stolpert. Effektiv können wir wie du auch sagst wenig sagen, weil wir den Zähler überhaupt nicht kennen. Meine Vermutung ist, dass wir es hier mit einem klassischen "Outlier Detection" Problem zu tun haben, wie bei der Radikalisierungsforschung generell. Das Problem mit Heators Erklärung ist, dass sie de facto nicht wirklich etwas erklärt: Selbst wenn wir mal annehmen, dass die Kriminalitätsbelastung durch Menschen mit Migrationshintergrund tatsächlich absolut (!) ansteigt, trifft das doch auf eine riesige Zahl von Polizisten zu. Gleichzeitig gehen glaube ich alle davon aus, dass nur ein kleiner Teil der Polizei in Deutschland tatsächlich radikal xenophobe Denkmuster an den Tag legt. Im besten Fall kann Heators Erklärung also notwendig sein, aber sie ist nicht hinreichend und auch pure Spekulation, weil wir nicht wissen, ob diese Denkmuster tatsächlich bei Polizisten in Großstädten mit hohem Ausländeranteil relativ häufiger vorkommen als bei Polizisten "auf dem Land", wo Ausländerkriminalität einen deutlich geringeren Prozentsatz am Anteil der Gesamtkriminalität stellen dürfte. Letztendlich erscheint mir das wie motivated reasoning, um Heators Herzenswunsch nach einem "härteren Umgang" mit Kriminalität durch die Hintertür zu rechtfertigen, aber das ist doch völlig verquer: Selbst wenn er Recht hätte ist es immer noch wesentlich einfacher, die schwarzen Schafe auszusortieren, die mit conditional probabilities nicht klarkommen [P(Ist Krimineller|Ausländer) ≠ P(Ausländer| Ist Krimineller).
Eisen: Ich sage (natürlich) nicht dass man entweder xenophob auf die Welt kommt oder nicht. Aber bis man 18 ist hat man eine Menge Umwelteinflüsse mitgenommen, da ist keine tabula rasa. Wer dann Migrantenkriminalität noch selektiv wahrnimmt*, der ist halt nicht für den Job geeignet, genau wie wenn jemand der Grundschule unterrichten will nicht mit Kindern kann.
Heator: Imho hat tic0r das beste Gegenargument bereits gebracht. Es ist ja nicht so, dass das Klientel, das du dir vorstellst, nur von Polizisten bedient wird, sondern eben auch von Sozialarbeitern, Lehrern, Feuerwehrleute, Rettungssantitär usw. Glaubst du in den Berufsgruppen finden sich im selben Maß Leute mit rechtsradikalen Ansichten wie bei der Polizei? Das erscheint mir nämlich abwegig.
*damit meine ich nicht unbedingt dass derjenige überschätzt, was das der Anteil ist, den Migranten zum Kriminalitätsaufkommen beitragen sondern wie hoch der Anteil von Migranten ist, die ernste Probleme haben, sich an die deutschen Strafgesetze zu halten